Baile de Taifas


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Am 29. Mai in Puerto del Rosario auf Fuerteventura

Zum Día de Canarias findet auf Fuerteventura alljährlich der „Gran Baile de Taifa“ statt, ein von Folklore geprägtes Fest mit Livemusik und Tanz unter freiem Himmel.

Der Baile de Taifas ist jedoch mehr als eine normale Tanz- und Musikveranstaltung, er ist der urkanarische Brauch eines geselligen Beisammenseins mit Musik. 

Ursprünglich hatten diese Zusammenkünfte einen bestimmten Anlass wie eine Geburt oder Hochzeit, Ostern oder Karneval, das Fest eines Heiligen, ein Erntefest, etc.   

Heute sind die Bailes de Taifas mancherorts zu Veranstaltungen mit mehreren Tausend Teilnehmern gewachsen, doch früher fanden sie im kleineren Kreis und in einzelnen Häusern statt.

Wer auf einem hiesigen Familienfest eingeladen ist, bekommt einen Eindruck des ursprünglichen Baile de Taifas: In einem separaten Raum des Hauses sind, um eine freie Fläche zum Tanzen zu schaffen, Stühle entlang der Wände aufgestellt, auf denen die Frauen Platz nehmen. 

Heute ist es der Patio, der Garten oder die Garagenauffahrt, früher war es oft die Straße, wo die Männer, um einen Tisch herum, darauf warteten, mit dem Tanzen an der Reihe zu sein. Aus einer Flasche Rum und/oder Wein konnten sie sich während der Veranstaltung mit „pizcos“ (pizco = ein bisschen) stärken. 

Üblicherweise gab es einen weiteren Tisch, auf dem man Gastgeschenke, wie Lebensmittel oder Haushaltsgegenstände für die Frau des Hauses ablegen konnte.

An der Tür zum Tanzraum stand ein männliches Mitglied oder ein Freund der Familie und wachte darüber, wer eingelassen wurde. Üblicherweise gab man diesem „Türsteher“ beim Eintreten einen Obolus, der wiederum der Gastgeberfamilie zukam. 

Die Tanzveranstaltung selbst war zwar ein Fest für alle Geladenen, obendrein aber auch eine Art Heiratsmarkt. Unter den wachsamen Augen der Mütter durften die Töchter mit den Männern tanzen, die der „Türsteher“ eingelassen hatte. 

So ein richtiger Baile de Taifas, von dem man noch lange sprach, endete mit einer zünftigen Schlägerei unter den alkoholisierten Männern, bei der es – natürlich – um eine Frau ging. Also hat sich, ganz im Sinne der Tradition, in den letzten Jahrhunderten kaum etwas geändert.

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