Cabildo lehnt Austritt aus Bodegas Insulares ab


© Cabildo Tenerife

Laut Jesús Morales verfolgt das Unternehmen „einen sozialen Zweck“

Nach dem Skandal um die Bodegas Insulares de Tenerife, die im vergangenen Jahr 110.000 Liter Wein vom spanischen Festland hierzulande als Tafelwein verkaufte (das Wochenblatt berichtete), nahmen die Forderungen der Winzer und Weinhändler nach einem Austritt des Cabildos kein Ende. Nun meldete sich der neue Landwirtschaftsbeauftragte Jesús Morales zu Wort und bezog Stellung.

Weinskandal

Im September letzten Jahres hatte das Kanarische Institut für die Qualität landwirtschaftlicher Produkte (ICCA) aufgrund einer anonymen Anzeige eine Untersuchung eingeleitet und aufgedeckt, dass Bodegas Insulares de Tenerife S.A. 111.000 Liter Wein aus La Mancha erworben hatte. Schließlich stellte sich jedoch heraus, dass der Skandal nicht so groß war, wie zunächst befürchtet, weil Bodegas den Wein nicht in Flaschen als ihren eigenen sondern als Tafelwein an Hotels verkauft hatte. 

Trotzdem waren die Winzer und Weinhändler Teneriffas entsetzt und fürchteten um den guten Ruf des Teneriffa-Weins, der über Jahre durch Herkunftsnachweis, Qualitätssicherung und Öffentlichkeitsarbeit aufgebaut worden war. 

Infolge des Skandals musste das leitende Verwaltungsratsmitglied José Luis Savoie den Hut nehmen. Auch der Landwirtschaftsbeauftragte José Joaquín Bethencourt wurde im November in das Ressort für Wasserverwaltung versetzt, allerdings begründete Inselpräsident Carlos Alonso die Entscheidung damit, dass Bethencourt 2015 aus der Inselregierung ausscheiden und er, Alonso, die Kontinuität an der Spitze des Landwirtschaftsressorts über die Cabildo-Wahlen hinaus garantieren wolle. 

Kurz nach Bekanntwerden der „Weinkrise“ kaufte Bodegas für etwa eine Million Euro den Ernteüberschuss der Lese auf, um einen Preisverfall zu verhindern. 

Mit Blick in die Zukunft

Weil die Forderungen der Winzer und Weinhändler nach einem Austritt des Cabildos aus den Bodegas Insulares fortbestanden, sah sich Jesús Morales, Nachfolger von Bethencourt an der Spitze des Landwirtschaftsressorts, nun genötigt, ausführlich zu den Zukunftsplänen des Unternehmens, das drei Bodegas in Icod, La Orotava und Tacoronte unterhält, Stellung zu nehmen. 

Morales stellte klar, dass die Inselregierung in nächster Zeit keinen Austritt aus dem Unternehmen vorsehe, weil dieses einen „sozialen Zweck“ verfolge. So würde Bodegas üblicherweise den Ernteüberschuss der Lese ankaufen, um einen Preisverfall zu verhindern, wie auch im letzten Herbst geschehen, als Bodegas die überzähligen Trauben für etwa eine Million Euro erwarb. Das inseleigene Unternehmen würde den Weinbauern die Abnahme und den Preis sichern. Im Falle eines vollkommen freien Marktes würden private Weingüter den Überschuss für wenig Geld abnehmen, die Preise ruinieren und den Winzern ihr Geschäft verderben. 

Im Großen und Ganzen würde das Unternehmen nicht vom Cabildo sondern vom Verwaltungsrat geleitet, unter Vorsitz eines professionellen Winzers, erklärte Morales weiterhin. Er selber würde nur in wichtigen Angelegenheiten mit einbezogen, sodass ein Austritt des Cabildos auch in dieser Hinsicht keinen Sinn ergebe. 

Zu den Herausforderungen der Zukunft erklärte der Landwirtschaftsbeauftragte die Verbesserung der Finanzlage, die durch „Restrukturierung“ des Personalstabs bereits angegangen worden sei, sowie die Geschäftsausweitung ins Ausland. 

Darüber hinaus sprach sich Morales für die Einführung der Herkunftsbezeichnung Teneriffa aus, die problemlos neben der zukünftigen Herkunftsbezeichnung Kanarische Inseln existieren und die fünf einzelnen Herkunftsbezeichnungen der Insel umfassen könne. 

„Öffentliche Einmischung“

Umgehend nach der Stellungnahme von Morales meldete sich Hugo Luengo, Präsident der Vereinigung der Kanarischen Weinbauern und Winzer (Avibo), zu Wort, um die Entscheidung der Inselregierung zu kritisieren, sich nicht aus Bodegas Insulares zurückzuziehen. Es sei in Spanien einzigartig, dass eine Behörde ein Weingut besitze und verwalte, erklärte Luengo. Für ihn sei verständlich, dass die öffentliche Verwaltung das Gesundheits- und das Bildungssystem bestimme und für den Erhalt der öffentlichen Infrastrukturen sorge. Im privaten Weinsektor würde die öffentliche Einmischung jedoch zum Ungleichgewicht führen.

Die Einführung der Herkunftsbezeichnung Teneriffa befand Luengo, ebenfalls Präsident der Herkunftsbezeichnung Kanarische Inseln, als „arrogantes Vorhaben“. 

Abschließend forderte Luengo das Cabildo erneut zum Austritt aus Bodegas und dem Weinsektor auf. 

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