Aktivisten planen „Freiheitsflotte“


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Die geplante Aktion soll keine Provokation sein, wird von den Gegnern in Marokko aber als solche aufgefasst

Die Erinnerungen an den Angriff von Israel auf die Gaza-Flotte sind noch frisch, da kündigen kanarische Aktivisten nun eine ähnliche Aktion an. Verschiedene Organisationen, die sich für die Freiheit der Westsahara engagieren, wollen eine „Freiheitsflotte“ bilden und die Hafenstadt El Aaiún „stürmen“, um die Informationsblockade Marokkos zu denunzieren und für die Menschenrechte in der ehemaligen Westsahara zu demonstrieren.

Die Pläne wuchsen heran, nachdem 14 kanarische Aktivisten bei einer illegalen Demonstration in Marokko brutal verprügelt wurden (das Wochenblatt berichtete). Nach ihrer Rückkehr wiesen die Betroffenen die Version Marokkos zurück, sie seien von Gegendemonstranten angegriffen worden und beharrten auf ihren Behauptungen, es seien Polizisten in Zivil gewesen, die sie geschlagen haben. Die spanische Regierung, die das Verhältnis zu Marokko nur ungern getrübt sehen wollte, akzeptierte nur zu gern die marokkanische Erklärung des Vorfalls.

Nun wollen die Aktivisten mit einer weiteren Aktion für die Freiheit des saharauischen Volkes demonstrieren. „Das Projekt ist noch in der Anfangsplanung, aber wir haben bereits zahlreiche Anfragen von Bürgern und Medien erhalten, die sich für eine Teilnahme interessieren“, erklärte Isabel Galeote von der kanarischen NGO „SáharAcciones“ der Zeitung Diario de Avisos. Auch sie wurde bei der Demo in El Aaiún misshandelt. „Wir hatten uns zunächst für das Datum 14. November entschieden, doch die Aktion wird vermutlich erst in den ersten Monaten 2011 reif sein“, fügte sie hinzu. Man habe dafür bereits Schutz von der Regierung gefordert.

Die Aktivisten sind sich über die Schwierigkeiten dieser Aktion im Klaren und auch darüber, dass es praktisch an eine Utopie grenzt, in El Aaiún anlegen zu wollen. Dennoch erinnern sie daran, dass dieses Gebiet nach internationalem Recht frei sein muss für den Verkehr von Beobachtern und Presse.

Aus Marokko verlautete unterdessen bereits, dass man die „Freiheitsflotte“ nicht mit offenen Armen empfangen, sondern vielmehr eine Gegenaktion starten werde. 70 Boote hätten ihre Teilnahme an einer „Gegenflotte“ bereits zugesagt. Reda Taoujni vom Verband „Sáhara Marroquí“ versicherte der Nachrichtenagentur MAP gegenüber, dass diese Aktion eine klare Provokation darstelle und deshalb eine Reaktion darauf erfolgen müsse. „Wir werden sie an der Grenze zu unseren Hoheitsgewässern erwarten und ihre Weiterfahrt verhindern“, erklärte Taoujni entschieden.

Die kanarischen Mitglieder der NGOs hingegen versichern, dass sie die marokkanische Regierung nicht provozieren wollen, sondern lediglich „die Unabhängigkeit der ehemaligen spanischen Kolonie“ fordern.

In jedem Fall steht der Regierung Zapateros ein brenzliger Herbst bevor, was die Beziehungen zu Marokko angeht, und auch der spanische Außenminister Miguel Ángel Moratinos wird sich zum Ende der Legislatur wohl kaum ausruhen können.

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