Das Aus für den Transrapid


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Deutsche Magnetschwebebahn ist zu teuer

Seit Längerem setzte sich Cabildo-Präsident Ricardo Melchior dafür ein, den Transrapid nach Teneriffa zu holen. Doch die Ergebnisse einer Studie zur Durchführbarkeit brachten nun das Aus für die Magnetschwebebahn. Der anfangs geplante Hochgeschwindigkeitszug stach insbesondere aus Kostengründen die deutsche Technologie aus.

Im Gespräch mit der Tageszeitung Diario de Avisos erklärte Carlos Alonso, Vizepräsident der Inselregierung und Leiter des Ressorts Wirtschaft, Wettbewerbsfähigkeit, Mobilität und Tourismus, die Auswertung der vom Cabildo in Auftrag gegebenen Studie zur Durchführbarkeit des Transrapids habe den Hochgeschwindigkeitszug zum Sieger erklärt. Es seien bedeutende Probleme aufgedeckt worden, die gegen den Transrapid sprächen.

Zum Einen führte Alonso den extrem hohen Strombedarf auf, der das Elektrizitätsnetz der Insel übermäßig beanspruchen würde. Zum Anderen würde der Transrapid allein im Süden über eine Milliarde Euro mehr als der Hochgeschwindigkeitszug kosten. Des Weiteren gäbe es z.B. Sicherheitsaspekte, für die die Beraterfirma keine Lösung hätte finden können. Doch wies Alonso darauf hin, dass eine endgültige Entscheidung erst nach den Ferien der Inselregierung getroffen würde.

„Mit dem Zug können wir wettbewerbsfähiger

werden“

Hinsichtlich des Hochgeschwindigkeitszuges im Süden gab Alonso gegenüber der Tageszeitung bekannt, dass im September das Abkommen zur Finanzierung der Projektausarbeitung mit der Zentralregierung unterzeichnet werden soll. Im Staatsetat für das kommende Jahr seien hierfür zehn Millionen Euro veranschlagt worden. Die Finanzierung der eigentlichen Ausführung sei jedoch eine andere Angelegenheit. Hier habe das Cabildo versucht, die eigenen Vorstellungen mit den Möglichkeiten des Staates zu vereinen und eine Finanzierung über 30 Jahre vorgeschlagen, derzufolge der Staat ab 2013 jährlich 100 Millionen Euro zur Verfügung stellen würde. Alonso gab jedoch zu, es sei ungewiss, was nach den Wahlen im November geschehen werde.

Jedenfalls könne Teneriffa nicht weiter die Mobilität allein auf den privaten Autoverkehr begründen. Laut der Tageszeitung betonte Alonso: „Der Zug erlaubt, unsere Energieabhängigkeit von außen zu reduzieren, den ökologischen Schaden zu vermindern und eine nachhaltige Mobilität zu garantieren, ohne weiteren Raum belegen zu müssen. Mit dem Zug können wir wettbewerbsfähiger werden.“

Chance für Bauunternehmen

Kurz zuvor hatte sich Inselpräsident Ricardo Melchior mit Vertretern der Vereinigung kanarischer Bauunternehmen (FECAC) getroffen und die Züge als mögliche Lösung ihrer Probleme dargestellt, schließlich sollten 80% des Etats in den Bau der Infrastrukturen fließen. Melchior sicherte den stark unter der Krise leidenden kanarischen Bauunternehmen zu, diese mit der Ausführung zu beauftragen.

Gegenstimmen

Doch nicht nur der Transrapid, sondern auch die Einführung des Zugverkehrs an sich ist umstritten. Insbesondere die Oppositionspartei Por Tenerife (XTF) sträubt sich gegen die Zugprojekte. Sprecher Ramón Trujillo erklärte Ende Juli, allein der Südzug würde den Jahreshaushalt der Inselregierung um das Vierfache überschreiten. Wie üblich würden die Kosten im Laufe der Durchführung sogar noch ansteigen. Alle drei Züge (Südzug Teneriffa, Nordzug Teneriffa, Zug Gran Canaria) würden schlussendlich über fünf Milliarden Euro kosten. Anderswo werde das Geld mehr gebraucht und könnte sinnvoller eingesetzt werden. Außerdem kritisierte Trujillo das Fehlen eines allgemeinen Plans zur nachhaltigen Mobilität, welcher auch das Bustransportsystem miteinbeziehe.

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