Adelstitel aberkannt


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König Felipe entzog Infantin Cristina den Titel „Herzogin von Palma“

König Felipe hat seiner Schwester Cristina offiziell den Titel Herzogin von Palma aberkannt. Dabei handelt es sich um einen weiteren Schritt der Distanzierung Felipes von seiner Schwester Cristina, die im Rahmen des Noós-Skandals 2014 wegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung angeklagt wurde.

Vor einigen Tagen erschien überraschend eine Meldung in den Medien: „König Felipe hat seiner Schwester Cristina offiziell den Titel Herzogin von Palma aberkannt“.  Doch die Infantin versucht, die Strategie des Königshauses zu torpedieren, die ihren Ehemann Iñaki Urdangarin isolieren möchte, um damit die Auswirkungen des „Korruptionsfalls Noós“ auf die spanische Monarchie zu relativieren.

Cristina de Borbón führt seit 1997 den Titel Herzogin von Palma, den ihr Vater ihr am Tag ihrer Hochzeit „geschenkt“ hatte. An dem Tag, als sie Iñaki Urdangarin heiratete, säumten mehr als 200.000 Menschen die Straße, um dem Brautpaar zuzujubeln.

17 Jahre später fuhr sie im Auto dieselbe Straße hinab, die zum Gerichtsgebäude von Palma führt und im Volksmund „Weg der Schande“ heißt, um aufgrund einer Anklage wegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung auszusagen. Bei dieser Gelegenheit musste das Innenministerium mehr als 200 Beamte bereitstellen, um die Prinzessin vor den protestierenden Bürgern zu schützen.

Ihre mutmaßliche Verstrickung in den Korruptionsfall Noós hat nicht nur ihr Image einer gewissen Modernität zerstört – die erste Frau der spanischen Monarchie, die einen Universitätstitel führt und zusammen mit einer Freundin in einem bescheidenen Apartment lebte. Sie hat auch der Popularität der Institution schwer geschadet, die sie viele Jahre lang repräsentierte. 

Seit König Felipe vor einem Jahr von seinem Vater den Thron übernommen hat, versucht er, das Prestige der Monarchie wieder aufzubauen, indem er sich von seiner Schwester distanziert. Sie gehört zwar offiziell nicht mehr zur königlichen Familie, fügt dieser aber weiterhin Schaden zu. Der Palast hat niemals verheimlicht, dass eine Entscheidung den großen Druck, welchen der Fall Noós auf die Krone ausübt, von ihr nehmen könnte: Den Verzicht der Infantin auf ihr Thronfolgerecht. Doch das hat Cristina immer abgelehnt. Sie betrachtet die Anklage wegen Geldwäsche und Steuerhintezriehung als eine Art der Konspiration gegen sie. Sie hält sich für ein Bauernopfer und lehnt es ab, die Vorgaben des Zarzuela-Palastes zu befolgen und hält die Strategie der Isolierung für eine Vorverurteilung durch ihre Familie. Sie wollte sich weder von Urdangarin scheiden lassen, noch auf ihre Thronfolgerechte verzichten. 

Vor einigen Tagen hat sie sogar den Untersuchungsrichter Pedro Castro beschuldigt, ein schweres Attentat auf ihr Recht auf Verteidigung begangen zu haben. Castro hatte ihren Antrag abgelehnt, die zivile Kaution von 2,7 Millionen Euro auf 449.525 Euro abzusenken, wie es ihre Verteidigung beantragt hatte.

Im Oktober 2011 wurde sie vom offiziellen Leben der königlichen Familie ausgeschlossen, zwei Monate bevor die Staatsanwaltschaft die Untersuchungen gegen ihren Ehemann einleitete. Seitdem erhält sie auch keinerlei Zuwendungen und Diäten mehr aus der Schatulle des Königshauses, die sich bis zu diesem Datum auf mehr als 75.000 Euro jährlich beliefen. 2012 wurde der Name des Schwiegersohns aus sämtlichen Eintragungen in der Website des Königshauses gelöscht.

2013 zog das Ehepaar von Barcelona nach Genf, um seine vier Kinder weitgehend von dem Skandal fernzuhalten. Die Bankgesellschaft La Caixa, langjährige Arbeitgeberin der Infantin, hatte ihr dort eine Beschäftigungsmöglichkeit geschaffen. Genau wie die Gesellschaft Telefónica ihrem Ehemann 2009 einen Direktorenposten in Washington geschaffen hatte und die Familie Spanien verlassen konnte – zwei Jahre bevor die Untersuchungen der spanischen Staatsanwaltschaft begannen und zwei Jahre nachdem der juristische Berater des spanischen Königs, der Graf de Fontao, angeraten hatte, Spanien zu verlassen und die „unpassenden Aktivitäten“ mit einer angeblichen Gesellschaft ohne Gewinnstreben, Instituto Noós genannt, aufzugeben.

Im Dezember 2011 hatte Urdangarin in einer Mitteilung aus Washington offiziell um Verzeihung gebeten: „Ich bedauere tief den schweren Schaden am Ansehen meiner Familie und dem des Königshauses, die nichts mit meinen privaten Aktivitäten zu tun haben“. In diesem Moment konnte sich niemand vorstellen, dass aus dem Fall Urdangarin ein Fall „Infanta Cristina“ werden könnte.

Im August 2012 war die Familie nach Spanien zurückgekehrt. Im April 2013 begannen auch Untersuchungen gegen die Prinzessin, welche schließlich im Februar 2014 wegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung angeklagt wurde. Am 15. Juni 2014 musste sie dann dem wichtigsten Akt im Leben ihres Bruders Felipe fernbleiben. Sie war zu seiner Proklamation als König Spaniens nicht eingeladen und musste seine Antrittsrede im Abgeordnetenkongress im Fernsehen verfolgen. In der ging es in weiten Teilen darum, die Schäden des Skandals Noós weitgehend einzudämmen und zu versprechen, dass sich Derartiges nicht wiederholen wird. „Die Krone muss ein ehrenhaftes und transparentes Verhalten an den Tag legen…“

Doch diese Strategie der Isolierung hat die Infantin Cristina nicht zur Einsicht gebracht. Sie hat vielmehr versucht, die Maßnahme von König Felipe, die im Öffentlichen Staatsanzeiger veröffentlicht wurde, zu relativieren. Sie hatte behauptet, sie selbst habe schon zuvor in einem Brief ihren Verzicht auf den Titel mitgeteilt, ohne den entsprechenden Beweis antreten zu können.

Der Titel Königstochter bleibt bestehen

Cristina de Borbón y Grecia kann ihrem Namen den Titel Herzogin von Palma nun nicht mehr hinzufügen. Aber sie behält die Anreden Infantin von Spanien und Königliche Hoheit, die den Kindern des Königs zukommen, welche nicht den Titel Prinz oder Prinzessin von Asturien führen. So sieht es das Königliche Dekret aus dem Jahr 1987 über Titel, Behandlung und Ehrerweisungen gegenüber den Mitgliedern der königlichen Familien und den Regenten vor.

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