Weil Gran Canarias Cabildo das Gebiet um das Hotel Oasis zum historischen Kulturgut erklärte, will Riu die Investitionen nach Teneriffa verlagern
Bis vor Kurzem plante die spanische Hotelkette Riu, das Hotel Grand Palace Maspalomas Oasis nach 44 Jahren Dienstzeit abzureißen und komplett neu zu errichten. Doch im letzten Moment machte die Inselregierung der Hotelkette einen Strich durch die Rechnung und erklärte die unmittelbare Umgebung des Hotels zum historischen Kulturgut (Bien de Interés Cultural, BIC), woraufhin alle bereits erteilten Lizenzen ihre Gültigkeit verloren.
Nun wird der Neubau ausgesetzt, Riu das alte Hotel wieder eröffnen und die eingeplanten 50 Millionen Euro nicht auf Gran Canaria, sondern auf Teneriffa investieren.
Im letzten Moment zum Kulturgut erklärt
Am 7. April schloss das Hotel Riu Grand Palace Maspalomas Oasis nach 44-jähriger Dienstzeit seine Türen (das Wochenblatt berichtete). Die spanische Hotelkette beabsichtigte, nun das alte Gebäude abzureißen und an dessen Stelle ein neues Fünfsternehaus zu errichten. 50 Millionen Euro wollte sich Riu den Abriss und den modernen Neubau kosten lassen.
Da Riu bereits über einen Großteil der nötigen Genehmigungen verfügte, wollte man dieser Tage mit dem Abriss und dem Neubau beginnen. Doch weit gefehlt.
Von Anfang an hatte sich dem Vorhaben die auf Gran Canaria mit Riu wetteifernde Hotelkette Lopesan entgegengestellt. Monatelang versuchte das Unternehmen nachdrücklich, das neue Fünfsternehotel zu verhindern, und führte an, der Neubau würde die Sicht auf den Palmenhain versperren bzw. diesen um die Hälfte reduzieren. Es wurde gegen die Genehmigungen vorgegangen und eine öffentliche Diskussion losgetreten, in deren Verlauf Riu die Argumente Lopesans widerlegte.
Doch am 30. April erklärte das Cabildo – auf Anregung von Lopesan – die Umgebung des Hotels Oasis und den Palmenhain zum historischen Kulturgut. Das Gebiet wurde jedoch nicht wegen des Palmenhains unter besonderen Schutz gestellt, sondern weil Christoph Kolumbus auf seiner vierten Amerikareise hier landete, um sich mit Vorräten einzudecken. Warum die Inselregierung die historische Bedeutung der Landzunge nicht schon früher als mögliches Hindernis für den Neubau ins Spiel gebracht hatte, ist nicht bekannt.
Riu zieht Konsequenzen
Beim Festhalten an den ursprünglichen Plänen hätte Riu nun die Lizenzen neu beantragen und ein überarbeitetes Projekt der Inselkommission für Kulturgut zur Überprüfung und Genehmigung übergeben müssen.
Doch der auf Mallorca beheimateten Hotelkette scheint endgültig der Kragen geplatzt zu sein. In einer öffentlichen Mitteilung teilte der Konzern mit, nach den nötigen Renovierungsarbeiten das Palace am 8. Mai als Viersternehotel mit All-inclusive-Service wieder in Betrieb zu nehmen und von Abriss und Neubau abzusehen.
Die eingeplanten 50 Millionen Euro sollen jetzt in die Renovierung des Riu Palace Tenerife und des Riu Arecas fließen. Die Millioneninvestition wird also schlussendlich nach Teneriffa, konkret nach Costa Adeje, abwandern. Águeda Borges, die Rechtsvertreterin von Riu auf den Kanaren, erklärte: „Wenn wir die geplante Modernisierung nicht hier vornehmen können, dann gehen wir dorthin. Wir hoffen, dass wir dort willkommener sind.“
Seitens Riu wurde die Entscheidung des Cabildos als ungerecht, rechtswidrig und machtmissbräuchlich bezeichnet. Darüber hinaus hätte die Inselregierung mit diesem Entschluss Rechtsunsicherheit geschaffen und würde potenzielle Investoren abschrecken, so Riu. Die Hotelkette gab an, derzeit prüfe ihre Rechtsabteilung mögliche Schadenersatzansprüche und werde gegebenenfalls die entsprechenden rechtlichen Schritte einleiten.
„Das Gebiet wurde aufgewertet“
Cabildo-Präsident Miguel Bravo de Laguna erklärte daraufhin nur, er hoffe auf ein Umdenken der Hotelkette. Schließlich habe die Inselregierung mit der Erklärung zum Kulturgut das Gebiet um das Oasis aufgewertet.
Experten verurteilen Entscheidung
Der Verband der Hotellerie- und Tourismusunternehmer von Las Palmas (FEHT) zeigte sich empört über die Handlungsweise des Cabildos und will gegen die Erklärung zum Kulturgut sogar gerichtlich vorgehen. Der FEHT stimmte mit Riu überein, die Entscheidung sei unsinnig, würde für Rechtsunsicherheit sorgen, Investoren vertreiben und schlussendlich die so dringend benötigte Schaffung von Arbeitsplätzen verhindern. Es handele sich um einen Präzedenzfall, der Investoren abschrecke. Niemand wolle investieren, wenn das Cabildo „wegen einer solchen Sache“ ein Projekt zu Fall bringen könne.
Millionenausfall
Neben dem Riu-Projekt (50 Millionen Euro) verhindert die Erklärung zum Kulturgut übrigens auch den Bau zweier geplanter Einkaufszentren (30 bzw. 12 Millionen Euro).
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