Debatte um FKK-Erlaubnis entbrannt


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Nacktbaden fällt unter das Recht auf Meinungsfreiheit

Die Stadtverwaltung von San Bartolomé de Tirajana hat gegen die Einwände der Grünen und anderer Parteien die Einschränkungen für Nacktbaden an sämtlichen Stränden der Gemeinde aufgehoben.

Mit der Begründung, Nudismus falle unter das Recht auf freie Meinungsäußerung, da es in Spanien kein Gesetz gebe, das Nacktheit am Strand verbiete, musste der Stadtrat der Entscheidung zustimmen. So wurde in einer Ratssitzung am 15. Februar entschieden, dass es künftig an keinem Strand der Gemeinde Einschränkungen für das Nacktbaden geben wird.

Zurschaustellen von „schlaffem Gewebe“ ist „unmoralisch“

Ausgerechnet die Meinung des Exekutivsekretärs des Verbands kanarischer Freizeitunternehmen (Federación Empresarial Canaria de Ocio, Fecao), Antonio Vélez, hat für großen Wirbel gesorgt. Als Gegner der FKK-Erlaubnis erklärte Vélez, dass diese dazu führen werde, dass ältere Menschen mit „schlaffem Gewebe“ oder „voluminöser Körpermasse“ das Image des Urlaubsziels negativ beeinflussen. Es sei „unmoralisch“, dass Strandbesucher nackt herumspazieren können, urteilte er. Dabei ist er der Auffassung, dass es sehr wohl Unterschiede gibt. Es sei, so Vélez, nichts gegen die ästhetische Nacktheit eines jungen Frauen- oder Männerkörpers einzuwenden. Alte Männer oder Frauen mit schlaffem Gewebe und fülligem Körper hingegen könnten nicht anders als „ordinär und widerlich“ bezeichnet werden. In einer offiziellen Mitteilung des Fecao äußert sich der Verband als Befürworter der FKK-Erlaubnis in dafür vorgesehenen und entsprechend gekennzeichneten Strandabschnitten, während er die generelle Erlaubnis der Freikörperkultur an allen Stränden ablehnt. Dies könne anfänglich „lustig“ erscheinen, doch mit der Zeit werde der Glamour- und Erotik-Effekt sich auflösen, warnte Fecao.

Antonio Vélez und der Unternehmerverband wurden für diese Äußerungen viel kritisiert. Der Präsident des Tourismus- und Unternehmerverbands von Las Palmas, Fernando Fraile, fand diese Stellungnahme „zum Fremdschämen“, während der Stadtrat für Strände der Gemeinde San Bartolomé de Tirajana sich überrascht zeigte und erklärte, nicht zu wissen, ob es sich um einen Scherz handele oder um die Absicht, eine Altersgruppe „zu kriminalisieren“.

Vélez sah sich schließlich zu einer öffentlichen Entschuldigung gezwungen, die er dazu nutzte, seine Meinung erneut kundzutun. Seine unglücklichen Äußerungen hätten immerhin dazu geführt, eine Debatte über eine Gesetzgebung anzuregen, die auf den Kanaren zumindest Besorgnis auslösen sollte. Vélez räumte ein, dass er nichts gegen Nacktbadende habe und durchaus der Überzeugung sei, dass alte und junge, schöne und hässliche Menschen dieselben Rechte haben müssen. Es sei durchaus zu rechtfertigen, dass FKK – wie bisher – an dafür vorgesehenen Badestellen erlaubt bleibt. Eine uneingeschränkte FKK-Erlaubnis halte er dagegen für falsch.

Dennoch sei er der Ansicht, dass viele Touristen Nacktbaden am Strand nicht gerne sehen. Um keinen Zweifel an seiner Meiung aufkommen zu lassen erklärte Vélez, ihm sei beigebracht worden, dass es korrekt sei, wenn man angezogen ist und das Gegenteil unkorrekt sei.

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