Castillo del Mar kämpft um Wiedereröffnung


© Thomas Müller

Besucher und Einheimische vermissen die „Festung der Kultur“ in Vallehermoso

In Vallehermoso kämpft der Deutsche Thomas Müller um die Wiedereröffnung seines „Castillo del Mar“, das nach siebenjähriger Betriebszeit und über 500 erfolgreichen Veranstaltungen geschlossen wurde. Mittlerweile haben auch die Verantwortlichen im Cabildo und bei der Gemeinde die Bedeutung dieser kleinen Festung für das kulturelle Leben in diesem Inselteil erkannt und setzen sich für die Wiedereröffnung ein.

„Immer wenn jemand die Initiative ergreift, um etwas Neuartiges zu schaffen, stößt er auf diese Art von Unannehmlichkeiten“, so beginnt der Kommentar zu einer Nachricht über das Castillo del Mar im Internet-Portal www.gomeraverde.es. In dem Artikel geht es um einen neuen Stein, der dem deutschen Fotografen Thomas Müller in den Weg gelegt wird, der in seiner Wahlheimat La Gomera vor Jahren die alte Bananenverladestation – ein Relikt aus dem Jahr 1890 – direkt an der Küste von Vallehermoso in das „Castillo del Mar“ verwandelte. Liebevoll und aufwendig wurde das alte Gemäuer in mehrjähriger Arbeit restauriert und ausgestattet und bereicherte nach der Eröffnung 2003 das ansonsten eher karge kulturelle Leben in diesem Inselteil. Theater, Konzerte, Parties, Ausstellungen, Kunsthandwerksmärkte fanden hier statt, und auch der vierzehntägige Brunch auf der Burgterrasse hatte viele Anhänger. Selbst vom Rathaus der Gemeinde Vallehermoso wird bestätigt, dass die Kulturplattform Castillo del Mar sich während ihres siebenjährigen Betriebes zu einem der wichtigsten touristischen Anziehungspunkte der Gemeinde entwickelt hat. Doch dies alles interessiert das in den letzten Monaten so oft erwähnte spanische Küstenamt herzlich wenig, und nun setzen Thomas Müller und sein Team, unterstützt von der Gemeinde Vallehermoso alles daran, um zu einer Einigung mit dem Küstenamt zu gelangen und das Castillo so bald wie möglich wiedereröffnen zu können.

Das Küstenamt hatte im Frühling 2008 gemäß Küstenschutzgesetz illegale bauliche Veränderungen an dem alten Gemäuer festgestellt und moniert. Wie so oft auf den Kanaren mündete das bürokratische Wirrwar in einer Sackgasse. Thomas Müller klagt in einem offenen Brief an die Medien über die zahlreichen Probleme, die sich seit Beginn der Renovierung angehäuft haben – unerfüllte Versprechen von Politikern und vor allem die fehlende Bereitschaft, das Hauptproblem zu lösen, das im Juli letzten Jahres letztendlich zur Schließung des Castillo auf unbestimmte Zeit geführt hat: der nie erfolgte Anschluss an das Unelco-Stromnetz. Neun Jahre lang – während der Bauzeit und auch danach – musste Thomas Müller mit einem Generator selbst für die Stromversorgung aufkommen. Im Juli 2008 beschloss er, dass es so nicht mehr weitergehen konnte und sah sich gezwungen, das Castillo zu schließen. Auf einem anderen Blatt steht die Lizenz des Küstenamtes, die 2001 beantragt wurde und kommentarlos bis zum heutigen Tag verweigert wird.

Mittlerweile haben das Bürgermeisteramt und die Inselregierung das Castillo zu einem „Ort von öffentlichem Interesse“ erklärt. Über 3.500 Unterschriften von Gomeros und Tausenden Gomera- und Cas­tillo-Besucher sollen helfen, das Castillo mit aller notwendigen Infrastruktur wieder zu eröffnen. So lautet auch der Aufruf von Thomas Müller an alle, die sich im Sinne des Erhalts einer wichtigen kulturellen Einrichtung auf der Insel engagieren wollen, ihren Wunsch dem Cabildo von La Gomera mitzuteilen, zum Beispiel per E-Mail (informacion@cabildogomera.org).

