Cabildo-Präsidenten von Gran Canaria und Teneriffa wollen in Zukunft enger zusammenarbeiten – auch wenn sie in vielen Dingen nicht einer Meinung sind
Dass es in der jüngeren Geschichte der Inseln immer wieder Reibereien zwischen den beiden Provinzen und im Besonderen zwischen Teneriffa und Gran Canaria gegeben hat, ist wohlbekannt. Der vielzitierte „Pleito Insular“ – die Inselfehde – ist längst ein fester Begriff und kommt immer dann zur Sprache, wenn es mal wieder unterschiedliche Meinungen gibt.
Meist geht es dabei um ein vermeintliches Missverhältnis bzw. Ungleichgewicht zwischen den beiden Inseln, was staatliche oder regionale Zuschüsse betrifft.
Als die kanarische Regierung im Juni letzten Jahres die endgültige Aufhebung des sogenannten Tourismusmoratoriums beschloss und das neue Gesetz zur touristischen Modernisierung verabschiedete, öffnete sich eine neue Kluft zwischen den Inseln. Das neue Gesetz lockert zwar das Bauverbot für Hotels – allerdings nur einseitig, denn es lässt lediglich neue Projekte der Fünfsternekategorie zu. Der Bau von Hotels niedrigerer Kategorie bleibt weiter ausgeschlossen.
Während sich auf Teneriffa niemand über diese Maßnahme beklagte und die Gesetzesänderung Zustimmung fand, wurde auf Gran Canaria sogleich Protest laut. Vertreter des dortigen Tourismussektors waren und sind weiterhin der einhelligen Meinung, dass es Gran Canaria an Viersternehotels mangelt und dies unbedingt in dem Gesetz hätte vorgesehen werden müssen. Mit der Begründung, das neue Gesetz gehe zu wenig auf die spezifischen Bedürfnisse der einzelnen Inseln ein, lehnten sie die neue Vorschrift ab.
Anfang Februar sind nun die hochrangigsten Vertreter beider Inseln einen Schritt aufeinander zugegangen. Teneriffas Cabildo-Präsident Carlos Alonso nahm das Angebot seines Amtskollegen von Gran Canaria an und traf sich mit José Miguel Bravo de Laguna zu einem Gespräch. Dabei vertreten die beiden Politiker nicht nur unterschiedliche Inselinteressen, sie gehören auch recht gegensätzlichen Parteien an. José Miguel Bravo de Laguna ist ein „alter Hase“ im politischen Geschäft und seit den 70er Jahren aktiv tätig. Seinerzeit in der 1982 aufgelösten Partei Unión de Centro Democrático (UCD), später und bis heute in der konservativen Partido Popular (PP). Carlos Alonso zählt mit seinen 43 Jahren noch zum frischen Nachwuchs der nationalistischen Partei Coalición Canaria (CC). Zu den Stärken des Diplom-Volks- und Betriebswirts zählt unter anderem seine Erfahrung in der Europapolitik.
Kein Wunder also, dass die Meinungen zum Teil stark auseinander gingen. Was den Tourismus und die weitere Entwicklung und Zukunft des Hotelsektors anbelangt, kamen die Politiker nicht zu einer Einigung.
Bei dem Treffen in Las Palmas de Gran Canaria kamen aber auch andere Themen zur Sprache, wie die Reform des Autonomen Finanzsystems (Régimen Económico y Fiscal), bei denen sich Alonso und Bravo de Laguna schnell einig waren.
Dass beim Thema touristisches Baugesetz die Meinungen weiter auseinandergehen, war keine Überraschung. Carlos Alonso hält an der Meinung fest, dass ein Tourismusmodell angestrebt werden muss, das Arbeitsplätze schafft. Da Hotels der höchsten Kategorie, also Fünfsternehäuser, die meisten Arbeitsplätze schaffen, ist er der Überzeugung, dass der richtige Weg eingeschlagen wurde. Auch die Möglichkeit, die Renovierung von Viersternehotels zur Kategorie-Steigerung auf fünf Sterne mit der Möglichkeit der Schaffung zusätzlicher Betten zu prämieren, hält er für richtig. Hierdurch soll die Modernisierung des veralteten Viersternehotel-Angebots vorangebracht werden, was längst von allen Seiten als notwendig erkannt wurde.
José Miguel Bravo de Laguna ist hingegen weiter davon überzeugt, dass auf Gran Canaria ein Mangel an Viersternehotels besteht und eine Gesetzesänderung unbedingt erforderlich ist, um den Bau neuer Hotels dieser Kategorie auf der Insel zu erlauben.
Auch wenn die Vertreter beider Cabildos nicht in allem einer Meinung waren, trug dieses Treffen doch dazu bei, Distanzen zu überbrücken. Um auch in Zukunft die Zusammenarbeit zu fördern und beide Inseln betreffende Angelegenheiten gemeinsam anzugehen, wollen Carlos Alonso und José Miguel Bravo de Laguna sich künftig öfter treffen. Zum nächsten Meeting sollen auch die Bürgermeister der Provinzhauptstädte Santa Cruz de Tenerife und Las Palmas de Gran Canaria eingeladen werden, um gemeinsam Angelegenheiten wie die weitere Internationalisierung der Inseln zu besprechen, die ein gemeinsames Anliegen beider Inseln ist.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]