Der deutsche Botschafter besuchte die Kanaren


Im Regierungssitz in Santa Cruz fand ein Treffen mit dem Vizepräsidenten der kanarischen Regierung, Román Rodríguez, statt. Foto: wb

Der Diplomat sprach mit Vertretern der kanarischen Regierung und der Inselverwaltungen von Gran Canaria und Teneriffa

Kanarische Inseln – In der letzten Novemberwoche war Wolfgang Dold, der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Spanien, zu Besuch auf den Kanarischen Inseln. Es handelte sich um eine der Reisen, die er seit seiner Ernennung im September 2018 in die verschiedenen spanischen Regionen unternimmt.
Nach einem Besuch in der Deutschen Schule in Tabaiba, wo ihm die Schüler einen herzlichen Empfang bereitet hatten, traf er mit Román Rodríguez, dem Vizepräsidenten und Ressortchef für Finanzen und Europäische Angelegenheiten der kanarischen Regierung, zusammen. Bei dem Gespräch ging es unter anderem um die Diversifizierung von Investitionen der Bundesrepublik auf den Inseln. Der Botschafter äußerte am Ende des Gesprächs den Wunsch, die Präsenz deutscher Unternehmen auf den Kanaren weiter zu verstärken, insbesondere im technologischen und digitalen Sektor. Die wirtschaftliche Situation von Europa im Allgemeinen und der Kanaren im Besonderen war ein Hauptthema des Gesprächs, bei dem auch der Tourismussektor behandelt wurde, denn nicht umsonst liegt Deutschland an zweiter Stelle, was die Besucherzahlen auf den Kanarischen Inseln betrifft. Román Rodríguez unterstrich die umfassenden Kenntnisse des Botschafters über die Realität der Kanaren, insbesondere in ihrer Eigenschaft als ultraperiphere Region, und bat um die Unterstützung der Bundesrepublik in einer so wichtigen Situation wie der Verhandlung über den neuen Finanzrahmen der EU. Auch ein Treffen mit Pedro Martín, dem Präsidenten der Inselverwaltung, stand auf dem Programm, bei dem es ebenfalls um Themen wie Wirtschaft und Tourismus ging.
Zuvor hatte Wolfgang Dold auf Gran Canaria Gespräche geführt. Unter anderem mit dem Regierungsbeauftragten Salvador León Ojéda, mit dem er wichtige Tagesthemen erörterte, wie die erfreulich geringe Kriminalität gegenüber Touristen. Mit dem Vizepräsidenten der Inselverwaltung von Gran Canaria, Teodoro Claret Sosa Monzón, diskutierte der Botschafter ebenfalls über die wirtschaftliche Situation der Kanaren, die Förderung des Tou­rismus und den Ausbau der Flugkapazität, aber auch über alternative Energie und Meerwasser-Entsalzungsanlagen.
Vor seiner Abreise fand Botschafter Dold noch Gelegenheit zu einem Besuch in Puerto de la Cruz, wo er Vertreter der deutschen Kolonie, der deutschsprachigen Kirchengemeinden, der Deutschen Schule sowie anderer Einrichtungen begrüßte. Bei dieser Gelegenheit nahm er sich auch Zeit zu einem Gespräch mit dem Wochenblatt, bei dem er die nachfolgenden Fragen beantwortete:

Ist es Ihr erster Besuch auf den Kanarischen Inseln seit Antritt Ihres Amtes als Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Spanien im September 2018?
Wolfgang Dold: Ja, das ist mein erster Besuch. Ein Botschafter muss aus seinem Büro raus und das Land besichtigen, in dem er sich aufhält. Wir, meine Frau und ich, sind in dem ersten Jahr viel gereist, waren in vielen Provinzen und Regionen Spaniens, und nun war es höchste Zeit, auch mal die Kanarischen Inseln zu besuchen.
Um welche speziellen Themen geht es bei Ihren Gesprächen mit den hiesigen Institutionen wie der kanarischen Regierung und den Cabildos und sind auch die hier lebenden Deutschen sowie die deutschen Urlaubsgäste ein Thema?
Wolfgang Dold: Natürlich steht der Tourismus ganz im Vordergrund. Wir haben über diesen für die Kanarischen Inseln sehr wichtigen Wirtschaftszweig gesprochen. Da spielt Deutschland eine große Rolle. Deutsche Touristen allein von der Anzahl her, aber auch jene, die hier leben und wohnen, das ist den Verantwortlichen hier in den Cabildos oder auch im Parlament, wo ich beispielsweise heute Nachmittag war, durchaus sehr bewusst. Der Wirtschaftsfaktor Deutschland ist hier sehr klar. Aber wir haben auch über Themen gesprochen, die über den Tourismus hinausgreifen, denn die Abhängigkeit vom Tourismus ist ja nochmal deutlich geworden in diesem vergangenen Sommer durch die Pleite von Thomas Cook, und es wäre sehr gut, wenn es gelänge, auch andere Wirtschaftszweige für deutsche Investoren zu erschließen.

