Abschied von der „Dame der Telémaco“


Die „Dame der Telémaco“: Teresa García Arteaga (hier mit ihrem Ehemann) war 22 Jahre alt, als sie die riskante Überfahrt nach Venezuela wagte. Foto: EFE

Mit 91 Jahren verstarb in Venezuela die einzige Frau, die 1950 die gefährliche Überfahrt des letzten kanarischen Auswandererseglers miterlebte

Kanarische Inseln/Caracas – Am 13. Oktober 2018 ist Teresa García Arteaga im Alter von 91 Jahren in Cagua im venezolanischen Bundesstaat Aragua verstorben. Sie war die einzige Frau unter 170 kanarischen Männern, die 1950 die stürmische und gefährliche Atlantiküberquerung des letzten Auswandererschiffes Telémaco mitgemacht hat.

In den Jahren 1948 bis 1950 verließen mehrere Tausend Menschen in überfüllten Seglern ihre Heimat, um dem Hunger und der Armut auf den Inseln zu entkommen. Diese Zeit ist den Canarios bis heute in schmerzvoller Erinnerung geblieben. Die „Dame der Telémaco” ist ein Symbol dieser Ereignisse, und zahlreiche kana­rische Zeitungen brachten Nachrufe anlässlich ihres Ablebens.

Teresa García Arteaga wurde auf La Palma geboren und ist auf Teneriffa und La Gomera aufgewachsen. Im Alter von 22 Jahren ging sie am 9. August 1950 auf La Gomera an Bord der Telémaco, um sich mit ihrem Ehemann, der vorausgereist war, in Venezuela eine Existenz aufzubauen.

Der Segler von 27 Metern Länge und sechs Metern Breite, ausgelegt für zwanzig bis dreißig Passagiere, stach mit 171 Menschen an Bord in See. Wie Teresa García Arteaga vor Jahren in einem Interview erzählte, war das Schiff so überladen, dass man, wenn man die Hand über die Reling hinab ausstreckte, die Meeresoberfläche berühren konnte. Die Fahrt dauerte 39 Tage. Wie durch ein Wunder überstand das überfüllte Boot zwei schwere Stürme, bei denen die auf Deck festgezurrten Wasser- und Lebensmittelvorräte über Bord gingen. Auf die Schrecken der Stürme folgten Hunger, Durst und Hoffnungslosigkeit.

Am 30. Tag der Odyssee trafen sie auf den Öltanker „Campante”, der ihnen mit Wasser und Lebensmitteln aushalf. Zwei Tage später erreichten sie die Insel Martinique, wo ihnen großzügige Hilfe zuteilwurde, und sechs Tage danach kamen sie in La Guaira, Venezuela, an. Da die meisten Reisenden illegale Einwanderer waren, schwammen einige zum Ufer, um nicht festgenommen zu werden. 130 weitere Passagiere wurden zunächst für einen Monat auf der Insel Orchila interniert, konnten jedoch später in Venezuela bleiben. Nur acht Auswanderer, die als Besatzung der Telémaco galten, wurden in die Heimat zurückgeschickt.

Teresa Arteaga gehörte zu den wenigen, die legal einreisen konnten, weil ihr Mann es geschafft hatte, die notwendigen Papiere zu besorgen. Dem Ehepaar gelang es, sich in Venezuela eine Existenz aufzubauen. Sie bekamen drei Kinder und zahlreiche Enkel und Urenkel. Im Mai 2015 wurde Teresa im Alter von 87 Jahren vom spanischen Außenministerium mit dem Zivilen Verdienstorden (Orden del Mérito Civil, en su grado de oficial) ausgezeichnet. In die spanische Geschichte ist sie als die „Dama del Telémaco” eingegangen.

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