Zwischenfälle mit gewalttätigen Fluggästen nehmen zu


IATA beklagt eine Zunahme von 16,5% wegen fehlender Gesetzgebung

Madrid – Die Zahl der Zwischenfälle mit Passagieren während des Fluges hat erschreckend zugenommen. Der Internationale Verband des Lufttransports IATA, dem mehr als 200 Fluglinien aus aller Welt angeschlossen sind, registrierte in seinem letzten Rechenschaftsbericht für 2015 10.854 Fälle von Auseinandersetzungen mit Passagieren. Das entspricht einer Steigerung von 16,5 % gegenüber dem Vorjahr.

Auf der Tagung im Dezember letzten Jahres hat IATA von den Staaten, darunter auch Spanien, gefordert, dem sogenannten Protokoll von Montreal beizutreten. Darin sind sämtliche strafbaren Handlungen genau definiert, und es ermöglicht den Fluggesellschaften, schwere Fälle vor Gericht zu bringen. Damit würden die zahlreichen gesetzlichen Lagunen der derzeitigen Normative geschlossen – der Konvention von Tokio aus dem Jahr 1963.

Der größte Teil der Zwischenfälle, von denen der internationale Verband berichtet, sind verbalen Charakters, Missachtung der Anordnung der Besatzung oder anderes unsoziales Verhalten. Doch ein bedeutender Prozentsatz von 11% bezieht sich auf physische Aggressionen gegenüber Mitreisenden und dem Flugpersonal oder Beschädigungen in der Maschine. Alkohol oder Drogen waren in 23% der Fälle mit im Spiel, die in der Regel vor dem Einstieg konsumiert worden sind.

In der Information von IATA heißt es weiter, dass mehr als 60% der Fälle inkorrekten Verhaltens von Fluggästen nicht angezeigt werden können, weil spezielle internationale Gesetze fehlen, die für die Airlines zuständig sind.

Der wichtigste Hindernisgrund besteht darin, dass nach der Konvention von Tokio der Staat für die Gerichtsbarkeit von Delikten an Bord zuständig ist, in dem das Flugzeug zugelassen wurde. Während das Land, in dem der Passagier von Bord geht, über keinerlei juristische Kompetenz verfügt und viele Zwischenfälle daher ungestraft bleiben.

Das Protokoll von Montreal korrigiert diese Lücken mit effizienten legalen Instrumenten. Doch es wurde bislang nur von 30 Ländern unterzeichnet, und lediglich acht haben es auch ratifiziert. Bei ihrem Treffen in Genf im vergangenen Dezember hat IATA 22 Staaten –  darunter auch Spanien – zum Beitritt zu diesem Protokoll aufgefordert. Weitere Staaten, die bislang noch nicht unterschrieben haben, sind China, Kanada, Frankreich, Kenia, Kuweit, Indien, Nigeria, Mexiko, Südafrika und Singapur.

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