Archäologischer Fund über dem Humboldtblick


Die Höhle in der Steilwand hinter dem Aussichtspunkt hat drei Öffnungen. Um sie sicher erreichen und säubern zu können, wurde ein Zugang durch eine Metalltreppe eingerichtet. Foto: Moisés Pérez

In der Höhle von Bencomo wurden Keramik- und Tierreste aus der Zeit der Ureinwohner gefunden

Teneriffa – Der Humboldtblick in La Orotava war bis zu seiner Schließung einer der meistbesuchten Aussichtspunkte Teneriffas. Die Stadt La Orotava bemüht sich seit einigen Monaten um die Wiedereröffnung, wenngleich es noch keinen Termin dafür gibt. Unterdessen halten Touristen gern an dem nächstgelegenen, von der Stadt auf Vordermann gebrachten Aussichtpunkt, von dem aus man einen ebenso schönen Weitblick über das Orotavatal und auf den Teide hat. Der Blick derjenigen, die hier Halt machen, wandert automatisch Richtung Meer. Was kaum jemand weiß: In der Steilwand hinter dem Aussichtpunkt liegt eine bedeutende archäologische Fundstätte, die auf die Zeit der Ureinwohner Teneriffas zurück­geht.

Wer den Blick nach oben richtet, kann in der Felswand mehrere ovale Öffnungen erkennen. Sie bilden die „Cueva de Bencomo“, die Höhle von Bencomo. Dem vorletzten König von Taoro – Mencey Bencomo – soll laut historischen Dokumenten diese Höhle als Unterkunft gedient haben. Er gilt in der Geschichte als mächtigster Guanchenkönig der neun Herrschaftsgebiete (Menceyatos), in die Teneriffa zur Zeit der Ureinwohner unterteilt war. Unter Bencomo wurde auch die berühmte Schlacht von Acentejo 1494 gegen die spanischen Eroberer geführt.

Bürgermeister Linares (l.) im Gespräch mit den Grundstückseigentümern. Foto: Ayto. orotava

Obwohl die Höhle von Bencomo bereits vor Jahren zum Kulturgut erklärt wurde, war sie lange Zeit nicht geschützt. Jahrzehntelang diente sie Ziegenhirten als Stall. Vor rund einem Jahr deckte eine kanarische Zeitung den Verfall der Höhle auf, woraufhin sich die kanarische Regierung über das Ressort für Kulturerbe für die Cueva und deren Erhalt zu interessieren begann. Es wurde eine Säuberung der Höhle durchgeführt, was sich angesichts der Lage und der Menge an Tierexkrementen, die sich hier über Jahrzehnte angesammelt hatte, recht umständlich gestaltete. Bei der Säuberungsaktion mussten insgesamt 1.300 Kilo Kot abgetragen werden. Arbeiter schleppten die jeweils 30 Kilo schweren Säcke eine als Zugang eingerichtete Treppe hinauf.

Bei einer nach der Säuberung durchgeführten ersten Inspektion der Höhle durch Archäologen wurde ein erstaunlicher Fund gemacht. Obwohl nur eine oberflächliche Untersuchung erfolgte, förderten die Experten Keramikstücke, Fischreste, Schweinezähne und Muscheln zutage. Auch fanden sie Reste einer Feuerstelle, die durch die dunkle Färbung des Steines erkennbar war. Die Archäologen rieten zur umgehenden Sperrung der Höhle, um deren Erhalt zu gewährleisten und Plünderungen vorzubeugen.

Nun bemüht sich die Stadtverwaltung von La Orotava in Verhandlungen mit den Erben des Grundstückseigentümers Lucio Polo, die mit Grundbucheintragungen bewiesen haben, dass die 32.000 Quadratmeter rund um die Höhle ihnen gehören, um den Erwerb der Fundstätte. Die Gemeinde möchte einen 7.000 bis 10.000 Quadratmeter großen Teilbereich des Grundstücks erwerben, der die Höhle und ihren Zugang umfasst.

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