Designer-Baby rettete Bruder das Leben


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Ärzte betrachten den siebenjährigen Andrés als geheilt

Am 13. März feierte Andrés seinen siebten Geburtstag und erhielt von den Ärzten das schönste Geschenk, das man ihm machen konnte

Sevilla – Ab sofort muss er nicht mehr alle 15 Tage ins Krankenhaus, um eine Bluttransfusion über sich ergehen zu lassen, eine Behandlung, mit der er seit seiner Geburt lebte. Bis vor fünf Wochen litt Andrés noch an einer schweren Form von genetisch bedingter Thalassämie. Obwohl die Krankheit nicht nur als unheilbar gilt und schlimms­tenfalls sogar tödlich enden kann, geht es Andrés nun wesentlich besser. Und alles dank seines kleinen Bruders Javier, dem ersten sogenannten „Designer-Baby” Spaniens. Aus der Nabelschnur des vor fünf Monaten geborenen Babys wurden Stammzellen entnommen und Andrés transplantiert. Die ganze Prozedur dauerte fünf Wochen. Sein Körper habe die Zellen perfekt angenommen, erklären die Ärzte nun. Inzwischen stimmt das Blut von Andrés zu 95% mit dem seines Bruders überein. Er gilt „praktisch als genesen”.

Seine Eltern Soledad Puertas und Andrés Mariscal wollten sich nie damit abfinden, ein sterbenskrankes Kind zu haben. Sie entschieden sich für die sogenannte Präimplantationsdiagnostik, die dazu dient, bei einem mit Eizellen und Sperma im Reagenzglas gezeugten Embryo bestimmte Erbkrankheiten und Chromosomen-Abweichungen zu erkennen, bevor es zu einer Einpflanzung in die Gebärmutter kommt. So konnte sichergestellt werden, dass das ausgewählte Embryo zwar eng mit Andrés verwandt war, jedoch ohne Gendefekt auf die Welt kommt. „Wir haben uns nie schuldig gefühlt, noch haben wir Angst gehabt”, verteidigte sich Soledad, als sie nach möglichen ethischen Zweifeln befragt wurde.

Auch das Ärzte-Team, das den gesamten Prozess betreut hat, weist eine ethische oder moralische Debatte zu diesem Thema, wie sie ein breiter Sektor der katholischen Kirche in Spanien losgetreten hat, zu­rück. „Diejenigen, die so ein Thema aufwerfen, sind nur Gruppen, die manipulieren wollen und bestimmte Interessen verfolgen. Ich verstehe nicht, wie man der Gesellschaft die Möglichkeit auf gesunde Kinder absprechen will”, erklärte der Leiter der Abteilung für Genetik und künstliche Befruchtung des Virgen del Rocío-Krankenhauses in Sevilla.

Spanien ist eines der wenigen EU-Länder, in denen die Auswahl von Embryonen erlaubt ist. Allerdings nur mit der Bedingung, das nachweisbar ein anderes Leben gerettet werden kann.

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