In Spanien wird immer noch darum gerungen, Kruzifixe aus den Klassenzimmern zu verbannen
In den meisten europäischen Ländern ist die Angelegenheit schon lange kein Thema mehr: das Kruzifix gehört nicht in die Klassenzimmer öffentlicher Schulen. Im vielerorts noch erzkatholischen Spanien sorgt dieses Thema jedoch weiterhin für viel Wirbel und heftige Debatten.
Madrid – So war das Aufbegehren auch wieder groß, als das spanische Abgeordnetenhaus am 2. Dezember entschied, erste Schritte einzuleiten, um die Kreuze als religiöse Symbole ein für allemal aus den Klassenzimmern öffentlicher Schulen zu verbannen. Auslöser dafür war ein Entschließungsantrag der katalanischen Regionalpartei ERC, der die volle Unterstützung der regierenden Sozialisten sowie der Vertreter weiterer Regionalparteien fand. Dagegen stimmten einzig und allein die konservative Volkspartei und die katalanische CiU.
Konkret geht es in dem Beschluss darum, dass Spanien das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte vom 2. November der nationalen Justiz anpasst. In dem Urteil wurde einem Italiener Recht gegeben, der das Vorhandensein von Kruzifixen in Klassenzimmern öffentlicher Schulen beanstandet hatte. „Das Kruzifix in einer öffentlichen Schule verstößt gegen das Recht der Eltern, ihre Kinder auch in religiöser Hinsicht nach ihrer eigenen Überzeugung zu erziehen, und gegen das Recht der Schüler auf Religionsfreiheit“, heißt es in dem Urteilsspruch unter anderem.
In der spanische Regierung hatte jedoch wohl keiner mit der ungemein heftigen Reaktion seitens des konservativen Lagers auf die Entscheidung gerechnet, den europäischen Beschluss auch dem nationalen Recht anzupassen. Nach einer regelrechten Diffamierungskampagne der Konservativen, die unter anderem tönte, was denn wohl als nächstes käme, ob wohl demnächst auch Weihnachtslieder verboten würden, machte die sozialistische Regierung jedenfalls erst einmal wieder einen Rückzieher. Im Moment stünde das Verschwinden der Kreuze aus den Klassenzimmern der öffentlichen Schulen doch noch gar nicht an, wird nun beschwichtigt. Der Justizminister setzte dem noch hinzu, diese Maßnahme würde nur durchgesetzt, wenn sie sich einer großen Zustimmung möglichst vieler Parteien erfreue. Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero wurde sogar noch konkreter. „Derzeit ist es nicht Priorität der Regierung, die Kruzifixe aus den Klassenzimmern zu entfernen“, stellte er klar.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]