Beziehungstat in Cuesta Piedra


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Ein 70-Jähriger aus Santa Cruz hat seine 51-jährige Lebensgefährtin erwürgt

Ein 70-jähriger Mann, der vom spanischen Festland stammt, hat in der Nacht des 11. Mai mutmaßlich seine Lebensgefährtin getötet und sich am darauffolgenden Tag der Polizei gestellt. Beide lebten zusammen in einer Wohnung in Santa Cruz im Stadtteil Cuesta Piedra.

Die 51-jährige Marina Candelaria González ist in diesem Jahr das erste Opfer der sogenannten „Violencia machista“ (durch Sexismus motivierte Gewaltausübung) auf den Kanaren. 

Das Paar war in seiner Wohngegend dafür bekannt, gewalttätige Auseinandersetzungen zu haben, die auch vom Opfer ausgingen. Dennoch hatte die Frau seit dem Jahr 2000 mehrfach Anzeigen wegen häuslicher Gewalt erstattet, zuletzt im Dezember 2015, und war auch in früheren Jahren zeitweise in einem Heim für ledige Mütter untergebracht. Im einem Register der Polizei, welches der Vorbeugung von Gewalt gegen Frauen dient, wurde sie als potenzielles Opfer mit hohem Risiko geführt, in den letzten Monaten jedoch, vermutlich aufgrund von Verjährung verschiedener Vorfälle, auf mittleres Risiko herabgestuft. 

Sowohl Marina Candelaria, die in Cuesta Piedra unter dem Spitznamen „La Corucha“ bekannt war, als auch ihr Lebensgefährte Dionisio Rodríguez waren seit Jahren drogenabhängig und hatten schon mehrfach in der Strafvollzugsanstalt Tenerife II eingesessen. Beide waren ohne Arbeit und hatten nur geringe Einnahmen, über deren Verwendung, nach Aussagen der Nachbarn, Dionisio allein entschied. 

Gerade in den letzten Wochen, so berichten die Anwohner, eskalierten die ständigen Streitereien des Paares immer mehr. Auch früher waren oft Gegenstände aus den Fenstern des Hauses in der Calle Miranda 23 auf die Straße geschleudert worden. Doch nur wenige Tage vor dem gewaltsamen Tod Marina Candelarias versuchte das Paar, neben dem üblichen Geschirr und Kleinmöbeln, sogar einen ganzen Kühlschrank aus dem Fester zu werfen. Die Gewalt schaukelte sich bis zu dem Extrem auf, dass Rodríguez seiner Partnerin eine Stichwunde zufügte. Die Frau lief daraufhin mit blutverschmiertem Bein durch die Straßen, doch ließ sie sich weder medizinisch versorgen noch zeigte sie die Tat an. 

Zum Tode der Frau kam es nach einem heftigen Streit, der dadurch ausgelöst worden sein soll, dass sie ihren Lebensgefährten im Badezimmer eingeschlossen hatte. Gegen 23 Uhr in der Nacht soll Dionisio Rodríguez sie dann erdrosselt haben. Am Morgen darauf verständigte er selbst die Polizei und befindet sich nun in Haft. 

Marina Candelaria González hatte vier Kinder, der älteste Sohn ist mittlerweile 30 Jahre alt, das jüngste und einzige gemeinsame Kind des Paares ist sechs. Keines der Kinder hat lange Zeit mit der Mutter zusammengelebt. 

Einige Nachbarn berichteten gegenüber der Presse, dass die Anwohner des Viertels schon damit begonnen hatten, Unterschriften für eine Anzeige wegen fortgesetzter Misshandlung zu sammeln. Sie bedauern, dass der Frau, obwohl sie sich an die Polizei gewandt hatte, nicht mit einer Wegweisungsverfügung gegen den Partner geholfen wurde. Dennoch bemühten sich die Ordnungshüter, der Situation Rechnung zu tragen, indem die Polizeistreifen in der Straße Präsenz zeigten. Noch am Nachmittag vor dem Mord hatte ein Einsatzwagen dort nach dem Rechten geschaut. 

Im Ayuntamiento von Santa Cruz wurde einen Tag nach der Entdeckung der Tat eine Schweigeminute im Gedenken an die getötete Marina Candelaria Rodríguez abgehalten.  

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