Andalusien wird auch „das Meer der Oliven“ genannt

Andalusien wird auch „das Meer der Oliven“ genannt Wie ein bisschen Marokko nach Teneriffa kam

VON LISA KLINGENHAGEN PUERTO DE LA CRUZ

Das andalusische Restaurant „Xauen“ mitten im Herzen von Puerto de la Cruz wirkt auf den ersten Blick eher unscheinbar. Es ist in einer kleinen verträumten Seitenstraße in der Nähe des Plaza del Charco gelegen. Bereits beim Abbiegen in die kleine Gasse hat man das Gefühl, dass hier alles ein bisschen ruhiger und entschleunigter zugeht, was ich neben den melancholischen Gitarrenklängen, die ein Straßenmusiker zum Besten gibt, als sehr angenehm empfinde. Ich bin mit Pablo, einem der beiden Eigentümer und Gründer des Restaurants, verabredet. Er hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, mir die andalusische Küche etwas näher zu bringen. Es ist für mich tatsächlich das erste Mal, dass ich in einem andalusischen Restaurant zu Gast bin. Pablo Salazar ist 31 Jahre jung und kommt gebürtig vom spanischen Festland. Im Jahr 2017 war er erstmalig als Saisonarbeiter auf Teneriffa. Er erzählt mir von seiner Geschichte und wie er ursprünglich geplant hatte, zusammen mit Bekannten ein chinesisches Restaurant in Paris zu eröffnen. Doch dann kam die Pandemie dazwischen und die Vertragsunterschrift verlief im Sande. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Daniel López musste er umdisponieren und neue Ideen schmieden. Er stieg bei Bekannten mit in das Restaurant „Jade Verde“ in La Paz ein. Nachdem Pablo und Daniel dafür sorgten, sämtliche Arbeitsabläufe zu optimieren, rentierte sich das Lokal und sie konnten endlich im Dezember 2022 ihren Traum vom eigenen Gourmet-Restaurant verwirklichen.

Sie eröffneten das Lokal „Xauen“. Da ich diesen Namen noch nie zuvor gehört habe, frage ich Pablo, woher denn dieser außergewöhnliche Name stammt und war doch etwas erstaunt über den Ursprung. Pablo erklärt mir, dass „Xauen“ eine Stadt in Marokko ist. Als die Araber vor einigen Jahrhunderten erstmalig aufs spanische Festland kamen, gaben sie dort ihrer eingenommenen Stadt den Namen „Xauen“, um auch ein bisschen Marokko in Spanien zu haben. Als dann Jahre danach allerdings kaum noch ein Spanier diesen außergewöhnlichen Namen aussprechen konnte, machten die Einheimischen einfach „Jaen“ daraus, der Stadt, aus der auch Pablo gebürtig stammt. Im Restaurant vor sind aufgrund dieser Geschichte beide Namen an der Wand verewigt, um so an den Ursprung dieses besonderen Namens zu erinnern. Um die andalusische Küche besser kennenzulernen und zu verstehen, frage ich Pablo, welche Gerichte oder Zutaten typisch andalusisch sind. Pablo schmunzelt und atmet tief durch. Dann erklärt er mir, dass die Karte gepaart ist aus einer Mischung von kanarischer einheimischer Küche und typischen andalusischen Gerichten. Da auf Teneriffa kaum jemand Gerichte aus Andalusien kenne, sei es kaum möglich, ausschließlich andalusisches Essen anzubieten. Die Spezialität des Hauses ist aufgrund dessen, wie sollte es anders sein, die spanische Paella. Diese ist bei den Gästen immer sehr beliebt und wird am besten angenommen. Wirklich andalusisch ist laut Pablo das Olivenöl, weshalb die Stadt Jaen auch das Meer der Oliven genannt wird. Dies ist auch der Grund, verrät er mir, „weshalb wirklich jeder Teller beziehungsweise jedes Gericht bei uns mit dem traditionellen Öl zubereitet wird.“ Außerdem sind weißer Knoblauch sowie Salmorejo, eine Art cremige Tomatensuppe, gespickt mit Schinkenwürfeln und Ei, typisch für Andalusien. Und genau das ist auch die Vorspeise, welche ich als erstes probieren darf. Die kalte Tomatencremesuppe schmeckt herrlich und wirkt bei den heißen Temperaturen geradezu erfrischend. Weiter geht es auf der andalusisch-kanarischen Reise mit zwei ganz besonderen Häppchen.

