Sechs Personen, darunter zwei Gemeinderatsmitglieder, wurden im Rahmen der „Operación Paraiso“ verhaftet
Knapp einen Monat nach den Regional- und Kommunalwahlen erschüttert ein weiterer Korruptionsfall die Kanarischen Inseln. Diesmal betrifft es San Bartolomé de Tirajana auf Gran Canaria, eine der wichtigsten Touristikgemeinden der Insel. Die Ermittlungen in dem Fall liefen zwar bereits seit Oktober vergangenen Jahres, doch die Bombe platzte erst am 28. Juni.
Im Rahmen der sogenannten „Operación Paraiso“ durchsuchte die Polizei die Räumlichkeiten der Gemeindeverwaltung sowie Privathäuser und nahm sechs Personen fest. Hauptverdächtiger ist dabei Francisco Guedes, der bis Herbst vergangenen Jahres als Parteimitglied der Sozialisten (PSOE) Vize-Bürgermeister und Ressortleiter für Straßen und öffentliche Bauarbeiten in der Gemeinde war.
Nachdem jedoch der Verdacht aufgekommen war, dass er sein Amt für korrupte Geschäftemacherei missbrauchte, wurde er von der Partei ausgeschlossen. Seit den vergangenen Gemeindewahlen agierte er als Stadtrat für die Partei Centro Canario Nacionalista (CCN), hatte aber kein bestimmtes Amt inne. In der Anklageschrift wird ihm Bestechlichkeit, Veruntreuung öffentlicher Gelder und Vetternwirtschaft vorgeworfen.
Monatelang war sein Telefon abgehört worden, wobei die Ermittler erdrückendes Beweismaterial gegen ihn und seinen Sohn Jonás Guedes, der ebenfalls verhaftet wurde, zusammentragen konnten. Ebenso wie in den zahlreichen anderen Korruptionsfällen, die im Laufe der letzten Jahre in vielen Gemeinden Spaniens aufgedeckt wurden, ließ auch er sich ganz offensichtlich illegale Baugenehmigungen teuer von den interessierten Bauherren bezahlen.
Des Weiteren soll er auf andere Gemeinderessorts Druck zugunsten seiner „spendablen Kunden“ ausgeübt und die ihm als Vize-Bürgermeister zustehenden institutionellen Hilfsmittel schamlos für eigene Interessen ausgenutzt haben.
Zusammen mit ihm und seinem Sohn wurden noch der Gemeindesekretär Antonio Muñiz González sowie drei kanarische Unternehmer verhaftet, von denen einer – Alejandro Navarro Miñon, Besitzer des Bauunternehmens Mazotti – zu allem Überfluss auch in den Korruptionsfall von Telde verwickelt ist.
Untersuchungshaft für Guedes und Navarro Miñon
Nach dem Verhör aller Verhafteten ordnete die leitende Richterin Almudena de la Rosa Marqueño Untersuchungshaft für Francisco Guedes und Alejandro Navarro Miñon an. Die vier übrigen Verdächtigen wurden ohne Zahlung einer Kaution wieder auf freien Fuß gesetzt, die Anklage wegen Bestechung, Vetternwirtschaft und Veruntreuung bleibt jedoch auch gegen sie bestehen. Jonás Guedes wird sich außerdem wegen Geldwäsche verantworten müssen. Alle vier haben sich jeden 1. und 15. des Monats bei Gericht zu melden.
Guedes und Navarro Miñon sollen beide im Rahmen des Verhörs zugegeben haben, dass Navarro Miñon dem ehemaligen Vize-Bürgermeister von San Bartolomé de Tirajana Bestechungsgelder für gewisse Vorteile bei der Abwicklung von Genehmigungen und ähnlichen Formalitäten gezahlt hatte.
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