Deutsche als Arier?


Als regelmäßige Lottospielerin habe ich jüngst in meiner benachbarten Lotterie-Annahme ein Heftchen mit Sommerrätseln ausliegen sehen. Ansprechend gestaltet, mit sommerlicher Frische, habe ich das Blättchen mitgenommen… und keine Minute später in die Ecke geschleudert. Denn: auf einer Seite war ein 4-teiliger Rebus (auf Spanisch: Jeroglífico) mit dem Untertitel „Am nächsten 7. Juli kannst Du einer werden“ zu lösen. Im Kasten abgebildet waren eine Musiknote, das Wort Ego, der Großbuchstabe „N“ und das Bild von einem lächelnden blonden Jungen mit welligen Haaren, der auf seinen T-Shirt eine kleine deutsche Flagge trug. Anfangs brachte ich den Jungen mit Fußball und der Nationalmannschaft in Verbindung – es ist ja WM! 7 Seiten weiter fand ich die Lösung zum Rebus-Rätsel. Das ist kein Fußballjunge, sondern sollte ein Arier sein (auf Spanisch „ario“, das Lösungswort ist „Mi-Yo-N-Ario“ bzw. „Millionario“ – also Millionär).

Ich bin entrüstet, dass so ein großes modernes Staatsunternehmen wie die Lotería Nacional, immerhin die älteste Lotterie der Welt, die nicht nur Spanien, sondern auch international sehr viele Menschen erreicht, sich solcher Vorurteile und Bilder bedient, auf die viele Menschen extrem empfindlich reagieren, um es sehr mild auszudrucken. Als Deutsche identifiziere ich mich nicht mit dieser über 70-jährigen und nachhaltig schädigenden Negativassoziation, die sehr naiv und unschuldig hier dargestellt wird. Ich hätte mehr Verantwortung und kulturelles Bewusstsein von der Lotería erwartet.

Lisa B.
Arona

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