Bürgermeister will unterrichten


Der Bürgermeister von La Guancha unterrichtet in diesem Schuljahr Physik und Chemie an einer Oberschule in Los Realejos. Foto: Ayuntamiento de la guancha

Antonio Hernández verzichtet für eine Lehrerstelle in Los Realejos auf sein Gehalt als Bürgermeister und regiert in Teilzeit weiter

Teneriffa – Es geschieht eher selten, dass ein Politiker auf ihm zustehende Zuwendungen verzichtet. In La Guancha, einem Städtchen von 5.400 Einwohnern im Norden zwischen Icod de Los Vinos und Los Realejos gelegen, scheint sich jedoch genau dieses zuzutragen.

Der Bürgermeister des Ortes, Antonio Hernández, hat bekannt gegeben, im August auf die exklusive Ausübung seines Amtes verzichtet zu haben, um an einer Oberschule im nahe gelegenen Los Realejos unterrichten zu können. Dies geht mit dem Verzicht auf sein Bürgermeistersalär von 40.000 Euro jährlich einher. Künftig will Hernández der Bürgermeisterei 26 Wochenstunden widmen, darüber hinaus jedoch auch praktisch ständig erreichbar sein.

Hintergrund ist eine Bewerbung von Bürgermeister Hernández, der im Zivilberuf Lehrer ist, auf eine Ausschreibung (Oposiciones *) als Physik- und Chemielehrer. Er bestand die dazugehörige Beamtenprüfung und ist nun „Beamter im Praktikum“ und verpflichtet, dieses Praktikum jetzt abzuleisten. Die Opposition im Ayuntamiento von La Guancha, in Gestalt der Sprecherin der CC, Araceli Socas, zeigte sich empört und bezeichnete den Schritt als unerhört und verantwortungslos. Es sei unzumutbar, dass der oberste Repräsentant von La Guancha den Ort nur in seiner Freizeit regiere.

Bürgermeister Antonio Hernández sieht das anders: Nach Unterrichtsende werde er sich direkt ins Rathaus begeben und arbeiten wie bisher, jedoch ohne von der Gemeinde dafür bezahlt zu werden. Dadurch spare die Stadt 40.000 Euro jährlich, obwohl er weiterhin jederzeit für die Einwohner da sein und die Projekte von La Guancha vorantreiben werde. Er werde auf jeden Fall bis zum Ende seiner Amtszeit Bürgermeister bleiben, ob er danach nochmals antrete, könne er noch nicht sicher sagen.

* Oposiciones sind in Spanien Bewerbungen/Prüfungen für Stellen im öffentlichen Dienst. Sie finden in unregelmäßigen, kaum voraussehbaren Zeitabständen statt und sind schwer zu bestehen. Geht eine solche Gelegenheit vorüber, ist es nicht sicher oder gar planbar, dass sich eine weitere Gelegenheit bietet.

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