Das Jahr des Óscar Domínguez


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Zum 100. Geburtstag des berühmten Malers finden zahlreiche Veranstaltungen statt

In diesem Jahr wäre der berühmte von Teneriffa stammende Maler Óscar Domínguez (Teneriffa 1906-Paris 1957) hundert Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass finden unabhängig voneinander auf Teneriffa und in Paris, den beiden wichtigsten Stationen in seinem Leben, verschiedene Veranstaltungen zu Ehren des bedeutenden Surrealisten statt.

Paris – Außerdem werden am 9. August auf Teneriffa die Dreharbeiten eines Films über das bewegte Leben des Künstlers beginnen.

Ausstellung in Paris

Das wohl internationalste Ereignis ist die Ausstellung „Óscar Domínguez – der vulkanische Surrealismus“, die das Instituto Cervantes ihm zu Ehren im Spiegelsaal seines Pariser Sitzes, der Bibliotéca Octavio Paz, organisiert hat. Am 16. Mai begaben sich Persönlichkeiten der kanarischen Polit- und Kunstszene sowie Künstler aus aller Welt erst zu seiner Grabstätte auf dem berühmten Künstler-Friedhof Montparnasse, wo Blumen für ihn niedergelegt wurden. Anschließend fand die feierliche Eröffnung der Ausstellung statt, auf der 18 seiner bekanntesten Werke zu bewundern sind.

Als wichtigste Vertreterin aus seiner Heimat nahm die kanarische Vizekultusministerin Dulce Xerach an dem Ereignis teil. Kanaren-Chef Adán Marín musste seine angekündigte Teilnahme in letzter Minute wegen der Flüchtlingswelle an der kanarischen Küste absagen. Die Ausstellung ist noch bis zum 21. Juli zu besichtigen.

Veranstaltungen auf den Inseln

Die kanarische Regierung, die derzeit alles daran setzt um zu verhindern, dass der Maler in Vergessenheit gerät, hat außerdem angekündigt, das neue Museum für zeitgenössische Kunst in Santa Cruz de Tenerife nach ihm zu benennen. Des Weiteren sind zahlreiche Veranstaltungen auf den Kanarischen Inseln geplant, unter anderem ein Kongress mit dem Namen Surrealismo Siglo 21, der vom 19. bis 28. Juni auf Teneriffa stattfindet. Dazu werden nicht nur renommierte Surrealisten und Kunstexperten erwartet, sondern auch Menschen, die den Künstler noch gekannt bzw. sich intensiv mit seinem Lebenswerk beschäftigt haben. Ebenfalls geplant sind Ausstellungen mit Fotos aus dem Familienalbum des Künstlers und Bildern sowie eine Neuauflage zahlreicher Bücher über sein Leben und Schaffen.

Film über sein Leben

Am meisten Aufsehen erregen wird jedoch, zumindest auf internationaler Ebene, der geplante Film „Óscar, die Farben des Schicksals“. Wie der ebenfalls von Teneriffa stammende Regisseur Lucas Fernández während der Vorstellung des Filmprojektes am 13. Mai auf Teneriffa erklärte, werden die Dreharbeiten voraussichtlich zehn Wochen dauern. Als Schauplätze dienen neben den historischen Vierteln von Santa Cruz de Tenerife, La Laguna, Tacoronte und Puerto de la Cruz auch Madrid und Paris, wo der Künstler jahrzehntelang lebte und am letzten Tag des Jahres 1957 Selbstmord beging. Abschließend wird auch in Bulgarien gedreht, wo typische Pariser Schauplätze der 30er Jahre nachgestellt werden sollen.

Der Film, eine spanisch-französisch-amerikanische Koproduktion, verfügt über ein Budget von 4,2 Millionen Euro, von denen 300.000 Euro von der kanarischen Regierung beigesteuert werden. Durch die Auswahl der zum Teil international bekannten Schauspieler soll erreicht werden, dass der Vertrieb auch in anderen Ländern möglich wird. Die Rolle des Òscar Domínguez wird von dem US-Schauspieler und gebürtigen Portugiesen Joaquím de Almeida verkörpert. In weiteren Hauptrollen werden aber auch die unvergleichliche spanische Schauspielerin Victoria Abril sowie Emma Suárez und der Kubaner Jorge Perugorria zu sehen sein.

Wenn alles nach Plan läuft soll das Werk auf den Filmfestspielen 2007 in Cannes vorgestellt werden.

Wer war Óscar Domínguez?

Óscar Domínguez wird am 9. Januar 1906 als Sohn reicher Eltern in La Laguna auf Teneriffa geboren, verbringt jedoch einen Großteil seiner Kindheit in Tacoronte. Kurz vor ihrem frühen Tod hatte seine Mutter eine unerklärliche Vorraussage über ihn gemacht. „Er wird nie weinen können“, ein Satz, der sich in einem gewissen Sinn in seinem bewegten und nicht unkomplizierten Leben bewahrheitete.

Im Alter von 20 Jahren malt er sein erstes Werk, ein Selbstbildnis mit dem Titel Retrato con pipa („Selbstbildnis mit Pfeife“). Zwei Jahre später schickt ihn sein Vater, ein einflussreicher Großgrundbesitzer, nach Paris, wo er bei seiner Schwester Tony und ihrem Mann, dem Maler Álvaro Fariña lebt. Zwar war sein Aufenthalt nur von kurzer Dauer und überschattet durch den Auftrag seines Vater, in Paris die auf Teneriffa angebauten Früchte zu vermarkten, doch hat ihn dieser erste Eindruck von der ihm unbekannten Welt nie mehr losgelassen.

Und so kehrte er auch 1929, nach Vollendung seines Militärdienstes, nach Paris zurück. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1931 ist er gezwungen, seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen und beginnt erste künstlerische Werke, wie erste Logotypen für seine Heimatinsel Teneriffa. Er unterhält enge Freundschaft zu surrealistischen Dichtern der Pariser Bewegung wie André Bretón, Georges Hugnet und Jacques Herold und ist gemeinsam mit Eduardo Westerdahl dafür verantwortlich, dass die Avantgarde auch auf den Kanarischen Inseln Einzug hält. Obwohl er sehr von Paris geprägt wurde, ziehen sich kanarische Elemente, Vulkane, Höhlen und Vegetation, durch sein gesamtes Lebenswerk.

Bis heute bekannt ist er unter anderem auch für die Entwicklung der „Dekalkomanie“, ein Abklatschverfahren, bei dem ein Papierbogen auf ein mit wässeriger Farbe bestrichenes Zeichenblatt gelegt und dann wieder abgezogen wird.

Mitte der 40er Jahre entwickelt er eine enge Freundschaft zu Picasso, womit seine so genannte „komische Periode“  beginnt. Doch auch der Einfluss Dalís ist in seinen Werken sowohl thematisch als auch formal zu bemerken.

Am Silvesterabend des Jahres 1957 nimmt er sich auf dem Fest eines Freundes das Leben.

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