„Bruderkrieg“ zwischen Gran Canaria und Teneriffa treibt sonderbare Blüten


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Der Nachbarinsel soll die Bezeichnung „Gran“ aberkannt werden

Ein Kommentar, der kürzlich in der Sonntagsausgabe der auf Teneriffa erscheinenden Tageszeitung El Dia veröffentlicht wurde, hat die Volksseele zum Kochen gebracht…. vor allem auf der Nachbarinsel Gran Canaria. In einem ganzseitigen Artikel versucht der Kommentarist genügend triftige Gründe dafür darzulegen, dass Gran Canaria das „Gran“ aberkannt werden müsse, denn sie sei ja nach Teneriffa und Fuerteventura lediglich die drittgrößte der Kanareninseln.

Und er weiß auch schon, auf welchem Wege dies geschehen könnte: Im Zuge der Überarbeitung des Autonomie-Statutes der Kanaren, die demnächst ansteht.

Was wie ein Scherz anmutet, wie die verrückte Idee einer der Karnevalsgruppen, die demnächst wieder miteinander in den Wettstreit treten, ist der Zeitung ein absolut ernstes Anliegen.

Der „Pleito Insular“, das Gezänke zwischen den Inseln – insbesondere zwischen Teneriffa und Gran Canaria – ist absolut kein neues Phänomen. Doch während es früher überwiegend auf dem Niveau der beiden insularen Fußballclubs oder in den kritischen Gesängen der Karnevalsgruppen ausgetragen wurde, ist es im Laufe der Zeit immer weiter auf die politische Ebene gelangt. Während die kanarische Regierung mit Werbespots in Presse, Rundfunk und Fernsehen „eine einzige kanarische Region“ proklamiert, schlagen Publizisten und Politiker von hüben und drüben aufeinander ein.

Sobald in der einen oder anderen Provinzhauptstadt eine neue Institution eine Niederlassung eröffnet, beginnt das Gezeter und bei der Verteilung des Etats der Kanarenregierung wird mit Argusaugen darauf geschaut, dass die andere Provinz nicht zuviel erhält. Da geht es in der Regel nicht um die speziellen Notwendigkeiten auf der einen oder anderen Seite, wichtig ist, dass „gerecht“ verteilt wird.

Beweise in Form alter

Seekarten und Zitate

Doch was sich El Día mit seinem Editorial vom 15. Januar geleistet hat, übertrifft wirklich alles bisher da Gewesene. Uralte Seekarten werden als „Beweismaterial“ herangezogen sowie Zitate aus jahrhundertealten Reiseberichten, um den Nachweis zu führen, dass „Gran“ dem Namen Canarias erst viel später hinzugefügt worden ist. Vom Größenwahn gezeichnete Führer vergangener Zeiten oder ein Geistlicher – Fray Juan de Abreu y Galinda, der gesagt haben soll „…die Bewohner dieser Insel sind nobel und groß (grande)“ sollen die möglichen Urheber des „Gran“ sein.

Noch fadenscheiniger sind allerdings die Begründungen, weshalb Gran Canaria zukünftig nur noch Canaria heißen soll: „Die derzeitige Bezeichnung erzeugt Verwirrung auf dem Festland und vor allem im Ausland. Alle Welt glaubt, Las Palmas sei die einzige Hauptstadt der Kanarischen Inseln, Gran Canaria die zentrale Insel des Archipels und würde vom Teide gekrönt. Und weil der Name verwirrt, wird ihr Tourismus begünstigt und die übrigen Inseln benachteiligt…“

Nun hätte man davon ausgehen können, dass die Medien, die auf der Nachbarinsel erscheinen, die Sache als das abgetan hätten was sie wirklich ist – absolut lächerlich und ein riesengroßer Unsinn. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Die auf Gran Canaria erscheinenden Zeitungen haben den Kommentar von El Día Wort für Wort abgedruckt und damit die Volksseele zum Kochen gebracht. Ströme von Druckerschwärze fließen mit Gegenargumenten, Gutachten von Historikern, Leserumfragen und und und…

Es wird nach dem Regierungspräsidenten gerufen, der gegen diese infamen Forderungen einschreiten soll und hinter der vorgehaltenen Hand wird der Verdacht ausgesprochen, dass der vielleicht der gleichen Meinung sein könnte, denn immerhin stammt er ja von Teneriffa.

„Gran Canaria verteidigt sich“ schreibt die Zeitung Canarias7 in Riesenlettern. Wissenschaftler treten auf den Plan, die nachweisen, dass „Canaria la grande“ bereits in einer Chronik von 1393 erwähnt wird und auch in der bekannten Erzählung „Le Canarien“ aus dem Jahr 1402 ist von Gran Canaria die Rede. Und um dem bösen Nachbarn einen richtigen Schlag zu versetzen, kommentiert Manuel Lobo, Politiker von Gran Canaria, Papst Martin V. habe 1424 Teneriffa als Isla Infierno – die Hölleninsel bezeichnet.

Und anstatt angesichts solcher Kindereien mal kräftig auf den Tisch zu hauen versichert Präsident Adán Martín immer wieder: „So etwas ist uns nie in den Sinn gekommen…!“

„Haben die denn keine anderen Sorgen?“, denkt sich der aufmerksame Betrachter und stellt dann erstaunt fest: „Das ist ja schlimmer als zwischen Bayern und Preußen oder Düsseldorfern und Kölnern….“

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