Arbeitgeber Tourismus


Archivbild von Urlaubern auf einer der beliebten spanischen terrazas. Foto: EFE

10Früher beschäftigte das Baugewerbe die meisten Menschen, heute ist es der Urlaubssektor

Madrid – Der Tourismus-Sektor hat entscheidend zur wirtschaftlichen Erholung des Landes und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze beigetragen. In diesem Frühjahr waren 2,65 Millionen Menschen in diesem Sektor tätig, 13,7% aller Beschäftigten, wie Turespaña anhand der jüngsten Umfrage der Aktiven Bevölkerung (EPA) ermittelt hat. Das entspricht ungefähr der Zahl der Beschäftigten im Bausektor während des Immobilien-Booms. Problematisch ist jedoch, dass 35% der Arbeitsverträge im Tourismus-Sektor zeitlich begrenzt sind.

In den vergangenen Jahren hat der Tourismus-Sektor bezüglich der Urlauberzahlen und auch  der Einkünfte einen Rekord nach dem anderen aufgestellt. Parallel zu den hervorragenden Konjunkturdaten dieses Sektors wurden auch neue Arbeitsplätze geschaffen. Im zweiten Jahresquartal 2014 bezifferte Turespaña die Zahl der im Tourismus Beschäftigten auf 2,2 Millionen Personen. Vier Jahre später waren es 2,6 Millionen, was einem Anstieg von 20% entspricht. Wahrscheinlich wird diese Zahl bis zum Ende des dritten Quartals weiter zunehmen, denn traditionell wird im Sommer mehr Personal eingestellt. Man geht davon aus, dass sich die Zahl der im Urlaubssektor Beschäftigten bei der nächsten Umfrage der Aktiven Bevölkerung (EPA) bei drei Millionen liegen könnte.

Die mehr als zweieinhalb Millionen Beschäftigten – 2,17 Millionen Angestellte und 483.861 Selbstständige – bilden 13,7% aller Arbeitnehmer im Land (19,34 Millionen).

Bereits seit 2009 beschäftigt der Tourismus mehr Menschen als jeder andere Wirtschaftszweig und löste zu diesem Zeitpunkt das Bauwesen ab, das während des Immobilien-Booms an erster Stelle stand. Seitdem driften die Zahlen immer weiter auseinander. Heute arbeiten 2,6 Millionen Personen im Tourismus und nur noch 1,2 Millionen im Bauwesen (2009 waren es 2,5 Millionen).

Zwar ist der Tourismus-Sektor ohne Zweifel die treibende Kraft auf dem Arbeitsmarkt, doch ist er mit einem großen Problem behaftet: Die touristische Aktivität ist von jeher saisonal bedingt und daher ein hoher Anteil der Arbeitsverhältnisse zeitlich begrenzt, einige sogar nur auf Tage oder Stunden. Von April bis Mai waren 35 Prozent der Beschäftigten in einem zeitlich befristeten Arbeitsverhältnis – 8,5% mehr als der Durchschnitt aller Angestellten. So waren im dritten Quartal 2017 knapp 2,7 Millionen Menschen im Tourismus tätig, drei Monate später waren es 141.000 weniger und nach sechs Monaten hatte sich diese Zahl sogar um 240.000 verringert, weil das erste Quartal gewöhnlich das schlechteste im touristischen Sinne ist.

Auf die einzelnen Regionen bezogen, sind in der besucherstärksten Region Katalonien mit 24 Millionen Urlaubern jährlich auch am meisten Personen im Tourismus tätig – 458.000 waren es im vergangenen Jahr. Auch wenn die Balearen oder die Kanaren bei den Urlauberzahlen Andalusien und Madrid übertreffen, sind dort mehr Menschen im Tourismus beschäftigt, nämlich 434.000 bzw. rund 400.000.

Was die Höhe der Bezüge betrifft, so hinkt der Tourismus weit hinter dem Bauwesen her, was auf die zeitliche Befristung der Arbeitsverhältnisse bzw. die Teilzeitarbeit zurückzuführen ist. Zum Vergleich: Laut INE lag 2008 das durchschnittliche Jahresgehalt im Bauwesen bei 20.700 Euro (2016: 22.200 Euro), im Tourismus unter 14.000 Euro (2016: 14.100 Euro).

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