Bringt der Arbeitslosen-Frust Prügel ins Haus?


Anwalt führt Zunahme häuslicher Gewalttaten auf Arbeitsmarktlage zurück

„Bislang verbrachte der Mann vier bis fünf Stunden täglich daheim mit Frau und Kindern. Nun sitzt er den ganzen Tag zu Hause und grübelt über seine Arbeitslosigkeit und die Chancen auf einen neuen Job nach.

Das führt zu einem Aggressionsstau, der sich in vielen Fällen durch Tätlichkeiten Bahn bricht.“  Das ist das neue Täter-Profil, so die Ansicht eines Anwalts, der aufgrund der vielen Fälle von häuslicher Gewalt, die in seiner Kanzlei bearbeitet werden, anonym bleiben möchte. „Die Rede ist hier nicht von ein paar Fällen mehr, sondern von einem deutlichen Anstieg der Anzeigen wegen häuslicher Gewalt. In den meisten Fällen ist einer oder gar beide Partner arbeitslos geworden, und das hat schwere Konsequenzen für die Partnerschaft.“

Bereits 2008 wurde nach den Statistiken des Obersten Kanarischen Gerichtshofs ein zehnprozentiger Anstieg der Anzeigen wegen häuslicher Gewalt festgestellt, und die Voraussagen bis zum Ende dieses Jahres deuten auf eine Verdoppelung hin.

Bislang war in der Regel in Ferienzeiten – bedingt durch das intensivere Zusammenleben – ein Anstieg der Anzeigen zu bemerken. Viele Frauen haben diesen begrenzten Zeitraum allerdings auch als eine vorübergehende Situation hingenommen, doch nun eskalieren die häuslichen Konflikte durch erzwungene Untätigkeit, Geldsorgen und Zukunftsängs­te. Und wo früher ein Partnerstreit verbal oder durch psychische Aggressionen ausgetragen wurde, rutscht nun die Hand leichter aus. Körperliche Miss­handlung setzt ein, und das immer öfter, so dass die Situation für die betroffenen Frauen unerträglich wird.

Hinzu kommt, so Fachleute, dass die Frauen inzwischen ein stärkeres Selbstbewusstsein entwickelt haben und diese tätlichen Übergriffe nicht mehr stillweigend ertragen.

Im krassen Gegensatz dazu steht die Scheidungsstatistik. Hier weist alles darauf hin, dass die Scheidungsquote sich bis zum Jahresende halbieren wird. Aber auch das wird auf Arbeitslosigkeit und Geldmangel zurückgeführt. „Paare trennen sich nun verstärkt auf privater Ebene, weil das Geld für eine Scheidung fehlt. Mit dem Ende der Wirtschaftskrise wird sich die Zahl dann vermutlich verdoppeln“, vermutet ein anderer Anwalt.

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