Das Unterwasser-Museum soll geschlossen werden

In Jason deCaires Taylors Unterwasser-Museum vor Lanzarote stehen Hunderte Figuren am Meeresgrund, die größtenteils Einheimische abbilden. Foto: Cabildo de Lanuarote

In Jason deCaires Taylors Unterwasser-Museum vor Lanzarote stehen Hunderte Figuren am Meeresgrund, die größtenteils Einheimische abbilden. Foto: Cabildo de Lanuarote

Dieses und auch das Archäologische Museum haben die hohen Erwartungen nicht erfüllt

Lanzarote – Benjamín Perdomo, leitendes Verwaltungsratsmitglied der Kunst-, Kultur- und Tourismuszentren des Cabildos von Lanzarote hat bekannt gegeben, dass Ver­fahren zur Schließung des Unterwasser-Museums sowie des Archäologischen Museums und der Casa Amarilla eingeleitet werden sollen. Perdomo hatte dem Verwaltungsrat der Zentren die Betriebsergebnisse der drei Museen erläutert, die in den letzten Jahren ein Minus von 2,2 Millionen Euro angehäuft haben. Das Hauptproblem sei jedoch, so Perdomo, dass die beiden erstgenannten Museen die hohen Erwartungen bezüglich der Besucherzahlen nicht erfüllt hätten.
Das Unterwasser-Museum empfing im Jahr 2019 durchschnittlich 22 Besucher täglich, im Fall des Archäologischen Museums waren es neun. Seinerzeit hatten die Initiatoren beider Projekte der Bevölkerung einen großen Besucherandrang und Schlangen vor den Eingängen in Aussicht gestellt, wie Benjamín Perdomo in Erinnerung rief. „Wenn beide Einrichtungen reale Auswirkungen auf das kulturelle Angebot für die Inselbevölkerung oder auf die Qualität des touristischen Angebots zeigen würden, hätte es Sinn, sie trotz der Verluste weiterhin zu unterhalten. Doch wir können nicht Unsummen dafür ausgeben, die Launen von Pedro San Ginés (des ehemaligen Cabildo-Präsidenten) zu finanzieren“, führte er weiter aus.

Machiavelli für Arme

In einer Pressekonferenz monierte Perdomo, unter den Figuren des Unterwasser-Museums, die der Künstler Jason deCaires Taylor gefertigt und am Meeresgrund aufgestellt hat, seien einige gute Bekannte des früheren Inselpräsidenten Pedro San Ginés abgebildet. Eine Pressemitteilung, die dies mit Fotos und Daten belegt, wurde verteilt. Es entstand der Eindruck von Günstlingswirtschaft unter der Führung des früheren Inselpräsidenten.
Tatsache ist aber auch, das sich zu der Zeit, als die Skulpturen erstellt wurden, eine gro­ße Anzahl von Bürgern Lanzarotes aller Schichten und Al- tersstufen zur Verfügung stellten, damit der Künstler Abdrücke von ihren Gesichtern und Körpern machen konnte. Jason deCaires erklärte damals, er wolle eine möglichst große Zahl der Inselbewohner dort unten auf dem Meeresgrund verewigen. Sie alle mussten für dieses Privileg nichts bezahlen und auch keine besonderen Beziehungen haben, um eine der 300 Personen zu sein, die für deCaires Modell standen. Die Figuren sind nicht mit dem Namen des Modells gekennzeichnet und werden im Laufe der Zeit durch die unterseeische Fauna und Flora bis zur Unkenntlichkeit überwuchert.
Das Wochenblatt berichtete im Januar 2017: „Der britische Bildhauer und Fotograf hat auf Lanzarote zusammen mit einer Handvoll Mitarbeiter mehrere Jahre mit der Anfertigung der Skulpturen verbracht, für die Inselbewohner Modell standen. Das Unterwasser-Museum, …, umfasst eine Fläche von rund 2.500 Quadratmetern Meeresboden mit zehn Skulpturengruppen und insgesamt 300 Einzelfiguren, an denen sich Korallen und andere Meeresbewohner ansiedeln. Auf diese Weise vollendet die Natur das Kunstwerk.“
Auch die Entfernung der Skulpturengruppe „The Rising Tide“ Ende vergangenen Jahres durch die neue Cabildo-Präsidentin Dolores Corujo, Amtsnachfolgerin von Pedro San Ginés, wirkt eher politisch als durch Kunstverstand motiviert. Es handelt sich bei diesem Werk um eine Komposition aus vier lebensgroßen Reiterfiguren, die vor dem Castillo de San José in Arrecife halb an Land und halb im Wasser standen und deren „Zwilling“ von Jason deCaires für das „Totally Thames Festival 2015“ in London geschaffen wurde.

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.