Niedriger Durchschnittslohn, weniger Ausgaben
In letzter Zeit reden Regionalregierung, Parteien und Unternehmervertreter ständig von Aufschwung, ohne Unterlass wird Optimismus verbreitet. Tatsächlich weisen die makro-ökonomischen Daten auf eine Verbesserung der regionalen Wirtschaft hin, doch andere Statistiken belegen, dass diese nur die Oberschicht erreicht, während die Armen immer ärmer werden.
Wohl auch bedingt durch die vor Kurzem stattgefundenen Wahlen und deren Nachspiel lassen insbesondere die Politiker keine Gelegenheit aus, auf die Steigerung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) sowie der Exporte oder die Verbesserung der Lage beim Handel oder beim Bauwesen hinzuweisen. Doch das Nationale Statistikinstitut (INE) veröffentlichte dieser Tage zwei Studien, die Zweifel an dem so gefeierten Aufschwung aufkommen lassen.
Demnach gehört nach sieben Krisenjahren der kanarische Durchschnittslohn auch weiterhin zu den niedrigsten des Landes.
Im ersten Quartal 2007 handelte es sich landesweit um den viertniedrigsten, im ersten Vierteljahr dieses Jahres sogar um den zweitniedrigsten. Auch wenn der Durchschnittslohn zwischenzeitlich von 1.440 auf 1.568 Euro, also um knapp 9%, gestiegen ist, kann nicht von einer Verbesserung die Rede sein, denn währenddessen zog die Inflation um etwa 14% an. Von großer Bedeutung ist hier auch, dass die Arbeitslosenzahl zwischen dem ersten Quartal 2008 und dem ersten Vierteljahr dieses Jahres von 147.200 auf 343.500 Personen gestiegen ist. Insbesondere die schlecht bezahlten Arbeitsplätze gingen verloren, sodass die besser vergüteten stärker ins Gewicht fallen.
Ausgaben pro Person sanken 2014 auf 8.906 Euro
Zum anderen kann jeder Canario erheblich weniger ausgeben als früher. Die durchschnittlichen Ausgaben pro Person sind von 10.394,25 Euro im Jahr 2007 auf 8.906 Euro im vergangenen Jahr zurückgegangen. Spanienweit beliefen sich die durchschnittlichen Ausgaben pro Person auf 10.759 Euro.
Der hohe Abstand zu den Ausgaben, die sieben Jahre zuvor verzeichnet wurden, und zu den aktuellen Ausgaben spanienweit lasse darauf schließen, dass der Aufschwung nicht in die kanarischen Haushalte Einzug gehalten hat.
Harte Kritik übte José Saturnino Martínez, Professor für Soziologie an der Universität La Laguna (ULL), an der Zentralregierung, welcher er vorwarf, die wirtschaftliche Entwicklung nur an den makro-ökonomischen Daten der letzten fünf Jahre zu messen. Der Vergleich zwischen heute und den schlimmsten Krisenzeiten ergebe zwangsläufig eine positive Bilanz hinsichtlich der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes.
Der Professor stellte fest, dem Großteil der Bevölkerung gehe es jetzt schlechter als früher. Am stärksten betroffen seien die Armen, die unter den Arbeitsmarktreformen und den Kürzungen im Sozialwesen am meisten leiden würden.
Martínez glaubt zwar auch an den Aufschwung, jedoch mit gleichzeitiger Verschlechterung der Lebensbedingungen bei einem Großteil der Bevölkerung.
[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]