Bis dato hat Thomas Müller alle Kosten für Restaurierung, Inbetriebnahme, etc. des Castillo allein getragen. Zuschüsse von öffentlicher Seite gab es keine. Nun gibt er zu, dass seine Mittel und auch er selbst nach dem jahrelangen Kampf erschöpft sind.

Dennoch will er seinen Traum nicht aufgeben und weiter um die kleine Festung der Kultur in Vallehermoso kämpfen. Viele Anfragen sind bei ihm eingegangen, wie kann ich helfen, wie kann ich unterstützen? Deshalb wurde ein Spendenkonto eingerichtet.

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Die Geschichte der kleinen Burg

Empaquetadora de plá­tanos, Pescante oder Castillo sind die Namen der kleinen Hafenanlage, die seit 1890 am Meeresstrand von Vallehermoso mitten im Atlantik auf einer Klippe gelegen ist. Hier im Norden wurden sämtliche Güter der Insel, hauptsächlich Bananen, verpackt und dann über den Pescante, eine Holzkonstruktion, die über drei Basaltsäulen führte, auf die Dampfschiffe geladen.

Das Castillo war zu der Zeit der wichtigste Warenumschlag­platz und Vallehermoso das Handelszentrum der Insel. 1910 wurde hier das erste Kraftfahrzeug entladen. Ganz oben auf der Klippe thronte das Kontor und wachte über die Handelsaktivitäten.

Alles, was auf die Insel kam und was die Insel verließ ging hier durch die Bücher. Ein zur Rechten gelegenes Bollwerk verfügte über Kanonen, um den Handelsplatz vor Piraten zu schützen. Im unteren Stockwerk des Gebäudes war die Verpackungsabteilung untergebracht. Die Bananen wurden gewaschen, gewogen und vermessen, um anschließend nach Größe und Qualität sortiert, verladen zu werden.

Im Rahmen der Machtübernahme Francos emigrierten viele Gomeros illegal nach Südamerika. Häufig war das Castillo del Mar das Tor zur Neuen Welt, da es als letzter Ausgangspunkt für die Reise der Gomeros nach Südamerika diente.

1950 wurde der Handel über El Castillo eingestellt und der Ort geriet in Vergessenheit. Schnell wurde die alte Küstenstraße von Geröll und Felsen verschüttet und somit unpassierbar.

1981 erwarb Thomas Müller die Hafenanlage, doch da der Zugang zum Castillo nur über das Meer möglich war, scheiterten die ersten Sanierungsversuche. Erst als im Zuge der Revitalisierungsprojekte für den Norden La Gomeras die Küstenstraße erneuert wurde, war im Februar 2001 der landseitige Weg zum Castillo wieder frei. Doch öffnete das auch dem Vandalismus Tür und Tor: Natursteinmauern wurden zerstört, Holzdecken verbrannt und vieles einfach in das Meer geworfen. Schnellstens muss­ten also Schritte unternommen und mit der Restaurierung begonnen werden.

So begann am 1. Mai 2001 die erste Bauphase. Die schwierigen Bauarbeiten wurden von einem ortsansässigen Bauunternehmen übernommen. Auf Trockensteinmauern spezialisierte Steinmetze rekonstruierten zuerst den Haupteingang mit der dazugehörigen Treppe und bauten ihn Stein für Stein wieder auf. Anschließend wurden sämtliche Natursteinmauern, die als Schutzwälle sowohl gegen das Meer als auch gegen Piraten errichtet wurden, wiederhergestellt.

Am 8. Januar 2003 wurde das Castillo offziell eingeweiht und die Eröffnungsveranstaltung mit internationalen Künstlern und zahlreichem Publikum und reger Medienpräsenz war ein voller Erfolg. Zu den besonders erwähnenswerten Prominenten, die in der folgenden Zeit das Castillo besuchten und von dem kulturellen Angebot wie der Anlage begeistert waren, zählen Angela Merkel und Jürgen Trittin. Nach sieben Jahren und 500 gut besuchten Veranstaltungen musste das Castillo im Sommer 2008 wegen der angeführten infrastrukturellen Probleme geschlossen werden.

Die Möglichkeit, das Castillo über den „Parque Marítimo“ in Vallehermoso an das Unelco-Stromnetz anzuschließen, gibt nun neue Hoffnung.

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