Das alles ist Auferstehung


Gedanken für mich – Augenblicke für Gott

Von dem Physiker Werner Heisenberg gibt es ein Zitat, das mich sehr beeindruckt hat: „Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch, aber auf dem Grund des Bechers, da wartet Gott.“

Ich meine schon, dass es uns genauso mit unserem Reden über Gott geht. Viele Namen haben wir dem gegeben, was wir mit ihm oder seinem Wesen in Verbindung bringen und doch glaube ich, dass wir damit nur unzureichend beschreiben, was und wie Gott für uns ist. Häufig wurden uns ja Formeln beigebracht, die nichts sagen oder uns gar auf die falsche Spur bringen. „Auferstehung“, das ist auch so eine schwierige Formel, obwohl das Wort selbst auf den ersten Blick recht griffig und verständlich aussehen mag. Wegen der falschen Formeln suchen wir Gott dort, wo er nicht zu finden ist und er wartet auf uns, wo wir ihn nicht suchen.

Was sagt uns Ostern? Was bedeutet Auferstehung? Wenn wir in der religiösen Formel stecken bleiben, dann sagt uns das älteste Fest der Christenheit: Jesus wurde vom Tode auferweckt zum Leben. Und dennoch rätseln wir an dieser Aussage herum. Wir fragen uns, wie das sein kann? Schließlich ist von „drüben“ noch keiner zurückgekommen. Nur – wir versuchen eben mit dieser Sichtweise zu einer Antwort zu kommen, die uns im Blick auf unsere Verstorbenen und auch auf unseren eigenen Tod, trösten und beruhigen kann. Was also feiern wir? 

Als Erstes sehe ich etwas, was uns wohl alle mit Jesus von Nazareth und seiner Auferstehung verbindet: Es ist das Grundvertrauen, welches er in Gott setzte. „Vater, in deine Hände lege ich mein Leben“ – seine letzten Worte am Kreuz. Für mich wird da eindeutig erkennbar, dass die Mitte der Botschaft Jesu lautet: Das Leben stirbt nicht, weil die Liebe nicht sterben kann. Das ist der Grund seines unerschütterlichen und unsterblichen Vertrauens. An diesen Gott, den Jesus Vater nennt, möchte ich um seinetwillen glauben. Auch ich möchte ihm mein Leben anvertrauen – ohne Wenn und ohne Aber!

Was uns genau dieses Vertrauen und diesen Glauben so schwierig macht, das fast die Hälfte aller Deutschsprachigen dieser meiner Hoffnung auf ein ewiges Leben nicht folgen kann, das ist wohl unsere körperliche Seite, die im Tod so augenfällig vernichtet wird. Deshalb lerne ich aus der „Auferstehung Jesu von den Toten“ ein Zweites: Unser Leben hängt nicht an unserem Körper. Wir sind eben nicht, wie es oft den Anschein hat, in erster Linie biologische Wesen. Wir sind durch und durch spirituelle Wesen, die zu ihrer menschlichen Reife und Vollendung eben auch ganz unterschiedliche Erfahrungen machen müssen. Offensichtlich ist das so etwas, wie unsere Hausaufgabe. „Auferstehung des Fleisches“ – diese uralte Formel meint in meinen Augen: Was an mir wichtig, wert und auch liebenswert ist und war, das lebt in Gott weiter. 

Die Lebensaufgabe, die jedem von uns übertragen ist, bedeutet, dass das Paradies nicht hinter uns liegen kann, so sehr es auch durch die Sehnsucht, die wir im Herzen tragen, zu einer Art Erfahrung gemacht wird. Das Paradies ist vielmehr eine Verheißung; eine Verheißung, die vor uns liegt. Und unter Paradies dürfen wir verstehen, was der Mensch eigentlich von Anbeginn seines Lebens an vermissen muss: Die Erfahrung der Einheit mit Gott. Wir müssen weg von den Bildern, die uns in die Irre führen oder es uns so unsagbar schwer machen, das zu glauben, was wir eigentlich immer wieder im Glauben bekennen.

Deshalb ergibt sich aus Ostern ein Drittes! Wilhelm Willms hat Ostern einmal Aufstand zum Leben genannt. Ich meine, das beschreibt sehr genau und treffend, was wir in diesen Tagen feiern: Jesus ist gekommen, um uns Anleitungen zu einem erfüllten Leben zu bringen. Dieses Leben soll und wird nicht irgendwie zu seinem Ende kommen, sondern fortbestehen. Auch das meint Auferstehung. Unser Leben wird in Gottes ewigem Leben fortbestehen. Das „Wie“ kann ich nicht sagen, aber ein Bild kann es vielleicht deutlich machen: Ein Mensch bat den Mandelbaum, ihm von Gott zu erzählen. Da fing er an zu blühen. Ein Mensch bat einen anderen: Erzähle mir von Gott – und er fing an zu tanzen. Mandelblüte und Tanz sagen uns: An der Mandelblüte kann der Mandelbaum erkannt werden und der Tänzer kann durch seinen Tanz von Gott erzählen. Aber Gott selbst kann nur erkannt werden durch das Leben.  

Darum sehe ich in Ostern noch ein Viertes – den Mut zum Aufbruch. Zeichen dafür ist der Stein, der vom Grab weggewälzt werden muss. So will auch Ostern, dass wir alles hinter uns lassen, was dem Leben nicht dient, was mit unserem Leben nichts mehr zu tun hat. Wer Gott begegnet ist, wird moralisch handeln und in großer Aufmerksamkeit dafür Sorge tragen, dass jede und jeder das zum Leben bekommt, was sie/er auch dringend dafür braucht. Und: Wer Gott begegnet ist, der begreift, dass man Liebe nicht gebieten kann, sondern dass sie schlicht und einfach zum Leben dazu gehört.

Das alles ist Auferstehung – und in diesem Sinne Ihnen

allen ein liebevolles und zum Leben befreiendes Osterfest!!

Bertram Bolz, Diakon

Kath. Touristen- und

Residentenseelsorger

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