Das Aquarium an der Hafenmauer


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Zwölf Kunstabsolventen schufen in Los Cristianos ein überdimensionales Kunstwerk

„Drei Ufer“ heißt das künstlerische Projekt, das junge Kunststudenten der Universität La Laguna am Hafen von Los Cristianos in zwölfmonatiger Arbeit umgesetzt haben. Im Auftrag der Hafenbehörde haben sie der Stadt ein insgesamt 2.500 Quadratmeter großes Kunstwerk geschenkt, das die maritime Atmosphäre des touristischen Küstenortes widerspiegelt.

Urheberin des Projektes ist die 25-jährige Kunststudentin Paula Calavera, die den von der Hafenbehörde ausgeschriebenen Ideenwettbewerb zur optischen Neugestaltung der Hafenmauer gewann. Sie berichtete dem Wochenblatt, dass es keine leichte Aufgabe ist, einem Ort ein Bild zu verleihen, das ihn wiederum identifiziert. Doch in diesem Fall kann man es durchaus als gelungen bezeichnen.

Gemeinsam mit 11 Kommilitonen der Fakultät der Bildenden Kunst der Universität La Laguna hat Paula Calavera ihre Zeichnungen der kanarischen Meeresfauna und -flora an der Hafenmauer von Los Cristianos umgesetzt. Warum sie ihre Arbeit „Drei Ufer“ getauft hat, erklärt sich mit den drei Betrachtungswinkeln, die sich ergeben. „Man kann vom Strand Las Vistas aus auf einen etwa 160 Meter langen und fünf Meter hohen Teil blicken, der auch die erste Phase des Projektes darstellt, die zwischen November 2013 und Februar 2014 durchgeführt wurde“, erläutert Paula. Vom Fußgängerzugang über den Fischereihafen blicke man dann frontal auf den Bildausschnitt mit der Qualle, der die erste Projektphase abschließt und fließend in den zweiten Teil des Kunstwerks übergeht, in dem sich viele kanarische Fischarten tummeln. Dieser zweite Teil umfasst das längste Mauerstück und misst 220 Meter. Er endet an der Hafenverwaltung, wo sich der Zugang zum oberen Teilstück befindet, das den dritten Teil – sprich das dritte Ufer – bildet. Hier findet der Betrachter die nach Auskunft von Paula Calavera „ruhigsten“ und in den Farben neutralsten Bilder und die größten Motive: Thunfische, Haie, ein riesiger Walhai und ein 13 Meter langer Atlantischer Fleckendelfin.

Die zwölf Kunststudenten, die mittlerweile alle ihr Studium abgeschlossen haben, werteten die Gelegenheit zur ersten Berufserfahrung durch dieses Projekt als große Chance. Die Hafenmauer mit den von Paula Calavera gemalten großformatigen Bildern in ein Aquarium zu verwandeln, das die Unterwasserwelt rund um die Kanaren zeigt, war in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung. Koordination und gegenseitiges Verständnis waren gefragt, und es wurden natürlich auch Fehler gemacht, denn keiner der jungen Künstler hatte Erfahrung in Projekten dieses Ausmaßes. Dennoch schafften es die jungen Leute, die gesetzte Frist von 12 Monaten einzuhalten, und bis zum Spätherbst war das Gesamtkunstwerk vollendet.

Malen nach Zahlen

Die Unterwasserlandschaft entstand Schritt für Schritt und erstreckt sich nun auf einer Länge von 512 Metern. Paula Calavera gibt zu, dass sie bei der Anfertigung ihres Entwurfs für den Ideenwettbewerb nur das Design im Auge hatte, und dabei die Möglichkeiten für die Ausführung außer Acht ließ. Ein weniger komplexes Projekt wäre sicherlich einfacher umzusetzen gewesen. Der Detailreichtum ihrer Bilder machte das Projekt jedoch zu einer herausfordernden Aufgabe. Nach dem Gewinn des Ideenwettbewerbs musste überstürzt ein Plan für die Umsetzung ausgearbeitet werden, wobei die Lösung schließlich darin bestand, die Bilder in einem Raster auf die Hafenmauer zu projizieren, in dem jede der 24 verwendeten Farben mit einer Nummer gekennzeichnet wurde. Eine Art Malen nach Zahlen für Fortgeschrittene.

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