Der Prinz versenkt seine Schuhe im Meer


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Dreigestirn aus dem Siebengebirge landet auf Teneriffa nach phantastischer Session im rheinischen Karneval

Am Veilchendienstag hatten sie ihren letzten Auftritt. Adjutant Dirk Schneider poliert die Schuhe von Prinz Dirk I. noch einmal auf Hochglanz. Und dann ab mit den hübschen roten Slippern ins Reisegepäck.

Bad Honnef - „Nie wieder Absatzschuhe“, stöhnt Seine Tollität. Die Fuß­etuis mit den weißen Schleifchen wird der Prinz des Siebengebirgs-Dreigestirns im Meer versenken. Am Aschermittwoch verabschiedeten Dirk Pütz, Bauer Ralph Schilken und Jungfrau Johanna (Jens Wilke) die Session mit ihrer traditionsreichen Karnevalsgesellschaft Halt Pol. Am Samstag landen sie auf Teneriffa, wo sie später zur Kanaren-Rundreise einschiffen. Während in der rheinischen Heimat mit dem Beginn der Fastenzeit auch wirklich Schluss mit lustig ist, werden sie auf Teneriffa wohl noch einigen Jecken begegnen. Vielleicht singen sie dann doch noch einmal ihr eigenes Lied „Alaaf, mer fiere Karneval!“, mit dem das Trifolium aus Bad Honnef bei Bonn in den vergangenen Monaten die Säle rockte.

Welch ein staatses Dreigestirn, das im Jahre elf des neuen Jahrtausends die Narren von Bonn-Beuel bis Linz am Rhein regierte. 1.111 Kilometer legten sie dabei zurück. 155 Auftritte absolvierten Seine Tollität, Seine Deftigkeit und Ihre Lieblichkeit. Bei Prunksitzungen der Gesellschaften, aber auch in Altenheimen, Kindergärten und Schulen erfreuten sie die Jecken. Das bedeutete: 155 Mal das Mottolied singen, aber auch viele Male tanzen mit dem Hal-Pol-Männerballett „Dream-Boys vum Rhing“. Und immer wieder wurde dabei Johanna zur schwebenden Jungfrau, fest gestützt von den kräftigen Armen der Traummänner. Höhepunkt war der Karnevalszug in Bad Honnef, bei dem Prinz, Bauer und Jungfrau zentnerweise Kamelle und Strüßjer unters jubelnde Volk warfen.

So haben sich die Tollitäten ihren Urlaub auch wirklich verdient. Samt ihren Adjutanten Dirk Schneider, Tobias Merz, Christoph Wolscht und Equipe-Führer Thomas Heindl. Denn die hatten das Drumherum und das Einhalten des Zeitplans im Blick. Fuhren die „Kutsche“ des Dreigestirns, sorgten für strahlend weiße Strumpfhosen und Handschuhe des Prinzen, polierten die Krone der Jungfrau, bis sie blitzte, achteten auf die 125 Pfauenfedern, die den Hut des Bauern zieren, und auf die fünf Fasanenfedern der Prinzenmütze, damit sie beim Bad in der Menge nicht zu Schaden kommen. Sie halfen dem Prinzen in die Pumphose. Organisierten die Visagistin fürs Schminken der Jungfrau. Passten auf, dass der Dreschflegel Seiner Deftigkeit und das Spiegelchen Ihrer Lieblichkeit beim Aufbruch an Bord waren und auch die für die Stärkung unterwegs mit Namen bestickten Riesenservietten, die Halt-Pol-Präsident Jörg Pütz den Tollitäten schenkte.

Der ältere Bruder des Regenten war selbst schon Siebengebirgs-Prinz wie auch Vater und Ehrenpräsident Juppi Pütz. Über das ganze Siebengebirge mit dem berühmten und sagenhaften Drachenfels herrscht nur in jenen Jahren eine Tollität, wenn eine Karnevalsgesellschaft aus diesem Raum ein Jubiläum feiert. Die 1874 gegründete KG Halt Pol stellte bisher als einzige ein Dreigestirn, das sich von dem in Köln nicht unterscheidet. Nur beim Papst, so wie die aktuellen Kollegen aus Colonia, waren Prinz Dirk, Bauer Ralph und Jungfrau Johanna nicht. Dafür kommen sie nach Teneriffa, wo auch jener Mann weilte, der Honnef einst mit dem Begriff „das rheinische Nizza“ adelte, Alexander von Humboldt.

Von Roswitha Oschmann  

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