„Big Data“ soll historische Bauwerke schützen


Die vielen prominenten Gäste, die zur Hochzeit von Lionel Messi und Antonella Roccuzzo kamen, hatten keine Spendierhosen an. Foto: EFE

Sensoren sammeln an der berühmten Stadtmauer und anderen Monumenten von Ávila Messwerte für die Erhaltung der Bauwerke

Madrid – Im Rahmen eines länderübergreifenden europäischen Vorhabens verwandelt sich die alte Kulturstadt Ávila mit ihrer berühmten Stadtmauer aus dem 11. bis 14. Jahrhundert und zahlreichen historischen Gebäuden, in eine „Intelligente Kulturerbe-Stadt“, englisch „Smart Heritage City“. An und in den Baudenkmälern der kastilischen Provinzhauptstadt, die eine Pionierin dieses Projekts ist, werden Sensoren angebracht, die verschiedene Umwelteinflüsse wie Temperatur, Feuchtigkeit, Sonneneinstrahlung, Rissbildung, die Präsenz von Schädlingen und Vibrationen des Straßenverkehrs messen. Bis zu 1.000 verschiedene Parameter werden kontinuierlich aufgezeichnet und mittels der Technik zur Verarbeitung großer Datenmengen, auch „Big Data“ genannt, überwacht.

Insgesamt sollen 226 Sensoren das Wohlergehen von 29 Bauten beobachten, darunter die Stadtmauer, die Kathedrale und weitere einzigartige Gebäude und Straßen. 60% davon sind schon installiert.

Die Archäologin Rosa Ruiz ist in der Stadtverwaltung verantwortlich für die Erhaltung des historischen Erbes. Sie hält es für notwendig, die neuen Technologien für die Pflege der mittelalterlichen und Renaissance-Bauwerke heranzuziehen. An der beeindruckenden, mit zahlreichen Türmen bewehrten Stadtmauer von Ávila beispielsweise, sorgt Wasser dafür, dass der Mörtel Schaden nimmt. Das Auftreten und Verhalten der Feuchtigkeit ist jedoch schwer vorauszusagen und kann durch die Überwachung per Sensor besser und frühzeitiger erkannt werden. „Deshalb braucht die Stadtmauer eine tägliche Wartung und kontinuierliche Kontrolle. Wir lassen niemals zu, dass sich ein Problem ausweiten kann“, erklärt Ruiz die Strategie ihrer Behörde.

Vom Erfolg dieser Strategie hängt nicht nur die Erhaltung der geschichtlich bedeutsamen Bauwerke, die vor allem aus dem 11. bis 16. Jahrhundert stammen, ab, sondern auch der Tourismus, der durch diese historische Stätte angezogen wird. Und auch in diesem Bereich sollen die Sensoren der „Smart Heritage City“ und „Big Data“ nutzbringend eingesetzt werden, denn sie erlauben es, das Bewegungsverhalten und die Interessen der Besucher zu analysieren. Darüber hinaus kann Vandalismus vorgebeugt und die Energieeffizienz erhöht werden, weil u.a. ermittelt werden kann, wo Lichter angebracht werden und wann sie eingeschaltet sein müssen.

Ein weiterer Vorteil des „Smart Heritage City“-Projekts besteht in einer App, mit der die 400.000 Touristen, die alljährlich die 58.000-Einwohner-Stadt besuchen, ihren Aufenthalt noch besser gestalten können.

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