Das letzte Refugium des Meerengels


Der Meerengel oder Engelhai (Squatina squatina) erreicht eine Körperlänge von circa 1,80 m. Er lebt im Flachwasser und ist oft kaum zu erkennen, wenn er sich im Sand eingräbt. Meerengel sind ovovivipar, d.h. die Jungen schlüpfen im Mutterleib. Je nach Größe bringen die Weibchen dieser Art 7 bis 25 Jungtiere zur Welt. Die Tragzeit beträgt 8 bis 10 Monate. Beim Schlupf sind die Junghaie 20 bis 30 cm lang. Foto: EFE

Diese akut vom Aussterben bedrohte Haiart kommt fast ausschließlich auf den Kanaren vor

Kanarische Inseln – In der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) wird der Meerengel oder Engelhai (Squatina squatina) unter den 100 am stärksten vom Aussterben bedrohten Arten der Welt aufgeführt. Während diese besondere Haiart bis zum Jahr 2000 noch als „gefährdet“ (vulnerable) eingestuft war, gilt sie seit 2006 als „stark vom Aussterben bedroht“ (critically endangered).

Die IUCN schreibt über die weltweite Verbreitung des Engelhais: Ursprünglich kam der Engelhai von Skandinavien bis Nordwestafrika (Mauretanien und die Kanarischen Inseln) vor, einschließlich dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer. Heute hat sich der weltweite Bestand durch schweren Populationsschwund, lokales Aussterben und Gebietsrückgänge reduziert. Die Spezies ist heute in vielen ihrer ursprünglichen Verbreitungsgebiete ausgestorben oder sehr selten geworden, und es ist anzunehmen, dass fast die gesamte verbleibende Population rund um die Kanarischen Inseln zu finden ist. Sie leben in Tiefen zwischen fünf und 150 Metern.

Das kanarische Refugium der Meerengel unterteilt sich in drei Gebiete, wie Experten des Engelhai Projektes (Angel Shark Projekt) festgestellt haben. Das Projekt ist eine Kooperation des Zoologischen Forschungsmuseums Alexander Koenig (ZFMK) in Bonn, der Universität Las Palmas de Gran Canaria und der Zoologischen Gesellschaft London. Doch auch auf den Kanaren sind die Meerengel bedroht, weshalb ein Aktionsplan zum Schutz der Art entwickelt wurde.

Die sieben Wissenschaftler des Projekts sammelten ein Jahr lang Daten über die bei Tauchgängen gesichteten Engelhaie (Datum, Tiefe, Größe, Geschlecht). 39 Taucher von 22 Tauchschulen der Inseln meldeten in diesem Zeitraum die Sichtung von rund 680 Haien dieser Art. Etwa die Hälfte davon konnte von dem Wissenschaftlerteam durch eigene Tauchgänge bestätigt werden. Durch die Erkenntnisse, die durch das internationale Projekt gewonnen wurden, sollen neue und effektive Schutzmaßnahmen entwickelt werden.

Taucher nehmen Maß bei einem im Sand eingegrabenen Engelhai. Foto: EFE

Eva Meyers, ZFMK, Erstautorin der Veröffentlichung, erklärt, warum diese Daten so wichtig sind: „Die wichtigsten Bedürfnisse der Art, also auch die Parameter der ökologischen Nische wie zum Beispiel den Raumanspruch zu kennen, sind die wichtigsten Kriterien, um Schutzmaßnahmen und -strategien sinnvoll zu formulieren. Wo finden die Tiere ihre Nahrung, wo bekommen sie ihre Jungen, wo paaren sie sich? Die Antworten auf diese Fragen muss man kennen, um einen effizienten Schutz gewährleisten zu können. Unsere Ergebnisse markieren wichtige Ansammlungsgebiete, vor allem in flachen Küstengebieten, die zum Beispiel in räumliche Managementpläne einbezogen werden sollten.“

Dr. David Jiménez von der Universität Las Palmas ergänzt: „Der relativ hohe Bedrohungsgrad der Engelhaie war lange Zeit für die Kanarischen Inseln nicht bekannt, da die Tiere hier relativ häufig gesichtet wurden. Die jetzt gesammelten Daten sind Teil eines größeren Programms, das dazu dient, durch gemeinsame Forschung und Schutzmaßnahmen diese ganz besondere Tierart besser zu verstehen und für ihren weiteren Erhalt zu sorgen.“

Die drei Rückzugsgebiete des Engelhais liegen an den Küsten Teneriffas, Gran Canarias und Lanzarotes. Auf Teneriffa ist die sandige Bucht des Teresitas-Strandes bei Santa Cruz ein von Meerengeln bevorzugtes Gebiet, in dem sie ihre Jungen zur Welt bringen. Informationstafeln am Strand klären Besucher darüber auf. Weitere Orte, an denen sich die Meerengel bevorzugt fortpflanzen, sind die Küste von Puerto del Carmen auf Lanzarote und das Meeresreservat bei der Playa de El Cabrón nördlich von Arinaga auf Gran Canaria.

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