„Das ist nicht Japan, das ist etwas anderes“


© EFE

Spanische Gemeinden konkurrieren weiterhin um Atommüll-Endlager

Die nukleare Krise in Japan erschreckt nicht im Geringsten die Bürgermeister, die sich darum bewerben, dass ihre Gemeinde das Endlager für Spaniens Atommüll beherbergt.

Madrid – Ihre Einstellung hat sich durch die Ereignisse in Japan absolut nicht geändert. „Das Lager für den Atommüll wurde so entworfen, dass es jeglicher Art von Unfällen standhält. Hier existiert nicht das Risiko von Erdbeben in einer Intensität, wie sie in Japan auftreten“, erklärte der Bürgermeister der Gemeinde Ascó bei Tarragona, Rafael Vidal von den katalanischen Nationalisten. „Die Situation in Japan ist durch die Möglichkeit einer Kernschmelze im Reaktor so gefährlich. In einem Lager kann diese Situation jedoch nicht entstehen. Die Anlagen werden so entwickelt, dass sie sicher sind, und wir haben keinen Zweifel an ihrer Sicherheit“.

Die Gemeinden in der Umgebung von Ascó sind gleicher Meinung, doch wollen sie Lehren aus der Notlage in Japan ziehen. „Die Notfall-Protokolle und Evakuierungen haben perfekt funktioniert“, erklärt der Bürgermeister von Flix, der Sozialist Oscar Bosch. Seine 4000-Seelen-Ge­meinde liegt nur sechs Kilometer nördlich von Ascó. „Wir arbeiten ständig an der Verbesserung, doch unsere Notfallpläne haben weiterhin Fehler und Defizite. Speziell die Ausbildung der Helfer und das Fehlen einiger Basis-Strukturen wie die Installation einer Alarmanlage für alle Ortschaften, die von einem Nuklear-Notfall betroffen sein könnten“, zählt Bosch auf, der übrigens auch nicht daran glaubt, dass ein Atomunfall wie in Japan die Anlage wenige Kilometer von seinem Dorf entfernt treffen könnte.

In Villar de Cañas, einer Ortschaft in der Nähe von Cuenca, ist auch niemand alarmiert. „Ein Natur-Phänomen hat eines der Atomkraftwerke, die es dort in großer Zahl gibt, schwer beschädigt. Doch dadurch ist bislang niemand gestorben, sondern durch einen Tsunami gab es viele Todesopfer. Das hier ist nicht Japan, sondern eine völlig andere Sache“, erklärt der konservative Bürgermeister der Gemeinde, José Maria Saez. „Die Bürger sind guter Dinge und wir warten auf die Wahlen im Mai, denn danach wird entschieden, welche Gemeinde das Endlager aufnehmen wird. „Der Atomfriedhof ist eine passive Einrichtung, die von der Luft gekühlt wird, es handelt sich ja nicht um ein Kraftwerk.“

Auch der Bürgermeister von Vega de Infanzones bei León hatte sich seinerzeit um das Endlager beworben, obwohl der Gemeinderat seine Initiative später abgeblockt hatte. „Ich denke nach wie vor daran, ein Studie anfertigen zu lassen. Warum soll ich es nicht weiter versuchen, es ist doch sehr vorteilhaft für die Gemeinde“, erklärte er den Medien.

Weitere Gemeinden, die sich seinerzeit als Standort für das nukleare Endlager beworben hatten, hoffen weiterhin, den Zuschlag zu erhalten. Keine von ihnen hat sich durch die Katastrophe in Japan dazu bewegen lassen, die Bewerbung zurückzuziehen.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]

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