Adventliche Lichtgestalten


Gedanken für mich – Augenblicke für Gott

„Auch heute Nacht brannten Autos in Frankreich“ – „Polizei bricht Suche nach zweijährigem Tim ab“ – „Australien fürchtet Anschlag auf Atomreaktor“ – „12 Tote bei Bombenanschlägen“ – „Schüler mit Handfeuerwaffe in Schule festgenommen“ … Nur ein paar Textüberschriften über Nachrichten an diesem Tag, an dem ich diese Zeilen für die nächste Ausgabe des Wochenblatts schreibe. Es sieht düster aus, vor dem Beginn des Advents und nur knapp 6 Wochen vor dem Jahreswechsel.

Es ist die Zeit, in der auch sogenannte „Endzeitpropheten“ immer wieder meinen auf den Plan gerufen zu werden oder vor die Menschen treten zu müssen. Ich selbst halte mich da lieber an die Bergleute. Ja, sie haben richtig gelesen: Die Bergleute. In diesen adventlichen Tagen steigen sie wieder hinab in die Tiefe, „untertage“, dahin eben, wo es auch dunkel und düster ist – wo kein Licht mehr hinkommt. Und in diesen dunklen Stollen der Bergwerke, da entzünden sie dann am 4.12. Kerzen bei ihrer Schutzpatronin, der Hl. Barbara, und verharren bei ihr im Gebet. Sie wurde als Schutzpatronin auserwählt, weil diese junge Frau sich durch nichts Angst machen ließ – selbst wenn es in ihrem Leben noch so dunkel war.

Der Legende nach soll sie um 306 enthauptet worden sein. Ihr eigener Vater hatte sie als junge Frau in einen Turm einmauern lassen. Damit wollte er verhindern, dass die Tochter aus seiner Welt „ausbricht“ und ihre eigenen Wege geht. Sie sollte das Lebenskonzept übernehmen, das der Vater für sie vorgesehen hatte. Doch Barbara ließ sich nicht einschüchtern. Als der Vater auf Reisen war, bestellte sie christliche Philosophen zu sich, um mit ihnen zu diskutieren. Sie wandte sich dem Christentum zu, empfing die Taufe und ließ – als sichtbares Zeichen ihres Glaubens – noch ein drittes Fenster in den Turm machen; ein Zeichen für den dreifaltigen Gott. Der Vater ist wütend und erbost. Aber je düsterer und aussichtsloser ihre Lage durch seinen Zorn wurde, umso klarer erkannte sie für sich selbst: „Ich bin frei. Niemand kann mir mein Innerstes, meinen Gott nehmen!“ Und in ihrer Lebensbeschreibung heißt es dann weiter: Ein Engel besuchte sie in ihrem Verlies und gab ihr Hoffnung und Kraft. Als aber der Vater genau das an seiner Tochter wahrnahm und er erkennen musste, dass all seine Maßnahmen nichts fruchteten, ließ er Barbara nicht nur zum Tode durch das Schwert verurteilen, sondern vollstreckte dieses Urteil selbst an ihr.

Barbara ist den Bergleuten wichtig geworden. Denn auch sie wissen: Je tiefer es geht und je dunkler und enger es wird, umso mehr braucht es Mut, Orientierung und Sicherheit. Mauern und Schächte sind dann nicht mehr so bedrohend, wenn ich weiß, wo es lang geht; wenn Lichter am Weg sind, wenn jemand zusammen mit mir unterwegs ist. Die Figur der Hl. Barbara erinnert sie daran: „Egal, was auch immer passieren – egal, was auch immer kommen mag – Gott ist da. Er schickt seinen Engel auf den Weg. Darauf kannst Du dich verlassen.“

Ich kenne viele Menschen, denen die Freude am Leben fehlt, weil sie verzweifelt sind und eine unsagbare Angst in sich verspüren: „Ich bin ‚abgestürzt’ und am Boden…weiß nicht, wie es weitergehen soll. Ich sehe keinen Ausweg mehr!“ Dann ist es gut, wenn einer kommt, mit einem redet und der andere dann am Ende sagen kann: „Du bist ein Engel! Danke, dass es Dich gibt!“

„Wirst Du für mich, werd’ ich für Dich der Engel sein?“, so heißt es in einem neueren Liebeslied. Und es gibt sie wirklich, die leibhaftigen Engel (wohlgemerkt nicht nur die gelben bei der Autopanne), die auf einmal da sind, wenn man sie braucht; die mir helfen, Mauern zu sprengen und mich aus meiner Eingeschlossenheit befreien oder aus der Tiefe heraufholen; Engel, die mich aufrichten, mir Lichtblicke vermitteln, wenn ich meine, es ist nur noch schwarz um mich herum. Solche Engel hören mitunter nur zu, manchmal nehmen sie einen kurz in den Arm, rufen mal überraschend an – aber man spürt, sie denken an einen, sie sorgen sich und Du bist ihnen nicht gleichgültig.

Solche Engel fallen nicht einfach vom Himmel, sondern sie entpuppen sich meistens als menschliche Wesen in unserer unmittelbaren Umgebung. Solche Engel können sogar Ihren und meinen Namen haben. Ich bin überzeugt und auch die Hl. Barbara steht dafür: Gott steuert dem Unheil entgegen. Denn wie heißt es im Psalm 91,1: „Seinen Engeln hat er befohlen, dich auf all deinen Wegen zu behüten.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass Sie immer von Engeln begleitet werden und vielleicht selbst zu einem Engel für Ihre Umgebung werden.

Ihr Bertram Bolz, Diakon

Kath. Touristen- und

Residentenseelsorger

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