Alkohol-Mafia ausgehoben


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Illegale Schnapsbrennereien belieferten in großem Stil die Gastronomie in Galicien und Portugal

Bei dem Begriff „Organisiertes Verbrechen“ denkt man heutzutage nicht mehr als Erstes an illegale Schnapsbrennereien und den Schmuggel alkoholischer Getränke.

Madrid – Auch die Ermittler der Spezialeinheit zur Bekämpfung von Drogen und organisierter Kriminalität Udyco (Brigada Unidad de Drogas y Crimen Organizado) der Nationalpolizei mussten umdenken, als vor eineinhalb Jahren über den Nationalen Gerichtshof ein Rechshilfeersuchen der portugiesischen Polizei an sie herangetragen wurde. Es ging um das Abhören von Telefonen eines Schmugglerringes, der mit illegal hergestelltem Schnaps handelte. Im Zuge der Kooperation mit den portugiesischen Kollegen hörten zehn Ermittler ein Jahr lang Gespräche Verdächtiger auf beiden Seiten der Grenze ab, bis schließlich Anfang November der Zugriff erfolgen konnte.

Im Verlauf der Operation „Cactus“ nahmen Polizisten in beiden Ländern insgesamt 16 Personen fest. Bei sechs in Galicien verhafteten Verdächtigen wurden 65.000 Liter illegal hergestellten Alkohols mit gefälschten Zollsiegeln beschlagnahmt, außerdem mehrere hundert Kilo Frostschutzmittel zum „Verpanschen“. Es wurden 41 Wohnungen, heimliche Produktionsstätten und Garagen durchsucht.

Einer der Hauptakteure der Alkohol-Mafia, Carlos Antonio Martínez Abollo, Eigentümer der legalen Destillerie (Licores Carusha, später Licores Paraíso), kam wegen illegalen Waffenbesitzes in Untersuchungshaft. In seinem Haus in dem galicischen Dorf Listanco en Maside stießen die Beamten auf ein ganzes Waffenlager: Vier Sturmgewehre unter dem Bett, zwölf geladene Pistolen auf dem Schrank, drei Jagdgewehre mit Patronen, überall Munition und im Nachtschränkchen eine Mörsergranate, diese immerhin entschärft.  Darüber hinaus eine Kollektion von Schwertern und Säbeln. 350.000 Euro Bargeld waren im ganzen Haus versteckt, im Safe, in den Socken und unter der Matratze.

Die Polizei nimmt an, dass Martínez einen Teil seiner illegalen Alkoholproduktion in etikettierten Flaschen verkaufte und den Rest in Großbehältern. In seinem Lager befanden sich 25.000 Liter aus Getreide gewonnenen Alkohols, der als Weinbrand verkauft wurde.

In seiner Befragung verwahrte sich Martínez Abollo dagegen, dass dieser Schnaps gefährlich sei. Er selbst und seine Familie würden diesen problemlos trinken.

Ein anderes mutmaßliches Mitglied des Schmugglerringes, Justo Alonso Fernández, erwies sich als sehr findig beim Transport des illegalen Alkohols. Bei seinen Lieferfahrten nach Portugal schickte er mit Familienmitgliedern besetzte Wagen voraus, um sicherzustellen, dass die Strecke frei von Kontrollen war. Er nutzte Wohnmobile und Tankwagen für den Transport. Seine neueste Idee war, einen Lieferwagen auf einem Abschleppwagen zu transportieren, so als hätte er eine Panne. Außerdem belieferte er Bars in ganz Galicien.

Auch Sergio Cándido Barbosa de Araujo war ein Hauptlieferant für Bars und Restaurants in der gesamten Provinz Ourense. In einer abgehörten Telefonbestellung kaufte ein einziger Kunde bei ihm 10.000 Liter Branntwein.

Die rechtmäßigen Destilleriebetreiber schätzen, dass auf dem Schwarzmarkt mehr alkoholische Getränke gehandelt werden, als auf dem legalen Markt. Dabei werden Millionen an Steuern hinterzogen. Die Markenhersteller beklagen, dass der illegal in Umlauf gebrachte Alkohol sogar von Restaurants und Bars der gehobenen Klasse gekauft wird.

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