Anlagestrategien im Juni 2014 – Irrtümer bei der Anlageberatung und Vermögensverwaltung


© Wochenblatt

Kolumne von Vermögensverwalter Ulrich Seemann

Liebe Leser und Leserinnen, im ersten halben Jahr war die Entwicklung an den deutschen Börsen für Anleger höchst vielversprechend. Wer sich an meine Kolumnen zum Jahresende 2013 erinnert, konnte dort lesen, dass ich deutlich davor warnte, an den Kaptalmärkten deswegen nicht zu investieren, weil das Kursniveau schon so hoch wäre.

Erstens: es war und ist nicht zu hoch. Zweitens: wer mir geglaubt hat und mit ruhiger Hand in Qualitätsaktien investierte, kann sich jetzt über einen satten Vermögenszuwachs freuen.  Qualität zahlt sich eben doch aus und der DAX liegt jetzt bei 10.000 Punkten. Schade für alle, die nicht mitgemacht haben.

Bei dieser Gelegenheit will ich heute einmal mit zwei gewaltigen „Irrtümern“ aufräumen:

Irrtum Nr. 1

Geldanlageempfehlungen sind kostenlos!

 

Viele Anleger benötigen Hilfestellung bei der Auswahl von Geldanlagen. Meistens denken Anleger allerdings, Anlageempfehlungen von Finanzfachleuten (was oder wer immer das auch ist)  wären umsonst. Das ist ein GROSSER IRRTUM!!

Anlageberatung und insbesondere die Verwaltung von Vermögenswerten, z.B. wie ich Sie betreibe,  sind eine Dienstleistung, und die kostet natürlich Geld! Wenn Sie einen Handwerker beauftragen, arbeitet der auch nicht umsonst für Sie, oder? Genauso ist es auch, wenn man know-how für die Geldanlage einkauft. Selbstverständlich gibt es qualitative Unterschiede bei der Erbringung dieser Beratungsleistungen. Für Sie besteht die Herausforderung darin, einen geeigneten Berater zu finden. Umsonst gibt es den nicht – nie! Warum auch?

Speziell Banken, genauso wie Anlageberater, erheben für Ihre Beratungsleistungen Gebühren, sogar erhebliche. Diese Gebühren sind für Sie als Kunden nicht so leicht erkennbar. Achten Sie einmal auf „Ausgabeaufschläge“, die bei den Fondsunterlagen ausgewiesen werden müssen. Das ist die Gebühr, die Sie als Anleger bei Zeichnung eines Fonds bezahlen!  Einmalig bei Abschluss bis zu 5 % der Anlagesumme. Beim Wechsel von einem Fonds in einen anderen fällt die Gebühr meist erneut an.  Wer 50.000 Euro anlegt, zahlt bei jeder Anlageentscheidung ganz schnell 2.500 Euro + „x“ für die Anlage, die der Fonds auch erst mal verdienen muss.

Und während Sie den Fonds in Besitz halten, kriegen die Vermittler, d.h. die Banken und Anlageberater, noch Verwaltungsgebühren/-provisionen, die der Fonds ebenfalls verdienen sollte. Sehen Sie in Ihren Unterlagen selbst nach, wenn Sie das nicht glauben wollen.

Was ist die – ebenfalls nicht kostenfreie – Alternative? 

Suchen Sie sich einen unabhängigen (Honorar-)Berater oder Vermögensverwalter. Seine Interessen sind auf Ihren persönlichen Erfolg ausgerichtet und nicht auf die Vertriebsinteressen einer Bank. Daran lässt er sich auch messen.

Irrtum Nr. 2 

Anlageberatung und Vermögensverwaltung sind dasselbe!

Das sind sie eben nicht! Die meisten Anleger glauben ernsthaft, wenn sie nach der Anlageberatung bei ihrer Bank oder ihrem Berater eine Entscheidung getroffen haben, der Berater würde automatisch auf ihre Geldanlage aufpassen. Tut er nicht! Erstens hat er dazu meist keine Zeit und zweitens ist es nicht seine Aufgabe. Die Geldanlage haben Sie gekauft und ab da gehört sie Ihnen. Ein erneuter  Anruf des (Bank-)Beraters erfolgt nur mit dem Zweck, Ihnen ggf. eine neue Geldanlage aus seiner Bank – möglichst mit neuem Ausgabeaufschlag – zu verkaufen. Das ist der Job des Anlageberaters!

So wie z.B. ein  BMW-Händler bemüht ist, Autos seiner Marke zu verkaufen. Der Anlageberater ist  primär auch nicht auf Ihr Wohl ausgerichtet, sondern auf den (Verkaufs)Erfolg seines Unternehmens, also z.B. der Bank. Anlageberater sind meistens abhängige Produktverkäufer. Dies ist meiner Meinung nach nichts Unehrenhaftes. Das muss man aber wissen, wenn man sich so beraten lässt.

Anders dagegen der von Ihnen beauftragte, unabhängige Vermögensverwalter. Sie beauftragen ihn, im Rahmen von Vorgaben, die Sie dort vereinbaren, Ihr Vermögen zu überwachen und anzulegen. Dafür bezahlen Sie pro Jahr ca. 1,5% aus der jeweils anvertrauten Vermögenssumme. Steigt dann Ihr Vermögen durch Dividenden und Kursgewinne, bezahlen sie die Provision aus der höheren Summe, sinkt das Vermögen, wird auch der Verwalter mit geringeren Einkünften „bestraft“. Folge: Der Verwalter passt aus eigener Interessenlage auf Sie auf!

Ansonsten gibt es bei der Vermögensverwaltung in der Regel keine Ausgabeaufschläge bei Fonds mehr und keine Vertriebsprovisionen. Sie entfallen für Sie. Bei mir und vielen anderen Vermögensverwaltern ist das jedenfalls so. Aber wir sind auch nur ca. 400 von etwa 550.000 Bankern in Deutschland.

Jeder Anleger hat letztlich selbst zu entscheiden, wo und wie er anlegt. Merke: Umsonst gibt es Anlageempfehlungen und Überwachung von Geldanlagen nicht.

Noch viel teurer ist es allerdings, Geld fast ohne Zinsertrag auf Tagesgeldkonten liegen zu lassen, nur aus Angst oder Unkenntnis bei den Geldanlagen. So vernichten Sie erst recht Vermögen, weil Sie bei der Geldanlage nichts bezahlen wollen.

Die gute Nachricht zum Schluss:  Sie können nun frei auswählen, was Sie wollen.

Herzliche Grüße und bis zum nächsten Mal.

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