Demos für mehr Würde


Am 1. Mai protestierten in den beiden Provinzhauptstädten 6.000 Canarios „Für das Streikrecht. Gegen die Arbeitslosigkeit und die Armut.“ Foto: EFE

Im ersten Quartal stieg die Arbeitslosenquote erneut auf über 25%

Kanarische Inseln – Bei den Demonstrationen zum Tag der Arbeit am 1. Mai gingen Tausende Canarios auf die Straße, um gegen die hohe Arbeitslosigkeit und die prekären Arbeitsverhältnisse zu protestieren.

Angeführt von den wichtigsten lokalen Gewerkschaftsvertretern und begleitet von diversen Politikern, zogen in Santa Cruz de Tenerife etwa 2.000, in Las Palmas de Gran Canaria rund 4.000 Personen durch die Innenstadt. Den erheblichen Zuspruch führten die Gewerkschaften auf die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der Arbeitsmarktsituation und der Ausnutzung dieser Lage seitens zahlreicher Unternehmer zurück.

Die Teilnehmer forderten die Wiederherstellung der während der Krise abgeschafften Rechte, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Förderung der Festeinstellung und die Erhöhung der Löhne sowie die Teilhabe an den inzwischen verbesserten wirtschaftlichen Bedingungen vonseiten der Bürger. Dabei gehe es vor allem um die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Verbesserung der Lebensbedingungen der Familien. Auf den Plakaten standen Botschaften wie „Für würdevolle Arbeitsplätze und Löhne“, in den Straßen waren Rufe wie „Gewalt ist, nicht bis an das Monatsende zu kommen“ oder „Gehaltskürzung für die Leiter der Unternehmensverbände“ zu hören.

Das soziale Drama hält an

Die neuesten Daten belegen, dass sich der soziale Notstand der Bevölkerung trotz eines leichten Aufschwungs der Wirtschaft bislang kaum verbessert hat.

Nach der letzten Umfrage der aktiven Bevölkerung (EPA) von Ende März ist die Arbeitslosenquote nach dem Ende der Weihnachtskampagne erneut auf 25,6% gestiegen. Damit ist jeder vierte Canario arbeitslos. Die Zahl der Arbeitslosen hat sich um 5.800 auf 279.800 erhöht. Dabei handelt es sich bei 120.000 Personen um Langzeitarbeitslose, also um Personen, die seit mehr als zwei Jahren vergeblich nach einer Anstellung suchen.

Der Anteil der befristeten Arbeitsverhältnisse liegt dabei bei 33%. Bei den neu abgeschlossenen Arbeitsverträgen handelt es sich bei 90% um Zeitarbeit.

Besonders erschreckend ist auch die hohe Jugendarbeitslosigkeit. Gemäß den neuesten Daten der EU-Statistikbehörde Eurostat gehören die Kanarischen Inseln zu den Regionen mit der höchsten Jugendarbeitslosigkeit in Europa. Unter den 276 europäischen Regionen werden die Kanaren nur von 13 Gebieten – hauptsächlich in Griechenland und Italien – übertroffen. Demnach gelingt es jedem zweiten jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren, der sich auf Stellensuche befindet, nicht, eine Anstellung zu finden. Die erschreckend hohe Arbeitslosenquote unter jungen Menschen liegt auf den Kanaren bei 51,3%.   

Im Vergleich zum ersten Quartal 2016 ist die Zahl der Haushalte, in denen alle Mitglieder arbeitslos sind, von 98.100 auf 102.000 gestiegen. Die Kanarischen Inseln sind die einzige autonome Region Spaniens, in der diese Zahl weiter angewachsen ist.

Das Durchschnittseinkommen der kanarischen Haushalte ist im vergangenen Jahr nach Angaben des Nationalen Statistikinstituts INE nur leicht auf 22.450 Euro angestiegen, liegt aber weiterhin 4.000 Euro unter dem nationalen Durchschnitt. Rund 35% der Haushalte gaben an, nur „mit großer Mühe“ bis ans Monatsende zu kommen.

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