Britische Abzocker-Anwälte verklagen 12 Hotels


Der Hotelunternehmerverband Hosbec schätzt den spanienweit drohenden Schadenersatz auf 60 Millionen Euro

Teneriffa – Zwölf Hotels der Provinz Santa Cruz de Tenerife, die meisten davon im Urlaubsort Costa Adeje, wurden über britische Anwälte wegen angeblicher Lebensmittelvergiftungen von Urlaubsgästen verklagt. Dies berichtete die Zeitung „El Día“ unter Berufung auf den Hotelverband der Provinz, Ashotel. Demnach beläuft sich die Zahl der Klagen bereits auf 130, verteilt auf die erwähnten 12 Urlaubsresorts.

Ashotel hatte die dubiosen Praktiken von britischen Anwälten in Urlaubsgebieten auf den Kanarischen Inseln im September zur Anzeige gebracht. Diese als „abogados piratas“, bzw. in Großbritannien als „claim farms“ bekannten Abzocker-Kanzleien stellen ihren Klienten Schadenersatzzahlungen in Aussicht, wenn sie die Hotels wegen Lebensmittelvergiftung anzeigen. Die Anzeige erfolgt in Großbritannien, was für die spanischen Hotels bedeutet, dass sie sich auf ein kostspieliges Verfahren im Ausland einlassen müssen. Ashotel und weitere spanische Hotelunternehmerverbände halten den Großteil der Klagen für falsch oder unbegründet.

Der spanische Dachverband der Hotels und touristischen Unterkünfte Cehat (Confederación Española de Hoteles y Alojamientos Turísticos) hat angesichts der Flut von Reklamationen, die in spanischen Urlaubsgebieten eingehen, das Kriegsbeil ausgegraben. Zusammen mit der Kanzlei „Tourism&Law“, die auf die Vertretung der Interessen von Unternehmen im Tourismus spezialisiert ist, hat Cehat eine Strategie entwickelt, um den Betrug durch die britischen Kanzleien zu bekämpfen.

Der Hotelverband Hosbec der Urlaubsgebiete Benidorm, Costa Blanca und Comunidad Valenciana hat ausgerechnet, dass der Gesamtschaden für die spanischen Hotels bei 60 Millionen Euro liegen könnte. Hotels in diesen spanischen Urlaubsgebieten haben bereits begonnen, die Essens- und Trinkgewohnheiten ihrer Gäste genau zu erfassen, um im Falle einer Anzeige diese rückverfolgen zu können. Ebenso werden die Kontrollen ihrer Speisesäle und Küchen verschärft.

Die britischen „claim farms“ haben bereits auf anderen Gebieten wie der Fahrzeugversicherung, Bankprodukten oder im öffentlichen Gesundheitswesen Großbritanniens ähnlich agiert und Schadenersatzleistungen in dreistelliger Millionenhöhe erzielt. Ihre aggressiven Akquise-Methoden umfassen soziale Netzwerke, Telefonmarketing und Mitarbeiter, die in den touristischen Gebieten potenzielle Kunden ansprechen.

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