Die Theorie der multiplen Intelligenzen
In der öffentlichen Grundschule von Aguamansa ist alles anders. Zum Unterricht wird nicht mit einer Klingel oder Sirene, sondern mit Musik gerufen. Der Tag beginnt mit Gesprächsgruppen und Versammlungen, in denen jeder über seine Gefühle und Sorgen sprechen kann.
Es werden keine Klassenarbeiten geschrieben, sondern Projekte ausgearbeitet, die jedem Kind die Möglichkeit geben, für seinen eigenen Weg Lösungen zu finden.
Schüler, Eltern und Lehrer haben Stimmrecht in den Versammlungen, in denen gemeinsam Lösungen zu einer Unzahl von Begebenheiten gefunden werden oder möglichen Konflikten vorgebeugt wird.
Hier lernen die Kinder nach der „Theorie der multiplen Intelligenzen“ von Howard Gardner, Pädagoge, Psychologe und Professor für Neurologie.
Gardner versteht unter Intelligenz eine Anzahl von Fähigkeiten und Fertigkeiten, die notwendig sind, um echte Probleme zu lösen und diese Lösungen in einem bestimmten kulturellen Umfeld umzusetzen. Hierzu gehört für ihn auch die Fähigkeit, neue Probleme zu überwinden und somit neues Wissen zu erwerben.
Diese Theorie ermöglicht jedem Kind, Kenntnisse auf die bestmögliche Art zu erwerben, ohne durch Schulbücher und Klassenarbeiten eingezwängt zu werden.
Das Leitmotiv des pädagogischen Projektes dieser kleinen Schule von Aguamansa, die von neunzig Schülern besucht wird, besagt, dass jedes Kind seinen eigenen Platz hat und nur die Möglichkeit bekommen muss, seine Intelligenz beweisen zu können.
Cristina Arbelo ist die Leiterin sowohl der Schule als auch des Projekts. Sie meint, dass Kinder heute mit Informationen übersät werden, dass sie zu wenig Möglichkeiten haben, Eigeninitiative zu ergreifen. Ihre natürliche Neugier wird mit der Überinformation erstickt. Sie sind gelangweilt und verlieren jegliche Motivation. Doch gerade die Motivation soll mit der Methode von Gardner gefördert werden.
Es ist nicht so, dass die Kinder die vom Erziehungsministerium vorgesehenen Lernziele nicht erreichen. Sie arbeiten nach Projekten und nicht nach Fächern. Das ermöglicht jedem Kind, bestimmte Ziele mit seinen ganz persönlichen Fähigkeiten zu erreichen.
Der Rhythmus wird von den Kindern selber vorgegeben. An den Projekten nimmt die ganze Klasse teil, oder auch die sogenannten „Zellen“, also kleine Arbeitsgruppen. Auch gibt es individuelle Herausforderungen.
Die Endbewertung der Schüler ergibt sich aus der Anzahl der Projekte, die die Kinder zufriedenstellend bewältigt haben.
Jede Herausforderung, sei sie mathematisch, musikalisch oder geschichtlich, wird gleich bewertet. Jeder Schüler entscheidet täglich, welcher Herausforderung er sich stellen möchte. So kommt es nicht selten vor, dass in jeder Klasse viele verschieden Lernabläufe vonstatten gehen, der Lehrer begleitet und orientiert die Kinder individuell in ihren Lernprozessen.
Die Kinder treffen ihre Wahl und übernehmen hierfür die Verantwortung.
Arbelo geht davon aus, dass das Potenzial eines jeden Kindes gefördert werden sollte. In der kleinen Schule von Aguamansa achten die Lehrer auf die natürlichen Gaben ihrer Schüler, nicht auf das, was den Kindern Schwierigkeiten macht. Stolz stellte Arbelo fest, dass es unter ihren Zöglingen keine Schulversager gibt.
[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]