Der Brexit trifft die Tomatenbauern


Die Exporte nach Großbritannien stürzen in den Keller

Kanarische Inseln – Im vergangenen Jahr und im Zuge des Brexit sind die Exporte der Kanarischen Inseln nach Groß­britannien eingebrochen. Nach den Daten des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie und Wettbewerbsfähigkeit wurden seit Beginn der statistischen Erhebung vor 21 Jahren noch nie so wenige Waren von den Kanaren nach Großbritannien exportiert wie im vergangenen Jahr.

Insgesamt war 2016 kein gutes Jahr für die kanarischen Ausfuhren, die um 18% zurückgingen. Doch hinsichtlich der Exporte nach London war das Jahr katastrophal, denn hier wurde ein Rückgang von über 27% verzeichnet. Insbesondere die Landwirte und Bauern steckten bereits in der Krise, die nun durch die Abwertung des Britischen Pfunds weiter verschärft wird. Während es sich bei Großbritannien früher um den Hauptabnehmer für kanarische Produkte handelte, gingen die Exporte im vergangenen Jahr um rund 20 Millionen Euro auf knapp 52 Millionen Euro zurück. Im Vergleich zu den Daten von 2011 kommt dies einem Rückgang von etwa 60% gleich.

Den Großteil der kanarischen Exporte nach Großbritannien machen Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte aus (30%), wobei die Tomaten der wichtigste Posten sind.

Roberto Goiriz, Präsident des Jungbauernverbandes der Provinz Las Palmas (Asaja), bestätigte: „Die Abwertung des Britischen Pfunds bedeutet ein weiteres Handicap für die Produktion von Tomaten und Gurken.“ Der Einbruch der Exporte nach Großbritannien und Nordirland sei „erschreckend“, die Bauern seien „verunsichert und besorgt“ im Hinblick auf die Zukunft. Laut Goiriz würden die Tomatenbauern bis Saisonende im Mai weiter ihre Ware nach London und Belfast versenden. Doch sei die Zukunft aufgrund des Produktionsrückganges, des Brexits und der Unterstützung der EU von Konkurrenzländern wie Tunesien, wo den Einwohnern eine Lebensgrundlage geschaffen werden soll sowie eine Alternative zur Auswanderung, ungewiss.

Die Wirtschaft im Wandel

Der Ökonom Fernando Redondo beobachtet einen grundlegenden Wandel. Demnach würde die Region immer weniger Produkte, wie Tomaten, Gurken oder Maschinen, und stattdessen zunehmend Dienstleistungen an das Ausland verkaufen, wie beispielsweise die Reparatur- und Wartungsarbeiten von Bohrinseln in den kanarischen Häfen. Damit würden alte Strukturen aufgeweicht und die Wirtschaft umstrukturiert.

Auch zeigte Redondo auf, die Kanaren würden sich der angestrebten Stellung als Drehpunkt zwischen den Kontinenten und Basis für nach Afrika exportierende Unternehmen immer weiter annähern.

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