Die kleine Insel strebt bis 2010 eine Stromversorgung ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen an
Die kleinste der Kanaren, El Hierro, von der UNESCO zum Weltbiosphärenreservat erklärt, hat Großes vor. In der zerklüfteten Landschaft der knapp 278 qkm großen Insel leben etwa 10.000 Menschen, die weltweit zu einem Vorbild werden sollen. An dem Projekt „El Hierro – 100% erneuerbar“ wird seit Jahren gestrickt. El Hierro möchte zum Trendsetter innerhalb und auch außerhalb der EU werden.
Das Vorhaben, das auch in Brüssel auf Zustimmung gestoßen ist und von dort aus sowie von verschiedenen Institutionen unterstützt wird, beruht auf der Grundidee des Umweltschutzes, der in einem so begrenzten Gebiet wie einer kleinen Insel besondere Bedeutung erlangt. Mit einem Wind- und Wasserkraftwerk soll — planmäßig schon in drei Jahren – die ganze Insel versorgt werden.
Bis 2010 soll nämlich der gesamte Strombedarf auf El Hierro ausschließlich durch saubere Energie gedeckt werden. Dies ist das langjährige ehrgeizige Ziel der Inselverwaltung, das jetzt in Madrid von Cabildo-Präsident Tomás Padrón besiegelt wurde.
Eine Versorgung der Insel zu 100% mit sauberer Energie ist angesichts ihrer klimatischen Voraussetzungen, Größe und Bevölkerungsdichte durchaus umsetzbar. Die kaum vorhandene Industrie auf der Insel und der dadurch eher geringe Stromverbrauch begünstigen das Pionierprojekt. Letztendlich führt die Technik eines Hochdruckwasserkraftwerks mit Maßanfertigung an die lokalen Gegebenheiten zum Ziel. Aus einem Staubecken mit einem Fassungsvermögen von 500.000 Kubikmetern (ein natürlicher Vulkankrater) wird das Wasser über eine Fallhöhe von 682 Metern in ein 225.000 Kubikmeter fassendes Unterbecken geleitet. Die für den Wasserkreislauf notwendige Pumpstation wird durch Strom aus einem Windkraftwerk angetrieben. Im Falle eines Ausfalls des Wasserkraftwerks wird ein Dieselmotoren-Werk bereit stehen. Unter günstigen Bedingungen im Windkraftwerk erzeugter überschüssiger Strom wird für den Betrieb der beiden Meerwasserentsalzungsanlagen der Insel in das Netz eingespeist werden.
Eines der bemerkenswertesten Ergebnisse dieser umweltfreundlichen Energiegewinnung ist die Senkung der für den Treibhauseffekt mitverantwortlichen Kohlendioxid-Emissionen um jährlich 18.700 Tonnen, eine erhebliche Senkung der für den sauren Regen verantwortlichen Schwefeldioxid-Emissionen um jährlich 100 Tonnen sowie eine Reduktion der Stickoxid-Emissionen um 400 Tonnen im Jahr. Außerdem wird es das Kraftwerk ermöglichen, auf 6.000 Tonnen Diesel im Jahr zu verzichten, die bislang per Schiff auf die Insel gelangen. Alles in allem ist die Ersparnis an umweltschädigenden Stoffen erheblich.
Von der Utopie zur Wirklichkeit
Am 21. März unterzeichneten in Madrid Vertreter der Inselverwaltung von El Hierro und des spanischen Industrieministeriums das definitive Abkommen, das die Umsetzung der noch vor 10 Jahren als utopisch bezeichneten Pläne ermöglichen wird. El Hierros Cabildo-Präsident Tomás Padrón und der Vorsitzende des Instituts für Diversifikation und Stromersparnis des Industrieministeriums, Enrique Jiménez, setzten ihre Unterschrift unter ein Dokument, das von Padrón als historisch bezeichnet wurde. Damit ist die Finanzierung des auf 54,3 Millionen Euro geschätzten Projektes besiegelt, die von der spanischen Regierung, der kanarischen Regierung, dem Cabildo von El Hierro und dem Energiekonzern Unelco-Endesa übernommen wird.
Tomás Padrón begrüßte die dadurch endgültige Freigabe des Projektes und stellte fest: „Jetzt gibt es kein Zurück mehr.“ Padrón erinnerte auch an „die harte Pilgerreise“ zu den verschiedensten Behörden, um das Vorhaben „El Hierro – 100% erneuerbar“ vorzustellen und so Zug um Zug die notwendige Unterstützung zu bekommen.
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