El Hierro wird als erstes sich selbst mit erneuerbaren Energien versorgendes Gebiet weltweit in die Geschichte eingehen
Am 6. August kam Alpidio Armas als Präsident des Betreiberunternehmens Gorona del Viento und gleichzeitig als Cabildo-Präsident die Ehre zu, die Fertigstellung von El Hierros Windwasserkraftwerk zu verkünden.
Das revolutionäre Kraftwerk soll die kleinste Kanareninsel weltweit zum ersten Gebiet erheben, das sich allein mit erneuerbaren Energien selbst versorgen kann. Doch aufgrund ausstehender administrativer Entscheidungen ist noch ungewiss, wann das Windwasserkraftwerk in Betrieb gehen kann.
Pionierarbeit von El Hierro
Am 21. März 2009 unterzeichnete der damalige Cabildo-Präsident Tomás Padrón mit dem Industrieministerium das entsprechende Abkommen zum Bau des Windwasserkraftwerks. Das unter dem Motto „El Hierro – 100% erneuerbar“ stehende, weltweit einzigartige Vorhaben sollte die kleinste Kanareninsel in Sachen Stromversorgung in ein autarkes, vollkommen unabhängiges Gebiet verwandeln, das die in der Natur vorhandenen sogenannten erneuerbaren Energien nutzt, auf Erdöl komplett verzichten kann und die Umwelt nicht belastet.
Das Pionierprojekt erweckte weltweites Interesse. Delegationen aus der ganzen Welt statteten in den folgenden Jahren El Hierro einen Besuch ab, um mehr über das revolutionäre Windwasserkraftwerk zu erfahren, internationale Medien berichteten über die „central hidroeólica“, das Betreiberunternehmen Gorona del Viento – an dem das Cabildo, Endesa und das Technologische Institut der Kanaren (ITC) beteiligt sind – wurde mit Preisen und Anerkennungen überhäuft.
Die Fertigstellung des ursprünglich mit 54,3 Millionen Euro veranschlagten Projektes war für Anfang 2011 vorgesehen, doch mit der Zeit stiegen die Kosten auf 64,7 Millionen Euro und die Fertigstellung verzögerte sich um mehr als zwei Jahre.
Ausgeklügeltes System
Das Windwasserkraftwerk besteht aus einem Windpark, einer Pumpanlage, zwei Wasserbecken, einem Turbinenwerk, einer Verteilerstelle und einem Dieselgenerator.
Der Windpark, bestehend aus fünf in Deutschland hergestellten Windkraftanlagen Enercon E-70, deren Transport nach El Hierro und die dortige Installation für die Hersteller und Betreiber zur wahren Herausforderung wurde, produziert den Strom zum Betrieb der Entsalzungsanlage und der Pumpen, welche das Meerwasser entsalzen bzw. aus dem unteren Auffangbecken mit einer Kapazität von 150.000 m³ in das über 680 m höher gelegene Becken mit einer Kapazität von 500.000 m³ pumpen. Von dort aus schießt das Wasser durch PVC-Leitungen wieder den Berg hinunter in das untere Becken und treibt dabei die Turbinen an, welche den endgültigen Strom produzieren. Die in Elektrizität umgewandelte, saubere Energie wird über die Verteilerstelle ins Netz geleitet. Den Berechnungen zufolge wird die Produktion den Inselbedarf überschreiten, sodass sogar Strom verkauft werden kann. Der Dieselgenerator ist nur für den Notfall bestimmt.
Energetisch unabhängig und fast emissionsfrei – weltweit ein Vorbild
Tatsächlich eignet sich El Hierro wegen der klimatischen Verhältnisse, der Größe und der geringen Bevölkerungsdichte vorzüglich für den ausschließlichen Betrieb des Windwasserkraftwerks, welches der Insel energetische Unabhängigkeit verleiht und gleichzeitig den Ausstoß schädlicher Umweltgase erheblich verringert. Das Werk soll jährlich für eine Senkung der Kohlendioxid-Emissionen um 18.700 Tonnen, der Schwefeldioxid-Emissionen um 100 Tonnen und der Stickoxid-Emissionen um 400 Tonnen sorgen. Ist darüber hinaus die Umwandlung des Inselfuhrparks in ausschließlich elektrisch betriebene Fahrzeuge einmal abgeschlossen (das Wochenblatt berichtete), wird es kaum mehr Abgase auf El Hierro geben.
Die letzte Hürde
Das Werk ist fertigstellt und abgenommen, laut Vorstandsmitglied Juan Manuel Quintero wurden sogar schon vereinzelte Tests durchgeführt. Doch – und hier kommt der große Haken – sei das Datum des Netzanschlusses derzeit ungewiss, weil die Nationale Energiekommission noch nicht entschieden habe, in welches Tarifsystem der vom Windwasserkraftwerk produzierte Strom einzuordnen sei.
Darüber hinaus sorgt der derzeit im Senat anhängige „Gesetzesentwurf zur Sicherung der Versorgung und Steigerung des Wettbewerbs bei den insularen und außerpeninsularen Energiesystemen“ bei den Mitgliedern des Vorstandes von Gorona del Viento für Kopfzerbrechen. Im Rahmen dieses Gesetzes soll auch die Trägerschaft von Pumpwerken festgelegt werden. Ramón Rodríguez von Endesa Canarias gab an, die neuen wirtschaftlichen Vorgaben an die Eigentümer von Pumpwerken würden für „große Probleme“ sorgen.
Cabildo-Präsident Armas jedenfalls versicherte, „wir werden ohne Zögern alle uns möglichen Anstrengungen unternehmen, damit das Windwasserkraftwerk im Eigentum von Gorona del Viento und damit auch im Eigentum der Herreños verbleibt, sowie die nötigen Verfahren abwickeln.“
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