Die Gorch Fock kommt!


© Bundeswehr

Das Segelschulschiff wird am 23. April im Hafen von Santa Cruz de Tenerife erwartet

Am 23. April wird gegen 10 Uhr ein gern gesehener Gast im Hafen von Santa Cruz erwartet. Das deutsche Segelschulschiff Gorch Fock wird Teneriffa nach vierjähriger Abwesenheit wieder anlaufen. Schon die Jungfernfahrt (1959) führte die Gorch Fock nach Teneriffa und seither ist der Windjammer mit den weißen Segeln für die Hafenstadt Santa Cruz so etwas wie ein netter alter Bekannter geworden.

Kapitän zur See Norbert Schatz hat bei diesem Besuch das Kommando über etwa 220 Personen, darunter die maximal 160 Lehrgangsteilnehmer, allesamt angehende Offiziere und Unteroffiziere der Marine der Bundesrepublik Deutschland. Sie erhalten hier praktische und theoretische Ausbildung.

Zwar ist die Besatzung immer wieder neu, doch das Schiff ist dasselbe. Die Dreimastbark wurde in Hamburg bei Blohm & Voss gebaut und lief am 23. August 1958 vom Stapel. Die Maße des schnittigen Seglers:  81,25 Meter ohne und 89,32 Meter über Bugspriet. Die Gorch Fock ist 12 Meter breit und hat einen mittleren Tiefgang von 5,25 Metern. Ihre Verdrängung wird mit 1.760 Tonnen angegeben. Sie hat 1.660 PS und macht unter Maschine maximal 12 Knoten, unter Segel maximal 16 Knoten. Die Gesamtfläche der Segel beträgt 2037 qm. Das Schiff ist umweltschutzgerecht ausgerüstet und verfügt in diesem Sinne über Bilgenwasserentöler, Aufbereitungsanlagen für Toilettenabwasser und Schmutzwasser sowie eine Müllpresse.

Die Ausbildung auf einem Segelschulschiff

Die heutige Gorch Fock ist eigentlich die Gorch Fock II. Ihr 1933 gebauter Vorgänger wurde kurz vor Kriegsende vor der Insel Rügen von der eigenen Besatzung versenkt. 1947 wurde das Schiff von der Sowjetunion geborgen, bis 1951 instandgesetzt und unter dem Namen Towarischtsch von der sowjetischen Handelsflotte übernommen. Das 1995 für seeuntüchtig erklärte Schiff wurde 1999 nach Wilhelmshaven überführt. Die Spenden- initiative „Rettet die Towarischtsch” hatte 1997 bereits 1,5 Millionen DM zusammengebracht.

Weitere Schwesterschiffe der Gorch Fock sind die Eagle, die Sagres, die Mircea und die 1947 im Skagerrak versenkte Herbert Norkus. Die 1936 gebaute ehemalige Horst Wessel wurde nach Kriegsende als Reparationsleistung in die USA überführt und läuft seither unter dem Namen Eagle.

Die 1937 gebaute Albert Leo Schlageter wurde 1944 von den Alliierten beschlagnahmt, 1948 nach Brasilien verkauft und 1961 an Portugal weiterverkauft, wo sie seither unter dem Namen Sagres fährt. Die 1938 von Blohm & Voss für Rumänien gebaute Mircea ist das einzige Schwesterschiff der Gorch Fock I, das tatsächlich genau baugleich konstruiert wurde.

Nach über 40 Jahren Dienstzeit erfreut sich die Gorch Fock in der Öffentlichkeit einer solch hohen allgemeinen Zustimmung und eines solchen Wohlwollens, dass sie heute in Deutschland sowie international bekannter ist als ihr Namensgeber. Das Schiff ist benannt nach dem deutschen Dichter und Schriftsteller Johann Kinau (1880 – 1916), der unter dem Pseudonym Gorch Fock zahlreiche platt- und hochdeutsche Gedichte und Geschichten geschrieben hat. Sein bekanntestes Werk ist „Seefahrt ist not”. Der Titel könnte auch eine offizielle Publikation der Bundesmarine zur Gorch Fock perfekt überschreiben. Da heißt es:

„Die Ausbildung auf einem Segelschulschiff hat in Deutschland eine lange Tradition. Trotz modernster Technik in der Marine ist der Ausbildungsabschnitt Segelschulschiff nach wie vor von großer Bedeutung. Nirgendwo wird der Einfluss des Wetters auf Schiff und Besatzung so intensiv erlebt und zur gesicherten Erfahrung wie auf einem Großsegler. Nirgendwo sonst wird die menschliche Abhängigkeit voneinander so deutlich zur Gewissheit, wie in den Rahen der Gorch Fock bei einer Sturmfahrt.

Die Bedeutung der Seemannschaft als berufsspezifische Grundlage der Seefahrt kann nur auf einem von Wind und Wetter abhängigen Segler glaubhaft vermittelt werden. Außerdem erzieht die ungewohnte Enge und der Mangel an Komfort zur Kameradschaft, Rücksichtnahme und fördert den Teamgeist – alles Eigenschaften, die für den Dienst an Bord auch der supermodernen Boote und Schiffe unerlässlich sind.“

Besichtigungen

Für die aus der deutschen Kolonie geladenen Gäste wird sicherlich der traditionelle Cocktail an Bord am 23. April ein Highlight sein. Für das allgemeine Publikum bieten die “Tage des offenen Schiffs” die Möglichkeit, das Segelschulschiff aus der Nähe kennenzulernen und zu erkunden. Am 24. und 25. April wird die Gorch Fock voraussichtlich ab 15 Uhr Besucher willkommen heißen. Nähere Informationen zu Besichtigungen hat das deutsche Honorarkonsulat in Santa Cruz (Tel. 922 24 88 20).

Lebenslauf

Kapitän Norbert Schatz

Kapitän zur See Norbert Schatz wurde am 14. Februar 1957 in Freiburg/Breisgau geboren und wuchs in Bodman am Bodensee auf.

Nach dem Abitur absolvierte er seine Offiziergrundausbildung. Kapitän zur See Schatz durchlief seine Ausbildung als Kadett auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“ und auf der „Deutschland“, gefolgt von dem Offiziergrundlehrgang an der Marineschule Mürwik in Flensburg. Nach dem Abschluss begann das Studium an der Bundeswehruniversität in München, was er 1981 erfolgreich beendete. 1982 übernahm Norbert Schatz den ersten Dienstposten auf einer seegehenden Einheit auf den Fregatten „Emden“ und „Lübeck“. 1984-1986 durchlief er die erste Verwendung an Bord der „Gorch Fock“ als Segeloffizier. Dieser Tätigkeit schloss sich der Posten als Inspektionschef in Glückstatt an. Es folgte der B-Lehrgang U-Jagd und bis 1991 eine 3-jährige Verwendung auf der Fregatte „Niedersachsen“. Erneut auf die „Gorch Fock“ versetzt, bekleidete Kapitän zur See Norbert Schatz für 2 Jahre den Dienstposten als Divisionsoffizier II, in Nebentätigkeit als Presse- und Fernmeldeoffizier.

1994 schloss er den 34. ASTO-Lehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg erfolgreich ab und wechselte als Referent in den Führungsstab der Marine. 1997-1999 übernahm er den Dienstposten als Erster Offizier auf der „Gorch Fock“. Es folgte eine weitere Verwendung als Erster Offizier, fortan auf der Fregatte „Brandenburg“, ehe die erste Kommandantenzeit im Jahr 2000 auf der Fregatte „Bayern“ begann. Seit dem 9. Februar 2006 ist Kapitän zur See Schatz Kommandant der „Gorch Fock“.

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.