Ausweichziel für Ägypten-Urlauber


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Kanarische Tourismusbranche rechnet mit 300.000 zusätzlichen Gästen aufgrund der Unruhen in Ägypten und Tunesien

Atlantik statt Rotes Meer – die Kanarischen Inseln sind das beliebteste Ausweichziel für Ägypten- und Tunesien-Urlauber, die ihre Reise aufgrund der politischen Unruhen storniert bzw. umgebucht haben. Ein Sprecher des kanarischen Tourismusministeriums bestätigte am 7. Februar, dass die gestiegene Buchungsnachfrage sich mit einem Urlauberplus von bis zu 300.000 auswirken wird.

Den Kanaren bietet sich nun unverhofft die Möglichkeit, diese Reisenden für die Inseln zu begeistern, damit der Atlantikurlaub nicht ihr letzter bleibt. Der Hotelverband Ashotel, nicht nur den kurzfristigen Aufschwung im Blick, hat die Chance erkannt und den Tourismus- und Freizeitsektor aufgerufen, größtmögliche Anstrengungen zu unternehmen, um diese „Erst-Urlauber“ zu verwöhnen und sie so an die Destination zu binden. Gastfreundschaft und exquisite Betreuung sollen die Urlauber während ihres Aufenthaltes begleiten und neben der Schönheit der Inseln die neue Visitenkarte der Kanaren bilden. 

Die Unruhen in Nord-Afrika, die sich in den letzten Wochen immer mehr ausweiteten, haben zu einer Welle von Umleitungen und Umbuchungen geführt. Die politische Instabilität und die teils blutigen Proteste haben die Reiseveranstalter veranlasst, nach Alternativen für ihre Kunden zu suchen, die Ägypten- oder Tunesienpakete gebucht hatten. Und dabei sind sie bei dem afrikanahen Urlaubsziel Kanarische Inseln mit ihrem guten Klima fündig geworden.

José Manuel Bermúdez, Vizepräsident von Teneriffa und Leiter des Tourismus-Amtes, bestätigte gegenüber einer spanischen Tageszeitung, wegen der Probleme in Ägypten und Tunesien hätten die Reiseveranstalter viele Flüge auf die Kanaren umleiten müssen. Bermúdez bedauerte die schlimmen Vorkommnisse, doch gab er auch zu, die Situation käme den Inseln zugute, da es sich bei Ägypten um einen der härtesten touristischen Konkurrenten der Inseln handele.

Laut Berechnungen des lokalen Tourismus-Sektors haben sich die Flüge auf die Kanarischen Inseln bereits jetzt um 30 pro Woche erhöht. José Fernando Cabrera, Präsident des Hotelverbandes Ashotel, hob hervor, Teneriffa allein würde sogar 16 Flugzeuge und somit 3.000 Besucher mehr in der Woche empfangen und demnach am stärksten begünstigt werden. Dabei handele es sich vor allem um Urlauber aus Großbritannien, Deutschland, Skandinavien und Italien.

Für die Reiseveranstalter sind die Kanarischen Inseln die Rettung. Thomas Cook hat den besorgten Kunden bereits die Kanaren angeboten und befindet sich auf der Suche nach Betten. Joaquín Dorta, Vizepräsident des Reisebüroverbandes der Provinz Santa Cruz de Tenerife (APAV) gab bekannt, der skandinavische Reiseveranstalter Kuoni habe eine konkrete Anfrage nach 3.000 Betten gestellt und sein Nord-Afrika-Programm bis Ende der Saison, sprich nach Ostern, eingestellt.

Braulio Marrero, Präsident der Vereinigung kanarischer Fluggesellschaften, betonte, die Außenminister aller skandinavischen Länder hätten von Flügen in die Konfliktgebiete abgeraten, sodass während der kommenden Zeit ein weiterer Anstieg der Umleitungen auf die Kanaren zu erwarten sei.

Auch José Fernando Cabrera von Ashotel erwartet eine gute Sommersaison für den kanarischen Tourismus.

Jedoch bremste Joaquín Dorta von APAV die aufflammende Euphorie mit den Worten, nicht alle Ägypten-Urlauber würden sich für die Kanaren entscheiden. Diejenigen, die eine Kulturreise in das nordafrikanische Land vorgesehen hätten, würden eher nach Jordanien, Griechenland oder in die Türkei ausweichen. Dagegen kämen die Inseln für diejenigen in Frage, die ursprünglich das Rote Meer ausgewählt hätten.

„Wir alle müssen dazu beitragen“

Der Hotelverband Ashotel gab bekannt, „sich nicht über fremde Probleme zu freuen“, aber unerwartet präsentiere sich den Kanaren die Gelegenheit, ihre Wirtschaft momentan und dauerfristig wiederzubeleben. Abgesehen von dem erwarteten Urlauberansturm bestehe die einmalige Chance, Touristen, die zum ersten Mal auf die Kanaren kämen, an die Inseln zu binden und zur Weiterempfehlung zu bewegen.

Ashotel betonte die Bedeutung von Gastfreundschaft und gutem Umgang mit dem Urlauber und forderte den Tourismus-, Transport- und Freizeitsektor auf, den Gästen einen ganz speziellen Empfang und Aufenthalt zu bereiten. Die beste Werbung sei neben der Schönheit der Inseln ein exquisiter Umgang mit den Touristen. Die Gäste müssten ab dem ersten Moment und während ihres ganzen Aufenthaltes gut behandelt werden, wenn sie zum Hotel gebracht, aufgenommen und während ihres hart verdienten Urlaubes betreut würden.

„Wir müssen die Touristen als unsere besten Freunde ansehen, die viel mehr geben als bekommen. Ihr Besuch ist ein Geschenk von ihnen, das sie uns bereiten.“

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