Gemeinschaftsprojekt der kanarischen Universitäten und DISA
Biodiesel aus der genügsamen Jatrofa-Pflanze – das ist ein ehrgeiziges Projekt, welches die kanarischen Universitäten von La Laguna (ULL) und Las Palmas de Gran Canaria (ULPGC) auf Fuerteventura durchführen.
Empfindliche Einschnitte bei den Fördermitteln hätten den vielversprechenden, im Jahr 2007 begonnenen Anbau des Wolfsmilchgewächses beinahe scheitern lassen. Nach zwei Jahren Stillstand kam schließlich im Jahr 2011 der Energiekonzern DISA dazu und steuerte die fehlende Million Euro bei, die nötig war, um die Forschungsarbeit fortzuführen. Über zwanzig Wissenschaftler aus den Fachbereichen Chemieingenieurwesen, Bodenkunde und angewandte Wirtschaftswissenschaften der ULL und ULPGC arbeiten unter der Leitung der Geologieprofessorin Marisa Tejedor an dem Projekt mit, das sowohl industrielle als auch ökologische, landwirtschaftliche und sozioökonomische Ziele verfolgt und auch eine Weitervermittlung der Forschungsergebnisse an andere Trockenheitsgebiete anstrebt.
Die bemerkenswerte Pflanze, um die sich all das dreht, ist die Purgiernuss (Jatropha curcas) aus der Gattung der Brechnüsse. Ursprünglich heimisch in Mittel- und Südamerika und der Karibik wurde sie durch niederländische und portugiesische Seefahrer nach Asien und Afrika gebracht. Sie ist sehr genügsam, kann auf Böden angebaut werden, die ansonsten für die Landwirtschaft nicht nutzbar wären, hat ein produktives Leben von bis zu 50 Jahren, und ihre Samen haben einen Ölanteil von bis zu 60%.
Dies alles macht Jatrofa zu einer sehr interessanten Pflanze für die Produktion von Biodiesel. Darüber hinaus ergeben die Reste aus der Ölgewinnung einen sehr ergiebigen Dünger. Ihr Anbau kann der Versteppung der Landschaft entgegenwirken, was gerade auf Fuerteventura von besonderer Bedeutung ist. Sie muss nicht mit dem Anbau von Nahrungspflanzen in Konkurrenz treten, weil sie mit weniger guten Böden auskommt, und sie kann in trockenen Gebieten eine zusätzliche Einnahmequelle für die Menschen werden, ihnen aber auch Brennstoff für Lampen, Kochstellen und Kerzen für den Eigengebrauch liefern.
Auf Fuerteventura experimentieren die Wissenschaftler mit verschiedenen alternativen Bewässerungsmethoden wie geklärten Abwässern und Wasser aus Entsalzungsanlagen. Und sie untersuchen die ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen des Jatrofa-Anbaus.
Die Insel scheint besonders gut für den Anbau der Purgiernuss geeignet zu sein, denn die jungen Pflanzen trugen schon im ersten Jahr Samen. Dies wurde weltweit noch nie beobachtet. Der Ertrag liegt bei bis zu einer halben Tonne Biodiesel pro Hektar Anbaufläche.
Wenn das Projekt von Erfolg gekrönt ist, wäre dies der erste auf den Kanarischen Inseln erzeugte Biokraftstoff, und könnte einen neuen Wirtschaftszweig begründen. Auf diesen Punkt ging auch Kanarenpräsident Paulino Rivero bei einer Pressekonferenz zur Präsentation der Resultate des Feldversuchs ein, als er dafür plädierte, die Wirtschaft der Inseln zu diversifizieren und nicht wieder in das Modell der einseitigen Abhängigkeit von Tourismus und Bauwirtschaft zurückzufallen.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]