Befristete Arbeitsverhältnisse sollen eingeschränkt werden

Antonio Garamendi, Präsident des CEOE Foto: EFE

Antonio Garamendi, Präsident des CEOE Foto: EFE

Arbeitgeberverband hält mit Alternativvorschlägen dagegen

Madrid – Das Arbeitsministerium hat einen Vorschlag veröffentlicht, mit welchem befristete Arbeitsverhältnisse in Spanien künftig drastisch eingedämmt werden sollen. Bereits wenige Tage nach der Veröffentlichung des entsprechenden Textes hat sich der spanische Arbeitgeberverband CEOE deutlich gegen den Plan des Ministeriums ausgesprochen und bei einem Treffen des Verbandsausschusses für Sozialen Dialog mit seinen Mitgliedern vereinbart, Alternativlösungen auszuarbeiten.

„Wir wollen einen Vorschlag unterbreiten, der im Einklang mit den Forderungen Brüssels steht, sich nicht negativ auf den Arbeitsmarkt auswirkt und der Tatsache Beachtung schenkt, dass die Situation aufgrund der Diversität der Sektoren gar nicht so einfach ist“, so ein Sprecher des Arbeitgeberverbands nach dem Treffen. Er wies außerdem darauf hin, dass der öffentliche Sektor, was befristete Arbeitsverhältnisse betrifft, die Nase vorn habe und erst einmal mit gutem Beispiel vorangehen müsse.

Tatsache ist, Europa fordert die Beschränkung zeitlich begrenzter Arbeitsverhältnisse. Nach Ansicht von CEOE fällt Spanien hier besonders negativ auf, was Zeitarbeit innerhalb der öffentlichen Hand betreffe. Allerdings spiele auch die spezielle Zusammensetzung der Wirtschaftssektoren, bei denen viele von Saisonarbeit abhängig seien, eine viel größere Rolle, als in anderen europäischen Ländern. Ganz zu schweigen von den Problemen, die das derzeitige Bildungssystem mit sich bringe. Allerdings, so heißt es weiter, gäbe es genügend vernünftige Alternativvorschläge, die nicht zulasten der Wirtschaftstätigkeit gingen. Ein Beispiel dafür sei unter anderem die Möglichkeit, auf die Sektoren zugeschnittene individuelle Obergrenzen im Hinblick auf die Befristung von Zeitverträgen einzuführen.

Nach dem Vorschlag des Arbeitsministeriums dürfe die Option „befristeter Arbeitsvertrag“ künftig nur noch bei Produktionsspitzen zur Anwendung kommen, in keinem Fall aber für die jeweilige Aktivität an sich. Darüber hinaus dürfe das befristete Arbeitsverhältnis nie länger als ein Jahr dauern und werde nach 24 Monaten automatisch in ein unbefristetes Verhältnis umgewandelt. Auch für Saisonarbeit oder für konkrete Kampagnen dürften keine Beschäftigten mehr mit befristeten Verträgen angestellt werden. An ihrer Stelle würden demnach sogenannte Verträge für Saisonbeschäftigte mit Festanstellung treten, es würde sich also um fest angestellte, aber nicht ständige Mitarbeiter handeln. Werk- oder Dienstverträge sollen darüber hinaus ganz abgeschafft und Kündigungen für nichtig erklärt werden, wenn sich herausstellt, dass sie rechtswidrig zur Anwendung kamen.

CEOE hat von Vertretern der diversen Wirtschaftssektoren im Zusammenhang mit dem Vorschlag des Arbeitsministeriums bereits über 2.000 Seiten an kritischen Anmerkungen erhalten, in denen verdeutlicht wird, wie die geplanten Änderungen die jeweiligen Branchen beeinträchtigen würden. Die Landwirtschaft habe beispielsweise bereits jetzt Schwierigkeiten, Personal für ihre saisonabhängigen Tätigkeiten zu finden und sei gezwungen, ausländische Arbeitskräfte für einige Monate anzuwerben. Wie sollten derartige Arbeitsverhältnisse als „Festanstellungen ohne ständige Mitarbeit“ umgesetzt werden, wird unter anderem moniert.

„Die Hälfte der Arbeitskräfte hat keine Berufsausbildung oder ein Studium absolviert, sodass ihr einziger Zugang zum Arbeitsmarkt die berufliche Erfahrung ist. 79 Prozent der Arbeitsverhältnisse, die von befristet in unbefristet umgewandelt werden, betreffen ungeschultes Personal. Der befristete Arbeitsvertrag ist also ihr Eintrittstor zu einem sicheren Arbeitsplatz, und diese Möglichkeit zu begrenzen, würde verhindern, dass diese Menschen Erfahrung sammeln können“, monierte diesbezüglich auch Luis Pérez, der Leiter für Institutionelle Beziehungen des Personaldienstleisters Randstad.

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