Wolfgang Dold im Gespräch mit dem Wochenblatt. Foto: Moisés Pérez

Die kanarische Regierung teilte kürzlich mit, dass Frau Yaiza Castilla von der hiesigen Tourismusbehörde Sie in Madrid aufgesucht hat. Es ging darum, Flüge auf die Kanaren im Falle der Einführung einer Kerosinsteuer von der Steuer zu befreien. Was halten Sie von dieser Forderung und inwieweit könnten Sie bzw. Ihr Amt in einem solchen Fall intervenieren?
Wolfgang Dold: Ich würde die Wirkung dieser Steuer auf Flüge nicht überschätzen. Wenn man betrachtet, um wieviel Geld es geht, dann sprechen wir über einen Betrag zwischen 5 und 10 Euro pro Flug, das heißt, das ist kein Betrag, der einen Besucher, der auf die Kanaren reisen möchte, abschrecken wird. Umgekehrt ist es ganz wichtig, dass in dem Klimapaket, das die Bundesregierung beschlossen hat, selbstverständlich auch Flüge einen Beitrag zur Finanzierung der Klimamaßnahmen leisten. Meines Erachtens ist für die Kanarischen Inseln wesentlich nicht so sehr dieser Aspekt als der Aspekt Wettbewerbsfähigkeit, und ich glaube, wenn es nicht gelingt, immer an der Spitze der touristischen Ziele zu bleiben, dann kommen natürlich Konkurrenten sehr schnell auf. Ich glaube, das ist die größere Gefahr für die Kanarischen Inseln, nicht so sehr die Flugpreise. Natürlich ist da auch irgendwann einmal eine Grenze erreicht, aber es ist auch wichtig, dass sie in ihrem Angebot, in ihren Serviceleistungen wirklich immer ein Spitzenprodukt anbieten. Ich glaube, das ist für die Touristen sehr wichtig, heute mehr denn je, dass sie sich in einer Umgebung aufhalten, in der Ökologie eine Rolle spielt, das Thema Erneuerbare Energien, das Thema Müll, das Thema Abwasserbehandlung, all das sind Punkte, auf die Touristen immer mehr achten, und da liegt meines Erachtens die Herausforderung.

Gruppenfoto bei dem Empfang im Hotel Tigaiga in Puerto de la Cruz Foto: Moisés Pérez

Eine Frage, die häufig an unsere Redaktion herangetragen wird: Welche Hilfe können deutsche Bürger erwarten, die mittellos hier gestrandet sind, weil sie beispielsweise ihre Arbeit verloren haben. Und was geschieht mit alten Menschen, die viele Jahre hier gelebt haben und pflegebedürftig und hilflos wurden?
Wolfgang Dold: Man muss dabei unterscheiden, zum einen, wenn Touristen oder deutsche Staatsangehörige in Not geraten, dann gibt es natürlich die Möglichkeit, dass das Konsulat oder die Botschaft unterstützt, in Notlagen beispielsweise, indem es versucht, Angehörige zu vermitteln, indem es Überbrückungshilfen gibt zur Rückkehr nach Deutschland, dass Ersatzpapiere ausgestellt werden, damit man zurück nach Deutschland gehen kann. Diese konsularische Hilfe ist immer für Deutsche in Not da; dabei sprechen wir aber von richtigen Notlagen und nicht von „Unbequemlichkeiten“.
Was die Menschen anbetrifft, die hier ihren dauerhaften Wohnsitz haben, so gilt, dass sie in der spanischen Sozialversicherung sind, das heißt, die Leistungen, die sie beanspruchen können, sind die der spanischen Sozialhilfe. Das ist ja der berühmte „überwiegende Aufenthalt“, da muss man sich natürlich frühzeitig informieren, das ist auch etwas, wo eine Botschaft oder ein Konsulat relativ wenig beisteuern kann. Wir versuchen auf unseren Websites so viel Information wie möglich bereitzustellen, aber es empfiehlt sich, sich umfassend über die Möglichkeiten, die sich einem im spanischen Sozialversicherungssystem bieten, zu informieren, bevor der „Fall X“ eintritt. In dem Zusammenhang ist, glaube ich, auch wichtig zu sagen, es schadet natürlich nicht, wenn man ein bisschen Spanisch gelernt hat, um sich mit den Gesprächspartnern in Sozialämtern usw. zu unterhalten.

Begleitet vom Deutschen Konsul auf den Kanarischen Inseln, Herrn Wolfgang Schwarz (2.v.l.) und dem Honorarkonsul auf Teneriffa, Herrn Ángel Hernández (l.), wurden Botschafter Wolfgang Dold und seine Frau Hanna Meuß-Dold (im Bild links an seiner Seite) von Vertretern des Schulvereins und der Schulleitung an der Deutschen Schule begrüßt. Kinder aus der Grundschule sorgten mit dem Schulsong für den musikalischen Rahmen.

Gemeint sind die Menschen, die seit vielen Jahren hier leben, sich auf den Inseln niedergelassen haben, die plötzlich krank werden, hilflos und pflegebedürftig sind…
Wolfgang Dold: Wenn man sozusagen aus dem deutschen Sozialversicherungssystem ausgestiegen ist, dann ist man im spanischen Sozialversicherungssystem angekommen. Darin gibt es eine Palette von Leistungen, die nicht exakt den unseren entsprechen, aber es ist ähnlich. Es gibt ja unter den europäischen Staaten entsprechende Abkommen. Wenn man seinen überwiegenden Wohnsitz hier hat, dann sind das die Ansprechpartner.

Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für das Gespräch mit uns genommen haben.
Wolfgang Dold: Sehr gerne. Ich wünsche dem Wochenblatt alles, alles Gute und möchte vielleicht zum Abschluss noch ganz klar sagen, Zeitungen wie das Wochenblatt, die in unserer Sprache im Ausland erscheinen, erlauben den Kontakt zur Wahlheimat, und ich glaube, dass Sie in dieser Hinsicht hier auf den Kanarischen Inseln eine ganz große, auch soziale Rolle spielen.

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