Alle suchen Tamia


Tamia, King und Piluca glücklich vereint. Foto: S. Calleja

Der Hilferuf eines Journalisten von Lanzarote, dessen Schäferhündin entlaufen war, verbreitete sich „viral“ in den sozialen Netzwerken

Lanzarote – Das Verschwinden einer Schäferhündin namens Tamia auf Lanzarote hat ein weltweites Echo in den sozialen Netzwerken ausgelöst. Ihr Besitzer Sergio Calleja, Moderator des Programms „Pejeverde“ beim Lanzaroter Radiosender O2 Capital Radio, hatte auf seiner Facebook-Seite einen Aufruf mit seiner Telefonnummer gepostet, in welchem er die Einwohner der Insel darum bat, sich zu melden, falls sie Tamia sehen würden.

Die Schäferhündin verschwand am 19. November auf einem Spaziergang mit zwei weiteren Hunden in der Umgebung des Vulkankraters „Malpaís de la Corona“. Starke Niederschläge hatten dazu geführt, dass neben den Tieren plötzlich ein Schwall Wasser hervorbrach und sie so erschreckte, dass sie davonstoben. Nur zwei der drei Hunde kehrten später am Tag nach Hause zurück.

Der Facebook-Hilferuf von Sergio Callejo verbreitete sich „viral“ und zwar weltweit. Calleja berichtete gerührt, dass ihn Menschen aus aller Welt angeschrieben haben, um ihre Anteilnahme auszudrücken: Aus Italien, Norwegen, Schweden, Argentinien, Neuseeland, Kanada und den USA meldeten sich Tierfreunde. Eine Dame habe sogar angeboten, tausend Euro als Belohnung auszusetzen. Dieses großzügige Angebot schlug Calleja jedoch dankend aus, um die Spontaneität der Hilfe vor Ort nicht zu stören. Und die gab es reichlich. Einzelne Helfer, die Aktivistinnen einer Tierschutzgruppe, ganze Familien und sogar der Bürgermeister eines nahe gelegenen Ortes schlossen sich an und durchsuchten tagelang das Malpaís, Máguez, Yé, Haría und Órzola, die ganze nördliche Halbinsel Lanzarotes. Eine Whats­App-Gruppe wurde eingerichtet, über die sich die Suchenden organisierten. Plakate wurden gedruckt und verteilt.

In diesen Tagen hat Calleja, nach eigenem Bekunden, das Beste und das Schlechteste im Menschen kennengelernt. Einerseits einen „Tsunami der Solidarität“ und Güte, andererseits wurden im Verlauf der tagelangen Suche auch immer wieder Schuppen und Umzäunungen in Augenschein genommen, in denen Tamia hätte festsitzen können. Dabei wurden einige Hunde entdeckt, die angebunden und unter schlimmen Bedingungen gehalten werden. Calleja und die freiwilligen Helfer haben im Zuge der Suchaktionen mehrere solcher Fälle zur Anzeige gebracht.

Nach über einer Woche Suche gab es nicht mehr viel Hoffnung, dass Tamia noch lebend gefunden werden könnte. Doch schließlich, am zwölften Tag nach ihrem Verschwinden, kam es wider Erwarten zu einem Happy End und Calleja postete: „Tamia lebt! Eine Person, die anonym bleiben will, hat sie mir übergeben. Wahrscheinlich wurde sie diese zwölf Tage über festgehalten. Doch das ist nicht so wichtig. Der Druck, den wir alle zusammen ausgeübt haben, hat dazu geführt, dass diese Geschichte ein gutes Ende gefunden hat. Das war die schrecklichste und die beste Erfahrung meines Lebens. Ohne Zweifel wird mir das Beste bleiben: Die Solidarität all derer, die einige Tage lang ihre wertvolle Zeit eingesetzt haben, um mir zu helfen und mich zu unterstützen. Von ganzem Herzen Danke!“

Bei den Facebook-Freunden des Radio-Journalisten sind seine Hunde Tamia und Piluca, ein Perro Majorero, sowie ein Neuzugang, der Pitbull King, wohlbekannt und beliebt, denn er postet oft Bilder seiner Lieblinge in Aktion, mit kleinen passenden Dialogen, in denen die Hunde ihn mit „maese“, Meister, ansprechen und eigenwillige Kommentare aus Hundesicht zum Besten geben.

Die Tatsache, dass die Hunde Callejas schon eine kleine Fan-Gemeinde hatten, als Tamia verloren ging, könnte dazu beigetragen haben, dass die Kunde von diesem lokalen Unglücksfall sich weltweit verbreitete und Anteilnahme rund um den Globus auslöste. Dennoch bleibt es ein erstaunliches und rätselhaftes Phänomen.

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