Werbung für Ölförderung


© Moisés Pérez

Repsol hat die Kampagne „Proyecto Canarias“ ins Leben gerufen

Während Repsol eine intensive Kampagne betreibt, um die Canarios von den Vorzügen der Probebohrungen und einer eventuellen Ölförderung zu überzeugen, und weitere Details zu den Sondierungen bekannt werden, liefern sich Regionalpräsident Paulino Rivero und Industrieminister José Manuel Soria ein sich zuspitzendes Wort- und Machtgefecht.

Repsol will Canarios umstimmen

Neben ganzseitigen Werbeanzeigen in der spanischen Presse, in denen die Vorteile von Probebohrungen vor Augen geführt werden, versucht Repsol seit Kurzem auch, über die Internetdomain proyectocanarias.repsol.com die Canarios umzustimmen und für ihr Vorhaben zu begeistern. Dieses soll vollkommen „kompatibel“ mit dem Tourismus-Geschäft – wie schon „in Norwegen, den USA und Brasilien“ – und der Fischerei sein. Auch verspricht Repsol, die Risiken der Probebohrungen seien „minimal“ und auf den Kanaren „praktisch nicht existent“, schließlich würde bei den Sondierungen kein Öl gefördert. Darüber hinaus würden die Umweltbestimmungen „strikt“ eingehalten werden. Auch würde man bei einer eventuellen Förderung nicht die umstrittene Fracking-Technik anwenden. Die millionen- bis milliardenschweren Investitionen sollen der kanarischen Wirtschaft in direktem Maße zugute kommen und die Ölförderung „3.000 bis 5.000“ Arbeitsplätze schaffen.

Die Kanarenregierung will Repsol diese schönen Argumente nicht abkaufen und unterstellt dem Konzern, die Risiken abzuschwächen und die Fracking-Methode sehr wohl  anwenden zu wollen. Aufgrund der bestehenden Risiken seien Ölförderung und Tourismus auf keinen Fall vereinbar. Ein Ölaustritt hätte schwerwiegende Folgen, u.a. für die Wasserversorgung, denn ein großer Teil des Trinkwassers werde aus dem Meer gewonnen, hält die Regionalregierung dagegen.

Volksbefragung im November

Aufgrund der jüngsten Ereignisse, sprich der Erteilung der letzten noch ausstehenden Genehmigung und der Ankündigung Repsols, im Herbst mit den Probebohrungen zu beginnen (das Wochenblatt berichtete), will Kanarenpräsident Paulino Rivero die geplante Volksbefragung vorziehen.

Weil die Ölförderung Kompetenz des Staates ist und dieser ein Referendum zu der Frage „Sind Sie einverstanden mit den Repsol gestatteten Probebohrungen vor den kanarischen Küsten?“ nicht gestatten würde, will die Kanarenregierung nun eine neue Frage entwerfen, die in Zusammenhang mit einem ihrer Kompetenzbereiche – wie dem Tourismus oder der Umwelt – steht. Um diese Volksbefragung für alle Canarios und Residenten durchführen zu können, ist eine Gesetzesänderung erforderlich.

Im November könnte die Volksbefragung dann durchgeführt werden.

Staat und Region im Streit

Auf diese Ankündigung reagierte Industrieminister – und ewiger Erzfeind von Regionalpräsident Paulino Rivero – José Manuel Soria, umgehend mit den Worten, eine solche Volksbefragung sei illegal, durch den Staat nicht hinnehmbar und könne schlichtweg nicht stattfinden. Prompt ließ Rivero verlauten, eine Befragung sei sehr wohl legal und werde auf jeden Fall durchgeführt. Der Kanarenpräsident rügte, dass der Staat und der Minister die ablehnende Haltung der Canarios ins Lächerliche ziehen würden. Doch die Bevölkerung würde sich nicht von den Gegenstimmen aus Madrid kleinkriegen lassen und jetzt erst recht gemeinsam den Kampf gegen die Sondierungen führen, kündigte ein entschlossener Rivero an.

Kanaren-Vizepräsident José Miguel Pérez erklärte gar, Soria verfüge nicht über das Format eines Ministers und würde „vom Hochmut“ geblendet. Regierungsvertreter Jorge Rodríguez wiederum prophezeite, der Minister müsse bald Rechenschaft ablegen.

Woraufhin Soria umgehend jegliche Zuwendung Repsols an seine Person abstritt.

Neue Details zu den Sondierungen

Repsol wird zuerst an der „Sandía“ genannten Stelle den Bohrer ansetzen, und zwar ohne Beteiligung der früheren Partner Woodside und RWE Dea. Der spanische Konzern schätzt die Chancen, dort auf Öl zu treffen, auf 19%, bei der als zweite angesetzten Bohrstelle „Chirimoya“ auf 17%. Für die Sondierungen soll das Bohrschiff Rowan Renaissance eingesetzt werden, das derzeit vor Angola operiert. Die Probebohrungen sollen zwischen zwei und vier Monaten andauern. Stößt der Konzern auf Öl, könnte die Förderung zwischen 20 bis 30 Jahren andauern.

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