Allein unter Haien


© Foto: atlantic campaigns/Talisker Whisky

Start zur härtesten Ruderregatta der Welt

Die „Talisker Whisky Atlantic Challenge“ startet am 2. Dezember von La Gomera – mehrere Teilnehmer wollen die Atlantiküberquerung im Ruderboot im Alleingang bewältigen

3.000 Seemeilen in 40 bis 90 Tagen, eine fast überdosierte Portion Abenteuergeist und ein gemeinsames Ziel verbinden die 18 Ruderteams, die am 2. Dezember von La Gomera aus zur wohl härtesten Ruderregatta der Welt starten werden. Nur alle zwei Jahre findet die von Talisker Whisky gesponserte „Atlantic Challenge“ statt, bei der die Sportler Unglaubliches leisten. Die Route führt von La Gomera aus quer über den Atlantik bis nach Port St. Charles auf der Karibikinsel Barbados.

Die Strecke umfasst 3.000 Seemeilen, das sind 5.556 Kilometer, und die Teilnehmer sind bis zu mehrere Monate unterwegs. Den Kapriolen des Atlantiks und des Wetters ausgeliefert, stellen sie sich bei diesem Rennen einer körperlich wie psychisch schier wahnsinnigen Herausforderung.

Die Ruderer sind dabei vollkommen auf sich selbst gestellt. Während der Überfahrt gibt es keine Gelegenheit zur Lebensmittel- oder Wasseraufnahme. Die Teams müssen sich aus ihren Vorräten versorgen und sparsam damit umgehen. An Bord wird geschlafen, gegessen, repariert und vor allem hart gerudert. Zum Ausruhen bleibt wenig Zeit und Raum, und wer sich eines seiner mitgenommenen Fertiggerichte oder dehydrierten Menüs wärmen will, muss seine Verschnaufpause dafür opfern – deshalb wird oft kalt gegessen. Bei der Ankunft in Antigua sind die meisten Ruderer zunächst nicht in der Lage, ohne Hilfe zu gehen. Nach der langen Zeit auf See sind die Arme kräftig, die Beine schwach. Dass viele bei dieser Regatta zwischen 10 und 15 kg an Gewicht verlieren ist ein Beweis für die Härte dieses Rennens. Und trotzdem kommen sie nach der glücklichen Ankunft über­ein: „Der Weg war das Ziel“. Ihr Lohn ist der Stolz über das Geleistete und die Gewissheit, dass sie unter den wenigen Menschen dieser Welt sind, die es geschafft haben, den Atlantik rudernd zu überqueren – davon gibt es weniger als Menschen, die ins All geflogen oder den Mount Everest erklommen haben.

Da sind zum Beispiel James und Luke aus England, zwei abenteuerlustige 21-Jährige, die in einem Zweimannboot antreten. Als Team „2 Boys in a Boat“ wollen sie andere junge Menschen dazu inspirieren, ein Leben zu wagen, das erzählenswert ist. Wenn sie es schaffen, werden sie das jüngste Team sein, das jemals über den Atlantik gerudert ist.

Das britische Zweimannteam „Atlantic Row 2013“ von Dan Howie und Will North, beide 28, hat sich unermüdlich zwei Jahre lang auf dieses Rennen vorbereitet. „Schlafmangel, extremer Gewichtsverlust, Haie, 15 Meter hohe Wellen, körperliche Qualen und psychische Erschöpfung – gibt es etwas, auf das man sich nicht freuen kann, wenn man bis zu 90 Tage auf See unterwegs ist?“, fragen sich die beiden in ihrer Präsentation auf der Website des Events.

José und Emilio bilden das Team „Vamos Compi“, das Spanien bei dieser Regatta vertritt. Die beiden Feuerwehrmänner aus Murcia (27 und 41) lieben die See und haben sich gemeinsam intensiv für dieses Abenteuer vorbereitet. „Human Endurance“  – so nennt sich der 27-jährige Däne Mads Fabricius, der als One Man Team antritt. Alleine über den Ozean rudern wollen auch der 40-jährige Australier Andrew Abrahams und der Schwede Christer Kjellner. Ebenso die US-Amerikanerin Karen Reilly.

Mit dabei sind außerdem die beiden Viermannteams „The Atlantic Polo Team“ und „The Atlantic Rowing Challenge“ aus Großbritannien, das Zweimannteam „Prosecta“ aus Schweden und das britische Team „Row2Recovery“, in dem zwei beinamputierte Soldaten mitrudern. Ihr Ziel ist es, Mittel für die Stiftung „Help for Heroes“ zu sammeln, die aktive und ehemalige Mitglieder der britischen Streitkräfte und ihre Angehörige unterstützt.

Alle Teilnehmer der Ruderregatta engagieren sich für wohltätige bzw. humanitäre Zwecke.

Die erste Atlantiküberquerung im Ruderboot fand übrigens im Jahr 1966 statt. Der Schotte Sir Chay Blyth ruderte gemeinsam mit Captain John Ridgeway in einem offenen 20 Fuß großen Dinghy über den Nordatlantik – allerdings auf einer anderen Route, nämlich von Cape Cod an der Küste von Massachusetts in den USA ostwärts bis zu den Aran-Inseln vor der Westküste Irlands. Die Reise dauerte  92 Tage, und ihre Geschichte bildet die Grundlage des heutigen Rennens, das erstmals 1997 stattfand und im Laufe der Jahre verschiedene Hauptsponsoren hatte. Seit 2011 ist es „Talisker Whisky“.

Infos und die aktuellen Positionen der Boote gibt es auf www.taliskerwhiskyatlanticchallenge.com

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