Zum einen gibt es meine Lieblingsspeise, hausgemachte Kroketten mit leckerem Schinken, welche wirklich vorzüglich schmecken. Zum anderen werden daneben kleine knusprige Teigtaschen serviert, die innen eine besondere Überraschung bereithalten: Ziegenkäse nebst köstlichem Schinken umhüllt von „cabello de ángel“ (auf Deutsch: Engelshaar). Hierbei handelt es sich um eine Art Marmelade, welche ursprünglich aus einem kürbisartigen Gemüse zubereitet wird und durch langes Kochen mit etwas Zucker leicht süßlich schmeckt. Alles zusammen wirkt wie eine Geschmacksexplosion im Mund, die ich mir mit Genuss auf der Zunge zergehen lasse. Im Anschluss folgen zarte iberische Schweinebäckchen mit einer fruchtigen Pfirsichsoße und Pommes als Beilage. Das Fleisch ist unglaublich zart und man schmeckt sofort die gute Qualität. Das Highlight folgt sogleich im Anschluss. Vor mir steht eine frisch zubereitete Paella mit schwarzem Reis und frischen Meeresfrüchten. Schon allein ihr Anblick lässt einem das Herz vor Freude höherschlagen. Der Reis ist sehr cremig, wie bei einem guten Risotto. Neben den toll angerichteten Muscheln, Garnelen und der grünen Alioli-ähnlichen Soße, welche man auf dem unteren Bild gut sehen kann, sind außerdem Kabeljau, Tintenfischringe, Paprika, Gewürze und selbstverständlich Olivenöl in der spanischen Reispfanne enthalten. Den krönenden Abschluss bildet der Nachtisch. Ein leckeres hausgemachtes Käsekuchentörtchen mit Heidelbeermarmelade, welches ich mit solch einem vollmundigen Geschmack bisher noch nirgends gegessen habe. Generell ist die Karte des Restaurants ein bunter Mix aus verschiedenen Vorspeisen, frischen Salaten sowie einer jeweiligen Auswahl an Fleisch- und Fischgerichten. Die Paella ist in der Regel für zwei Personen gedacht und kann nach Belieben zusammengestellt und variiert werden. Die Karte ist nicht besonders umfangreich, was ich persönlich als sehr angenehm empfinde, aber mehr als ausreichend und so aufgebaut, dass wirklich für jeden Geschmack etwas dabei ist. Nach dem Essen erläutert mir Pablo noch, dass er bei der Eröffnung im vergangenen Jahr, zwei Möglichkeiten hatte: „Entweder biete ich große Mengen an Essen an oder Essen mit besonderer Qualität. Beides ist vom Preis abhängig. Ich habe mich letztendlich für die Qualität entschieden, was allerdings manchmal auf den kanarischen Inseln nicht ganz einfach ist.” Gerade zur Wintersaison und aufgrund des langen Weges vom Festland kann es herausfordernd sein, manche Produkte frisch einzukaufen. Doch die Qualität zahle sich aus, was auch die positiven Rezensionen zeigen, auf die die Eigentümer sehr stolz sind. Ihnen ist es zudem besonders wichtig, betont Pablo, dass ihre Gäste eine schöne und vor allem angenehme Zeit in einem tollen und ruhigen Ambiente bei ihrem Aufenthalt im Restaurant „Xauen” erleben. Der Gast soll sich wohl fühlen und einen guten Service erleben, darauf legen Daniel und Pablo großen Wert. Dies spiegelt sich auch in der liebevollen Inneneinrichtung des Lokals wieder. Pablo erzählt mir, dass Daniel die Dekoration aus überwiegend bereits gebrauchten Gegenständen selbst herstellt, indem er sie neu aufwertet. Auch gibt es im Restaurant einige Möbelstücke, wie zum Beispiel eine wunderschöne alte Kommode im Eingang, die von ihm erst abgeschliffen und anschließend neu angestrichen wurde. Für die Zukunft haben die beiden jungen Geschäftsmänner große Ziele: Sie möchten so schnell wie möglich ein zweites Restaurant in Puerto de la Cruz eröffnen und dort ebenfalls ihre Gäste mit leckeren Köstlichkeiten verzaubern. Welche Art es genau werden soll, möchte Pablo noch nicht verraten. Aber eins steht fest: Wir können uns auf ein weiteres tolles Restaurant freuen, wo es bestimmt ebenso köstlich schmecken wird wie in diesem.

Auf einen Blick Restaurant Xauen ‚ Sabor andaluz C. del Lomo, 12 in Puerto de la Cruz Tel: 665 08 56 28 Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 18-0 Uhr, Sonntag 18-23 Uh

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