Das soziale Drama hält an


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Caritas weist auf die dramatische Lage vieler Canarios hin

Das soziale Drama der Menschen sei längst nicht vorbei, mahnte Francisco Cases, Bischof der Kanarischen Diözese, dieser Tage auf einer Pressekonferenz. Obwohl die makro-ökonomischen Daten auf eine Verbesserung der Wirtschaftslage hindeuteten, würde die Zahl derjenigen, die infolge der Wirtschaftskrise ihr Dach über dem Kopf verlieren und auf der Straße landen, weiter steigen, wie aus den weiterhin ansteigenden Hilfegesuchen bei Caritas ersichtlich sei.

Erschreckend sei auch, dass über die Hälfte der 8.837 Menschen, die allein im ersten Halbjahr 2015 von Caritas in der Provinz Las Palmas de Gran Canaria unterstützt worden seien, die Verantwortung für eines oder mehrere Kinder trage. „Die Armut betrifft einen hohen Prozentsatz der kindlichen Bevölkerung,“ bestätigte Gonzalo Marrero, Direktor von Caritas Canarias, gegenüber der Presse bei der Vorstellung des entsprechenden Berichtes über die Lage und den sozialen Ausschluss in der Provinz Las Palmas für das erste Halbjahr 2015.

Aufgrund der eigenen Daten und Erfahrungen erklärten die Verantwortlichen von Caritas, dass trotz leichter Verbesserung der wirtschaftlichen Lage die sozialen Probleme auf den Kanaren weiterhin bestehen würden. Die Schere zwischen Arm und Reich habe sich in den vergangenen Jahren um elf Prozent erweitert, die wirtschaftliche Verbesserung erreiche nicht die armen Menschen, schlussfolgerten sie. 

Marrero versicherte, dass Caritas, das Rote Kreuz und die Sozialdienste der Gemeinden davon ausgingen, dass nur 20% der Hilfsbedürftigen zu Ihnen kämen und die Gesamtanzahl der Notleidenden weitaus höher sei. Also würden von 100 Hilfsbedürftigen nur 20 zu Ihnen kommen, 80 würde nicht geholfen, was den Organisationen am meisten Sorgen bereite. 

Weiterhin sei auffällig, dass das durchschnittliche Alter der Notdürftigen sinke und sich auch eine zunehmende Anzahl von Universitätsabsolventen darunter befände. 

Aus dem Caritas-Bericht geht auch hervor, dass unter den Hilfesuchenden jeder Fünfte zwar eine Arbeitsstelle habe, deren Bezahlung jedoch nicht zum Leben reiche, dass viele Arbeitslose keine staatliche Unterstützung beziehen würden und dass jeder Achte kein Dach über den Kopf habe. Gonzalo Marrero gab bekannt, bei Caritas in der Provinz Santa Cruz de Tenerife würden ähnliche Zahlen vorliegen. Man gehe davon aus, dass mindestens 20.000 Personen obdachlos seien. 

Bischof Cases wies mit gewisser Entrüstung auf den während des Wahlkampfes oft benutzten Spruch der Politiker hin, man befände sich auf dem Weg aus der Krise, es gehe bergauf, wobei „es viele Personen gibt, die noch lange unter der Krise leiden werden“.

Caritas hofft auf die Solidarität derjenigen, denen es besser geht, und die bereit zu einer Mitgliedschaft und Spenden sind. 

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