Der „Mann mit dem weißen Lieferwagen“ auf Gran Canaria gefasst


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Dem 47-jährigen Familienvater werden zahlreiche Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe angelastet

Auf Gran Canaria ging schon seit mehreren Jahren die Angst um. Immer wieder war die Rede von einem Mann mit einem weißen Lieferwagen, der Frauen und insbesondere Kinder bedroht und sexuell belästigt haben soll. Wiederholt wurde in diesem Zusammenhang auch vermutet, der Mann könne in irgendeinem Zusammenhang mit dem Verschwinden von Sara Morales und Yeremi Vargas stehen, den beiden Kindern, die seit weit über einem Jahr auf Gran Canaria vermisst werden.

Doch trotz aller Bemühungen und zahlreicher Hinweise liefen die Ermittlungen meist ins Leere.

Das scheint sich nun geändert zu haben. Am 12. Oktober wurde im Stadtteil La Feria, auch Lomo El Chinche genannt, in Las Palmas de Gran Canaria ein Mann verhaftet, der im Verdacht steht, in den letzten Jahren mehrere sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen auf der Insel begangen zu haben. Bei dem mutmaßlichen Massenvergewaltiger handelt es sich um den 47-jährigen Miguel Ángel M.R., verheiratet, Vater von zwei Kindern und Eigentümer eines weißen Lieferwagens, wie ihn Opfer sexueller Übergriffe mehrfach beschrieben hatten. Im Rahmen der Festnahme wurde eine Hausdurchsuchung durchgeführt, bei der zahlreiche Beweismittel beschlag­nahmt wurden. Dasselbe gilt auch für den weißen Lieferwagen, der inzwischen von Experten untersucht wird.

Der Verhaftete wurde bereits am Tag nach seiner Festnahme dem Richter vorgeführt und gestand zur allgemeinen Überraschung fast augenblicklich. Er sei der Täter zahlreicher sexueller Übergriffe und Vergewaltigungen gewesen, die in den letzten fünf Jahren auf Gran Canaria begangen wurden, gab er zu. Er leugnete aber vehement, etwas mit dem Verschwinden von Sara und Yeremi zu tun zu haben.

Bei einer Gegenüberstellung wurde er von sieben seiner Opfer – alle jung, aber schon volljährig – erkannt. Alle Betroffenen – eine davon eine deutsche Urlauberin – hatten zur Anzeige gebracht, dass der Täter mit großer Gewalt vorgegangen sei.

Die Polizei vergleicht derzeit die DNA-Proben, die bei über 100 ungeklärten Fällen sexueller Gewalttaten auf den Kanarischen Inseln genommen wurden, mit der DNA von Miguel Ángel M.R.

Der Richter ordnete inzwischen seine Einweisung ins Gefängnis an, ohne die Möglichkeit, auf Kaution bis zur Verhandlung freizukommen. Konkret vorgeworfen werden ihm bislang sexuelle Straftaten in vier Fällen, Freiheitsberaubung, Nötigung, Bedrohung, Diebstahl sowie in einem Fall versuchte Tötung. Da die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind, ist davon auszugehen, dass in weiteren Fällen Anklage erhoben wird.

Die Ermittlungen gegen M.R. liefen bereits seit über zwei Jahren. Den entscheidenden Hinweis soll jedoch letztendlich die Anzeige einer Frau geliefert haben, die auf Fuerteventura sexuell belästigt worden war, wo der mutmaßliche Täter eine Zeitlang als Maurer arbeitete.

In den letzten Jahren tauchten mehrmals Fälle versuchter Kindesentführung auf Gran Canaria auf, die in letzter Minute verhindert werden konnten. Nach dem Verschwinden von Sara im Juli 2006 (damals 14 Jahre alt) und Yeremi im März 2007 (damals sieben Jahre alt) schrillten angesichts derartiger Nachrichten immer sämtliche Alarmglocken, sowohl bei der Bevölkerung als auch auf Ermittlungsebene. Doch wie bis dato bekannt wurde, scheinen sich selbst die Ermittler ziemlich sicher zu sein, dass M.R. nichts mit den vermissten Kindern zu tun hat. Ausgeschlossen wurde bislang jedoch nichts.

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